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Bob-Dominator Francesco FriedrichBald noch unschlagbarer

Wegen Corona findet die WM nicht in den USA, sondern in Altenberg statt. Francesco Friedrichs Ziel: der Beste bleiben – jetzt, bei Olympia und überhaupt.

Schon wieder Erster: Dauersieger Francesco Friedrich freut sich am Königssee Foto: dpa

ALTENBERG taz | Unerwartet hat Francesco Friedrich wieder ein Heimspiel. Ursprünglich sollten die Bob-Weltmeisterschaften im US-amerikanischen Lake Placid ausgetragen werden. Doch wegen der Coronapandemie finden in diesem Winter jedoch alle Rennen in Europa statt. Und so darf der Rekordweltmeister aus Pirna wieder vor seiner Haustüre im Eiskanal in Altenberg antreten.

Doch anders als bei den Titelkämpfen 2020, die auch schon im Erzgebirge stattfanden, geht es der 30-Jährige es diesmal gelassen an. „Der Druck ist geringer“, sagt er, „wir werden auch wieder gut sein, aber wir können dieses Jahr entspannter die Aufgabe angehen.“

Bei der WM 2020 hatte Francesco Friedrich unbedingt die Bestmarke von Eugenio Monti einstellen wollen. Der Italiener hatte in den fünfziger Jahren sechs Mal hintereinander Gold im Zweier gewonnen. Als Friedrich dies geschafft hatte, gestand sein Anschieber Thorsten Margis: „Wir hatten einen enormen Druck, und wir hatten auch die Momente, in denen wir uns nicht sicher waren.“ Zwölf Monate später sagt Friedrich: „Diesen Titel haben alle von uns erwartet.“

Alles Weitere ist jetzt Zugabe. Zumindest bei Weltmeisterschaften. Friedrichs Blick richtet sich schon auf Olympia 2022 in Peking. Denn auch da will er sich in die Geschichtsbücher einschreiben. „Wir wollen unbedingt Doppel-Gold bei den Spielen verteidigen, das hat höchste Priorität“, sagt Friedrich. Denn noch nie ist es einem Bobpiloten gelungen, bei zwei aufeinander folgenden Spielen die Konkurrenz im Zweier und im Vierer zu gewinnen.

Die Materialfrage im Vierer

Wegen dieses übergeordneten Zieles war Francesco Friedrich, den alle nur Franz nennen, nicht sonderlich glücklich über die Verlegung der WM. Einerseits kennt er die Altenberger Bahn bestens, weshalb die Vorbereitung einfacher für ihn und seine Truppe war. „Im Hinblick auf Olympia wäre für uns trotzdem Lake Placid besser gewesen“, sagt er, denn im Bobsport komme es nicht nur auf die Leistung des Fahrers und seiner Anschieber an, sondern auch auf den Schlitten. Und in diesem Bereich habe er im Vierer Nachholbedarf. „Wenn wir dort hätten sehen können, dass unser Vierer besser läuft, als die Jahre davor, dann wäre das für uns auch gut gewesen“, so seine Argumentation.

Was soll beim Team Friedrich noch besser laufen? Beim Weltcupfinale in Innsbruck-Igls gewann er die Weltcup-Kombination aus Zweier und Vierer – insgesamt der vierte Triumph im Gesamtweltcup. Dazu die beiden Disziplinenwertungen Bei den insgesamt 16 Weltcup-Rennen hieß der Sieger 15-mal Francesco Friedrich. Lediglich ein Mal war Johannes Lochner im Zweier schneller.

Vor der WM in Altenberg aber sagt er: „Das ist eine Weltmeisterschaft, die hat nichts mit dem Saisonverlauf zu tun.“ Dies sei ein Rennen für sich, bei dem es auf die Tagesform ankomme. Vor allem vor Hansi Lochner hat er Respekt, aber auch die Letten um Oskars Melbardis sowie die Kanadier mit Justin Kripps hat er auf seiner Liste. Deshalb warnt der Sachse vor Übermut: „Man darf sich nicht hochloben lassen. Wir haben noch vier Läufe vor uns, die wir alle gut bestreiten müssen.“

Neuer Anschieber

Um weiter konkurrenzfähig zu sein, hat er in diesem Winter sein Team neu geordnet. Statt ausschließlich Thorsten Margis, der ihn zu fünf WM-Siegen im Zweier beschleunigt hat, durfte in dieser Saison bei der Hälfte der Rennen Alexander Schüller anschieben. Auch im Vierer musste der 31-jährige Margis dem acht Jahre jüngeren Schüller als letzter Mann Platz machen und sitzt nun direkt hinter dem Piloten.

Diese Umbesetzung geschah schon im Hinblick auf Olympia 2022. „Doppel-Doppel-Gold ist noch keinem gelungen“, sagt Friedrich, „das wäre ein guter Rekord.“ Aber noch lange nicht das Ende. 2023 findet die WM wieder in St. Moritz statt. „Das sind dann zehn Jahre nach dem ersten WM-Titel“, sagt Rekordjäger Friedrich. Auch ein besonderer Ort in der Laufbahn von Francesco Friedrich.

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