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Kunsttipps der WocheWas Schönheit ausmacht

Erik Schmidt schüttelt sein Haar, David Horvitz stellt Aufgaben und Sarah Lucas lässt ihre Bunnies herumsitzen. Es lohnt sich, entlangzuschlendern.

Erik Schmidt, „I Love My Hair“, 1997 (Videostill, Ausschnitt), Super 8 transferred to DVD, 10:15 min Foto: Courtesy of the artist and carlier | gebauer, Berlin/Madrid

E s ist doch ein Graus mit den Schönheitsidealen: Gerade ging es Pilli noch gut, aber dann schaut sie von der U-Bahn aus auf die Magazine am Kiosk. Ein Fehler. „Die Models bringen sie schlecht drauf“. Prompt beginnen ihre Haare zu kleben und zu jucken. In der Videoarbeit „I love my Hair“ aus dem Jahr 1997 trägt Erik Schmidt die Episode aus dem Leben des Großstadtmädchens aus dem Off vor – geschrieben hat er sie und andere selbst – während er im Bild pausenlos exaltiert den Kopf beziehungsweise sein Haupthaar hin und her schüttelt. Eine herrliche kleine, herrlich-widersprüchliche Arbeit ist es, deren Beat im Kopf bleibt – samt Text und Bild natürlich.

Zu sehen ist sie in der gleichnamigen Schau bei carlier | gebauer, die als Schaufensterausstellung während der zweiten Ausgabe von „Sunday Open. Lights on!“ eröffnet wurde. Ausgestellt sind dort außerdem noch Arbeiten von Nan Goldin, Paul Graham und Stephanie Kloss. „I love my Hair“ ist der zweite Teaser für die kommende Gruppenausstellung „ongoing schmidt pick“. Diese soll nach aktueller Planung am 6. März beginnen und bildet wiederum den Auftakt für das 30-jährige Jubiläum der Galerie.

Homeschooling mit David Horvitz

Geöffnet war am vergangenen Sonntag, zum Anlass von „Lights on!“ auch die Tür zu Porcino, dem kleinen Projektraum vor der Kreuzberger Galerie ChertLüdde. Mehr oder weniger zumindest. Der Künstler David Horvitz hatte dort ein Plakat aufhängen lassen. Auf diesem war ein Satz, besser gesagt eine Aufgabe – „make a photograph of someone who is not here“ – und eine kleine 4 zu lesen. Um die vierte seiner „Lessons“ handelte es sich nämlich. Horvitz zeigt diese (theoretisch) gerade im Nassauischen Kunstverein im Rahmen des Stipendiums „Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen“.

Ausgedacht hat er sie sich in seiner Rolle als Künstler und Vater einer fünfjährigen Tochter als eine Art Lehrplan fürs Homeschooling. Jede Lesson ist eine kleine Anregung, sich der gegebenen Situation aktiv und kreativ zu stellen. Gebrauchen können die gewiss nicht nur Kinder. Auf die Wiesbadener Ausstellung sei daher an dieser Stelle verwiesen – auch wenn sie fern von Berlin stattfindet. Mitmachen kann man gut auch von hier aus, die erledigten Hausaufgaben können an david.horvitz{a}kunstverein-wiesbaden.de geschickt und damit Teil des Projekts werden.

Sarah Lucas und die Bunnies

Schon seit dem 12. Dezember weht „Hurricane Doris“ von Sarah Lucas durch die Räume von CFA in Charlottenburg. Die Ausstellung ist nicht extra fürs Schaufenster konzipiert, damals konnte man sogar noch rein. Die ziemlich auffälligen Kreaturen, die dort abhängen, sind aber auch durch die Scheiben recht gut sichtbar. Weiterentwicklungen sind es jener stereotyp weiblichen Softsculptures, die Lucas als „Bunnies“ bereits in den 1990ern fertigte: barbrüstige, kopflose aus ausgestopften Nylonstrümpfen gefüllte Figuren, deren Endlosbeine in Highheels stecken und die sich auf Designersesseln oder Podesten in sich selbst verknotet räkeln.

Selbstbewusster wirken die Posen der neuen Skulpturen in Vergleich zu den früheren, aufgeweckter, verspielter. Hintergründe und noch besser Einblicke liefert ein Video auf der Website der Galerie, in der die Künstlerin Angela Bulloch, der die Skulptur „Angel“ gewidmet ist, mit Kunstkritiker Duncan Ballantyne-Way durch die Ausstellung führt.

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