Lärm an Bahngleisen: Züge müssen leiser bremsen
Gütereisenbahnen müssen in Deutschland ab sofort mit Flüsterbremsen fahren. Auf Kontrollen verzichtet das Bundesverkehrsministerium.
„Für viele Anwohner von Schienenstrecken führt dies zu einer spürbaren Erleichterung, vor allem nachts beim Schlafen“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, eines Bündnisses aus Gewerkschaften, Naturschutzverbänden und Verkehrsclubs. Im Güterverkehr haben private Anbieter einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent, der Rest entfällt auf die Deutsche Bahn.
Für die Lärmminderung haben die Eigner die alten, lauten Graugussbremsen ausbauen und durch Flüsterbremsen ersetzen lassen. Bei den neuen Bremssohlen werden die Oberflächen der Waggonräder nicht mehr aufgeraut, deshalb sind sie leiser. Deutschland hat als erstes EU-Land den Einsatz der alten Bremsen untersagt. Ein EU-weites Betriebsverbot kommt erst im Jahr 2024.
Die Allianz pro Schiene sieht in der Neuerung einen „Meilenstein für den Lärmschutz im Verkehr“. Der Verband der privaten Güterwagenhalter VPI, dessen Mitglieder Waggons vermieten oder herstellen und auf Flüsterbremsen umgestellt haben, sieht den Erfolg allerdings in Gefahr.
Denn das Bundesverkehrsministerium hat im November angekündigt, im Jahr 2021 die Missachtung der neuen Vorschriften nicht zu sanktionieren. „Es ist mehr als ärgerlich, wenn Wagen aus dem Ausland nun entgegen den Vorgaben des Schienenlärmschutzgesetzes im kommenden Jahr noch sanktionsfrei mit lauten Graugusssohlen in Deutschland verkehren dürfen“, kritisierte Malte Lawrenz, Vorsitzender des VPI.
Nach Angaben des Verbands melden Mitglieder, dass erste Kunden prüfen, moderne leise Wagen abzumieten und stattdessen wieder mit alten lauten Wagen zu fahren. „Das führt zu unnötig mehr Lärm auf der Schiene und zu einem Wettbewerbsnachteil für die Halter, die ihre Flotten gesetzeskonform zum diesjährigen Fahrplanwechsel umgerüstet haben“, sagte Lawrenz.
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