: Bescherung für Konzertschuppen auf dem Kiez
Geld für Schallschutz und 25 Jahre lang reduzierte Miete: Hamburgs rot-grüne Koalition möchte dem „Molotow“ an der Reeperbahn langfristig helfen
Aus dem Antrag, den SPD und Grüne in die Hamburgische Bürgerschaft einbringen wollen
Von Alexander Diehl
„Den Regierungsfraktionen sind der Erhalt und die Unterstützung der Hamburger Clubkultur und der Livemusik-Clubs ein wichtiges Anliegen“: So steht es in einem gemeinsamen Antrag, den SPD und Grüne am 16. Dezember in die Hamburgische Bürgerschaft einbringen wollen. Dabei geht es nicht um die Linderung akuter Nöte infolge von Coronapandemie und eingestelltem Konzertbetrieb. Ermöglicht werden soll vielmehr der „Betrieb eines Livemusik-Clubs mit einer Mindestdauer von 25 Jahren zu einem fest vereinbarten Mietzins“.
Gemeint ist das „Molotow“ im Stadtteil St. Pauli: Der Club hatte seine Adresse lange Jahre in einem relativ günstigen Gebäudekomplex am Spielbudenplatz, in den „Esso-Häusern“. Ins Exil musste er ziemlich genau vor sieben Jahren: Wegen akuter Einsturzgefahr wurden die Häuser evakuiert, auch das Molotow durfte nicht mehr betreten werden. Mehrfach wechselte der Club seither seine Adresse, aber stets hofften die Betreiber:innen, zurückzukehren in die Nachbarschaft von Wachsfigurenkabinett und Musicaltheater.
Bloß ist St. Pauli inzwischen Gentrifizierungsschauplatz. Hier kommt die Stadt Hamburg ins Spiel: Zum einen, weil sie im vergangenen November das letzte Baufeld auf dem Gelände sozusagen selbst übernahm: Sie hat sich verpflichtet, ein dort zu errichtendes Gebäude zu kaufen und dann zu vermieten.
Zum anderen nun also der Bürgerschaftsantrag der rot-grünen Regierungskoalition. Der erkennt an, dass „Clubs immer weniger Chancen“ hätten, „finanzierbare Betriebsorte zu finden“. Die Lösung: Maximal knapp 1,9 Millionen Euro fließen für einmalige bauliche Maßnahmen, etwa für den Schallschutz – „erst dadurch“, so SPD und Grüne, „wird ein Clubbetrieb möglich“. Darüber hinaus soll ein städtebaulicher Vertrag mit der Bauherrin dafür sorgen, dass die entstehende Livemusik-Spielstätte 25 Jahre lang zu einem Mietpreis von zunächst 10,42 Euro brutto je Quadratmeter vermietet wird; Mietanpassungen in folgenden Jahren würden auf den Verbraucherpreisindex begrenzt.
Wann die Bauarbeiten beginnen, ist nicht klar: Im Februar ging man von einem Beginn im nächsten Jahr aus – aber das war vor Corona.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen