piwik no script img

Corona-Lockerungen in GroßbritannienSchritt für Schritt

In England sind wieder Treffen und Sport im Freien erlaubt. Bis Juni will die Britische Regierung alle Restriktionen beenden.

Endlich wieder raus: Am Nordseestrand von Bamburgh im Nordosten Englands am Montag Foto: Lee Smith/reuters

London taz | Der Ilkeston-Fahrradklub in der Grafschaft Derbyshire wollte keine Sekunde zu spät die neue Freiheit begrüßen: Nach dem letzten Läuten der Kirchenglocken um Mitternacht feierten Sechsergruppen den zweiten Schritt der britischen Corona-Lockerungen und verschwanden – endlich wieder! – gemeinsam voller Elan im Dunkeln der leeren Landstraßen.

Manche Mitglieder hätten sich über ein Jahr lang nicht gesehen, teilte einer der Fahr­ra­d­en­thu­si­as­t*in­nen der BBC mit. Der erste Corona-Lockdown begann in Großbritannien im März 2020.

Seit Montag dürfen sich in England gemäß dem Stufenplan der britischen Regierung Menschen wieder draußen treffen und sich zum Sport unter freiem Himmel begeben – darunter Schwimmen in Freibädern, Fußball und Golf. Für bis zu sechs Personen aus verschiedenen Haushalten, Kinder mitgezählt, sind Treffen erlaubt, solange sie dabei Abstand wahren.

Familien und Menschen, die aus nur zwei verschiedenen Haushalten kommen, können sogar die Sechserregel überschreiten.

Als nächstes sind die Friseure dran

Wichtig dabei ist ein neuer Teil des Regierungsmantra für die Bekämpfung der Pandemie. Er heißt „in frischer Luft“. Treffen mit Personen aus anderen Haushalten in geschlossenen Räumen sind weiterhin nicht gestattet. Aber Hochzeiten sind wieder erlaubt, nach monatelang verschobenen Terminen, wenngleich nur mit höchstens vier Gästen.

Auch in den anderen Ländern des Vereinigten Königreichs werden die Regeln gelockert, wobei in Wales das Verreisen zu Urlaubszwecken nur innerhalb von Wales und nur für Personen aus Wales gestattet ist.

Großbritannien hat sich einen Fünfstufenplan gegeben, um parallel zum Rückgang der Neuinfektionen und zum Fortschreiten der Impfungen die Beschränkungen des sozialen Lebens bis zum 21. Juni vollständig aufzuheben. Als erstes waren am 8. März die Schulen wieder geöffnet worden und es wurde wieder erlaubt, unter freiem Himmel eine einzige Person zu treffen.

Die dritte Stufe ist für den 12. April geplant, unter anderem mit der Wiederöffnung der Außengastronomie, aber auch von Friseuren und Büchereien. Ab 17. Mai sollen Restaurants und Kneipen auch innen öffnen und Menschengruppen von bis zu 30 Personen erlaubt werden, bevor am 21. Juni alle Restriktionen fallen.

Die Stufen sind in Abständen geplant, um genau beobachten zu können, wie sich die Lockerungen auf die Pandemie auswirken. Die Entwicklung gibt zu Hoffnung Anlass. Im ganzen Land wurden bis Sonntag rund 30,15 Millionen Menschen geimpft, bei rund 68 Millionen Einwohnern, davon rund 3,5 Millionen auch mit der Zweitimpfung. Die Neuinfektionen sind auf wenige tausend täglich gesunken, die britische 7-Tage-Inzidenz liegt bei rund 57, und auch die Todeszahlen sind mittlerweile niedriger als in vergleichbaren europäischen Ländern.

Dies lässt hoffen, dass der Großteil der verletzlichsten Menschen nun geschützt ist und dass der Weg zum normalen Leben ohne neue Verschärfungen fortgesetzt werden kann. Ungewiss ist derzeit noch, ab wann und wohin Bri­t*in­nen in den Urlaub fahren könnten.

Mit der neuen Sechserregel und schönem Wetter im Anmarsch denken so manche Bri­t*in­nen aber schon jetzt nur an eines: Picknicks mit Tee und Barbecues im Garten. Yes!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Großbritannien ist zu beneiden!

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Brexit means Brexit -- Nach den Daten der Europäischen Union hat UK 20 Millionen Impfdosen von den bislang 30 Millionen verimpften Dosen aus der EU erhalten.

    Klartext:



    Ohne die EU und ohne deren Impfstofflieferungen würde Großbritannien heute am Rande brasilianischer Verhältnisse entlang schlittern. Bei 65 Millionen Einwohnern und 150.000 Coronatoten - trotz Impfkampagne - gibt es eigentlich nichts zu beschönigen - und schon gar nicht über die Umstände, auf welche Art und Weise Brexit Boris den Impfstoff für sich vereinnahmen konnte. Die EU hat nur 30 Millionen Dosen von den 180 Millionen zugesagten Dosen von Astra Zeneca geliefert bekommen -- trotzdem der Vertrag mit AZ einen Tag früher als der mit UK im August 2020 unterzeichnet wurde.

    Mir fällt da keine Begründung ein warum die EU die nächste Lieferung an UK nicht sanktionieren sollte wenn AZ seinen vertraglichen Verpflichtungen weiterhin nicht nachkommt.

    AZ Impfdosen sind vorhanden - 29 Millionen Dosen die in einem Werk in Italien herumstehen wurden bislang gefunden.

    Darüber hinaus hat es Mitte letzten Jahres Brexit Boris abgelehnt mit der EU eine Impfallianz einzugehen - also sollte sich Großbritannien wie Mitte 2020 von Johnson gefordert und zugesagt sich auch selbst versorgen.