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Linksradikale Szene in Berlin„Ich lebe noch“

Das Szeneportal Indymedia hat den Berliner CDU Abgeordneten Kurt Wansner für tot erklärt. Der spricht von einem unterirdischen Niveau.

Kurt Wansner am Oranienplatz beim Verteilen von Flugblättern Foto: Christian Mang
Interview von Plutonia Plarre

taz: Herr Wansner, Totgesagte leben länger?

Kurt Wansner: Ja. Das habe ich auch auf der Internetseite meines Kreisverbands geschrieben. (lacht) Ich bin in Kreuzberg und lebe noch.

Das linke Szeneportal Indymedia hat Sie für tot erklärt. Sie seien in einer Munitionsfabrik in der Türkei verbrannt, als sie einen Deal mit Gummigeschossen für die Berliner Polizei einfädeln wollten.

Kein deutscher Politiker würde zurzeit auf die Idee kommen, in die Türkei zu Erdoğan zu fahren. Außerdem habe ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas mit Militär zu tun gehabt. Ich war nicht bei der Bundeswehr und habe nie eine Pistole in der Hand gehabt. Das Niveau der linksradikalen Kreise ist mittlerweile unterirdisch.

War es mal besser?

Ja. Ich bin ja nicht erst seit gestern in Kreuzberg. Vor 40 Jahren hatten wir hier noch richtige Hausbesetzungen. Mit den Leuten habe ich auch diskutiert. Das war nicht einfach, es gab oft Gebrülle. Aber manchmal hatten wir auch einen Konsens.

Wie sah der aus?

Wir wollten diese Stadt erhalten, wir wollten den Altbau erhalten. Ich war damals beim Bauamt und habe Altbausanierung gemacht. Jedes Haus, das abgerissen wurde, hat auch mir wehgetan. Mit den Linksradikalen von heute kann man sich nicht mehr unterhalten.

Im Interview: Kurt Wansner

73, hat Maurer gelernt. Seit 1995 sitzt er für die CDU im Abgeordnetenhaus

Haben Sie sich nicht auch verändert und sind weiter nach rechts abgedriftet?

Mich ärgert es immer, wenn man mir das unterstellt. Im Gegenteil. Ich bin für eine weitere Erhöhung des Mindestlohns. Ich komme aus der Arbeiterschaft. Da wird man nicht rechtsradikal.

Durch Indymedia haben Sie aber mal wieder Schlagzeilen gemacht.

Wissen Sie, ob ich in den Medien bin oder nicht, das ist mir egal. Wenn man so lange wie ich im Abgeordnetenhaus ist, ist man nicht mehr so verrückt danach.

Die Autonomen waren immer Ihre Lieblingsfeinde. Auch auf die Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann haben Sie sich eingeschossen.

Frau Herrmann macht sich das Leben selber schwer. In dieser Coronakrise aus rein ideologischen Gründen die Unterstützung der Bundeswehrsoldaten abzulehnen – das ist ja irre!

Wie man hört, treten Sie bei der Abgeordnetenhauswahl im Herbst noch mal an. Wie kommt das?

Mein Kreisparteitag hat mich fast einstimmig auf Platz eins aufgestellt. Also kann ich nicht so viel falsch gemacht haben.

Monika Herrmann geht auch ins Abgeordnetenhaus. Wie finden Sie das?

Offenbar hat sie sich vorgenommen, Verkehrspolitik zu machen. Da kann ich nur sagen: arme Stadt.

Vielleicht sollten Sie in den Verkehrsausschuss wechseln?

Kommt nicht in Frage. Innenpolitik und Verfassungsschutz – das sind meine Themen.

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