: Diktatur ersetzt Diktatur
Die Weltmeisterschaft der Modernen Fünfkämpfer wird von Belarus nach Ägypten verlegt
Eine schnelle Lösung war gefragt. Vergangenen Freitag erst entschloss sich der Weltverband des Modernen Fünfkampfs, seine WM im Juni nicht wie geplant im von Unruhen erschütterten Belarus auszutragen. Der Druck auf die Sportfunktionäre war zu groß geworden, gerade nachdem auch die Eishockey-WM dort zuvor vom zuständigen Internationalen Sportverband abgesagt wurde. Für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Tokio im August ist die WM jedoch für die Modernen Fünfkämpfer von großer Bedeutung.
So nahm der Weltverband das Angebot Ägyptens, die Weltmeisterschaft zwischen dem 7. und 13. Juni zu organisieren, nun dankend an. Dass auch in Ägypten eine Diktatur die Menschenrechte mit Füßen tritt, bewertete man offensichtlich nicht als hinderlich. Anders als in Belarus sind die Proteste dort nicht so sichtbar.
Zudem hat das Internationale Olympische Komitee lediglich gegen Belarus Position bezogen. Nach langem Zögern wurden über das dortige NOK Sanktionen verhängt. Regierungschef Lukaschenko, der auch dem NOK vorstand, wurde von allen olympischen Aktivitäten ausgeschlossen. Fördergelder werden nur noch direkt an die Sportler überwiesen.
Ägypten wird nun dagegen von den Sportfunktionären mit Lob überschüttet. Der Weltverband der Modernen Fünfkämpfer erklärte, der Umzug nach Kairo sei „eine erneute Demonstration von Ägyptens Gastgeberfähigkeiten“. Bereits 2017 fand dort die Fünfkampf-WM statt. Die Junioren-WM wird ebenfalls dieses Jahr in Ägypten, in Alexandria, ausgetragen. Augenblicklich profiliert sich Ägypten mit der WM der Handballer. Als Gastgeber globaler Sportevents arbeitet sich Ägypten Stück für Stück weiter nach vorn. In der Rangliste der Pressefreiheit (Platz 166 von 180) stehen dagegen nur wenige Länder schlechter da. Die Sportfunktionäre bekümmert das wie gewohnt wenig. (taz)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen