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das portraitCorona knockt die Boxerin Sarah Scheurichaus

Im Sommer bei Olympia im Mittelgewicht kämpfen – das ist Sarah Scheurichs Ziel. Wenn Olympia denn stattfindet. Als deutsche Meisterin und Vize-Europameistern hat die Schwerinerin gute Voraussetzungen, sich für Olympia zu qualifizieren. Doch die 27-Jährige hat einen Rückschlag erlitten: Im September hatte sie sich mit dem Coronavirus infiziert. Mehr als einen Monat lang durfte sie nicht trainieren. „Alles, was ich in den letzten Monaten aufgebaut habe, kann man nicht nutzen“, sagt sie. „Das muss ich jetzt neu aufbauen.“

Im September hatte sie sich in einem Trainingslager des Deutschen Boxverbandes (DBV) in Österreich infiziert – und mit ihr fast die ganze Boxmannschaft. Im gleichen Hotel wie die Boxer*innen befanden sich Fußballer in Quarantäne, einer war infiziert. Davon erfuhren die Boxer*innen erst bei der Ankunft, und das, obwohl der DBV schon vor Abreise informiert war. „Ich finde, man hätte jeden selbst entscheiden lassen sollen, ob er das Risiko eingeht und mitkommt“, sagt Scheurich. Sie hält es für unnötig, während einer Pandemie in einem vollen Flieger nach Österreich zu fliegen.

Die junge Sportlerin litt nicht nur unter dem Sportentzug in Folge der Infektion, sondern auch unter Zukunftsängsten. „Es tat sehr weh, so zurückgeworfen zu werden“, so Scheurich. „Ich hatte Angst, nicht mehr an den Punkt zu kommen, wo ich vorher war.“ Sie erlitt eine Depression, die in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurde. Dort sollten ursprünglich nur Medikamente gegen ihre Krankheit ADHS eingestellt werden.

Kurz vor Weihnachten fährt Scheurich wieder nach Hause und kann Weihnachten mit der Familie verbringen. Das Training hat sie während der Therapie wieder aufgenommen. Sie versucht jetzt, die Lücke vom Herbst aufzuholen. „Ich glaube, dass ich da wieder hinkommen werde“, sagt sie. Sie ist sich aber nicht sicher, ob es die Topleistung wird, die sie sich für Olympia gewünscht hatte. Trotzdem bleibt das ihr Ziel. „Ich will optimal vorbereitet sein für Olympia, nicht nur gerade so.“ Lissy Malethan

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