Debatte um Impf-Reihenfolge: Die Alten zuerst
Natürlich stecken junge Menschen gerade viel zurück, die meisten sind wegen Corona besonders vorsichtig. Aber die Alten sind es auch.
Wer darf zuerst – ist das wirklich die Frage? Foto: dpa
Zu den ersten Menschen, die seit Anfang dieser Woche gegen das Coronavirus geimpft werden, gehören die über 80-Jährigen: weil sie besonders gefährdet sind.
Die erste Berlinerin, die sich gegen das Coronavirus impfen ließ, heißt Gertrud Haase. Sie habe lange überlegt, welche Bluse sie zu dem Termin anziehen soll, damit sie ohne Probleme den Oberarm frei bekomme, sagte die 101-Jährige: bloß keine Umstände machen.
Nun überlegen manche Jüngere, ob es okay ist, dass die Alten zuerst geimpft werden. Sie rechnen es auf mit der wahrscheinlichen Rest-Lebenszeit. Geht’s noch?
Es ist klar, dass bei jeder Art von Priorisierung Graustufen verlorengehen, die es in der Gesellschaft gibt: Es gibt junge Leute, die wegen einer Autoimmunerkrankung, einer Behinderung oder anderer Faktoren Risikopatient:innen sind. Und es gibt Menschen, die schneller geimpft werden sollten, weil sie eine Nähe zu Risikopatient:innen haben. Dazu gehören Lehrer:innen, die in einer Schule für Behinderte unterrichten, Eltern von Autoimmunerkrankten und Mitarbeiter:innen in Pflegeheimen. Diese zählen konsequenterweise zu den Ersten, die geimpft werden. Und schon sind wir wieder bei den Graustufen: Diese Mitarbeiter:innen sind teilweise jung, teilweise aber auch selbst schon Rentner:innen, die wegen der Coronakrise in den Beruf zurückgekehrt sind. Das gilt es anzuerkennen – gerade nachdem für sie zwar geklatscht wurde, eine finanzielle Anerkennung aber nicht spürbar ist. Diese Menschen sind wegen ihres Berufs oft mit dem Tod konfrontiert. Das verschärft sich durch die Pandemie. Die Situation ist angespannt.
Oder man wartet einfach ab, bis man selbst dran ist mit Impfen – eine gute Übung für das Alter
Natürlich stecken junge Menschen gerade viel zurück, die meisten sind wegen Corona besonders vorsichtig. Aber die Alten sind es auch.
Überlegt man sich die Alternativen, damit die Jungen nicht klagen, sieht es mau aus. Sollten etwa die Jungen zuerst geimpft werden? Die Intensivbetten und das Pflegepersonal blieben auf unabsehbare Zeit überlastet. Sollte man die Reihenfolge verlosen? Die Impflogistik ist sowieso überlastet, der Impfstart in Oberfranken musste deshalb verschoben werden. Oder man wartet einfach etwas ab, bis man selbst dran ist mit Impfen – und übt sich im Teetrinken. Eine gute Übung für das Alter.
Debatte um Impf-Reihenfolge: Die Alten zuerst
Natürlich stecken junge Menschen gerade viel zurück, die meisten sind wegen Corona besonders vorsichtig. Aber die Alten sind es auch.
Wer darf zuerst – ist das wirklich die Frage? Foto: dpa
Zu den ersten Menschen, die seit Anfang dieser Woche gegen das Coronavirus geimpft werden, gehören die über 80-Jährigen: weil sie besonders gefährdet sind.
Die erste Berlinerin, die sich gegen das Coronavirus impfen ließ, heißt Gertrud Haase. Sie habe lange überlegt, welche Bluse sie zu dem Termin anziehen soll, damit sie ohne Probleme den Oberarm frei bekomme, sagte die 101-Jährige: bloß keine Umstände machen.
Nun überlegen manche Jüngere, ob es okay ist, dass die Alten zuerst geimpft werden. Sie rechnen es auf mit der wahrscheinlichen Rest-Lebenszeit. Geht’s noch?
Es ist klar, dass bei jeder Art von Priorisierung Graustufen verlorengehen, die es in der Gesellschaft gibt: Es gibt junge Leute, die wegen einer Autoimmunerkrankung, einer Behinderung oder anderer Faktoren Risikopatient:innen sind. Und es gibt Menschen, die schneller geimpft werden sollten, weil sie eine Nähe zu Risikopatient:innen haben. Dazu gehören Lehrer:innen, die in einer Schule für Behinderte unterrichten, Eltern von Autoimmunerkrankten und Mitarbeiter:innen in Pflegeheimen. Diese zählen konsequenterweise zu den Ersten, die geimpft werden. Und schon sind wir wieder bei den Graustufen: Diese Mitarbeiter:innen sind teilweise jung, teilweise aber auch selbst schon Rentner:innen, die wegen der Coronakrise in den Beruf zurückgekehrt sind. Das gilt es anzuerkennen – gerade nachdem für sie zwar geklatscht wurde, eine finanzielle Anerkennung aber nicht spürbar ist. Diese Menschen sind wegen ihres Berufs oft mit dem Tod konfrontiert. Das verschärft sich durch die Pandemie. Die Situation ist angespannt.
Oder man wartet einfach ab, bis man selbst dran ist mit Impfen – eine gute Übung für das Alter
Natürlich stecken junge Menschen gerade viel zurück, die meisten sind wegen Corona besonders vorsichtig. Aber die Alten sind es auch.
Überlegt man sich die Alternativen, damit die Jungen nicht klagen, sieht es mau aus. Sollten etwa die Jungen zuerst geimpft werden? Die Intensivbetten und das Pflegepersonal blieben auf unabsehbare Zeit überlastet. Sollte man die Reihenfolge verlosen? Die Impflogistik ist sowieso überlastet, der Impfstart in Oberfranken musste deshalb verschoben werden. Oder man wartet einfach etwas ab, bis man selbst dran ist mit Impfen – und übt sich im Teetrinken. Eine gute Übung für das Alter.
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Schwerpunkt Coronavirus
Kommentar von
Nicole Opitz
Redakteurin
Seit 2019 bei der taz. Interessiert sich vor allem für Feminismus, Gesundheit & soziale Ungleichheit. BVHK-Journalismuspreis 2023. Derzeit in Schreibpause.
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