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Bund-Länder-Beschluss zum HomeofficeUnerträglicher Zustand beendet

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Dass sich Bund und Länder erst jetzt an die Betriebe und Büros wagen, ist fatal. Eine Pflicht zum Homeoffice wäre aber auch nicht richtig.

Homeoffice zur rechtlichen Regel und bleibt nicht weiter die Ausnahme Foto: Karl F./imago

D as ist aber auch höchste Zeit. Ab kommenden Mittwoch wird das Homeoffice zur rechtlichen Regel und bleibt nicht weiter die Ausnahme. Dann tritt die neue Corona-Arbeitsschutzverordnung von Arbeitsminister Hubertus Heil in Kraft. Damit setzt er den wohl wichtigsten Beschluss des Bund-Länder-Treffens vom Dienstag um.

Endlich wird der unerträgliche Zustand beendet, dass die Bundeskanzlerin und die Regierungschefs der Länder sich auf bloße und deswegen allzu folgenlos gebliebene Appelle an die Arbeitgeber beschränken. Dass gegenwärtig weit weniger Menschen im Home­office arbeiten als noch im vergangenen Frühjahr während der ersten Coronawelle, zeigt anschaulich, wie notwendig und überfällig eine staatliche Regelung ist. Sicher gibt es etliche Arbeitgeber, die schon jetzt verantwortlich mit ihren Beschäftigten umgehen. Aber es sind leider viel zu wenige.

Es steht außer Frage, dass die Kon­takt­reduzierung entscheidend für die Pandemiebekämpfung ist. Dass sich Bund und Länder trotzdem erst jetzt an die Betriebe und Büros wagen, ist fatal. Denn es sind ja nicht nur die Begegnungen am Arbeitsplatz das Problem, sondern auch die kollektive Bewegung hin und zurück. Dass es in etlichen Ländern Ausgangsbeschränkungen gibt, nach denen es untersagt ist, allein auf einer Parkbank zu sitzen, während bislang tatenlos zugeschaut wurde, wie sich die Menschen auf ihrem Weg zur und von der Arbeit in Bussen und Bahnen drängen, gehört zu den Absurditäten der staatlichen Coronapolitik.

Sollte es da nicht besser statt einer Verpflichtung des Arbeitgebers, Homeoffice anzubieten, gleich eine Homeofficepflicht geben? Die Wirkung wäre dann sicherlich noch größer. Aber das würde die individuelle Lebens- und Wohnsituation der Beschäftigten unberücksichtigt lassen. Hier geht es auch um Zumutbarkeiten. Es gibt sehr gute und zu respektierende Gründe, warum Menschen an ihrem Arbeitsplatz arbeiten wollen. Allerdings zeigt das Beispiel der taz, wo schon längst gilt, was jetzt allgemeine Regel wird: Die große Mehrzahl der Beschäftigten bleibt zu Hause, wenn es möglich gemacht wird.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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5 Kommentare

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  • Eine Pflicht hätte aber ja zur Folge gehabt, dass Bund, Länder und Kommunen ihren Beschäftigten auch unmittelbar Homeoffice hätten ermöglichen müssen... Ein Schelm wer böses dabei denkt!

  • In unserer Firma läuft das sehr gut. Auf der Fläche, wo normalerweise bis zu 50 Leute arbeiten, sind aktuell nie mehr als 6 oder 7 da.



    Ich bin einer dieser wenigen, weil bei mir zu Hause ein halbwegs sinnvoller Arbeitsplatz nicht machbar ist. Eine Pflicht würde bedeuten, dass entweder meine Produktivität extrem nach unten ginge oder meine Firma mich in 100% Kurzarbeit schicken bzw. frei stellen müsste.

  • "Dass sich Bund und Länder trotzdem erst jetzt an die Betriebe und Büros wagen, ist fatal." Und zeigt, welche Denkmuster Corona immer noch nicht aufbrechen konnte: Der Staat darf der Wirtschaft halt einfach nicht zu sehr reinreden, weil die besser weiß, wie sich Probleme machen, pardon lösen lassen.

    • @Libuzzi:

      Es ist so ERBÄRMLICH

    • @Libuzzi:

      Hier im Viertel hing mal monatlang ein XXL-Plakat, auf dem stand: "Die Arbeit stirbt zuletzt".

      Und scheinbar ist es nicht falsch. Auch wenn alles, aber auch fast alles abgeschafft und verboten wird: Die heilige Arbeit bleibt unberührt.