Ergebnisse des Autogipfels: Geld für die Falschen
Beim Autogipfel zwischen der Branche und der Politik blieb die Weichenstellung falsch. Die Anreize für umweltschonende Technik reichen nicht.
D ie Bundesregierung investiert mal wieder Milliarden in die Autobranche, und wie so oft ist das keine gute Investition. Das Ergebnis des jüngsten Autogipfels zwischen VertreterInnen der Branche und der Politik: Es wird viel zu viel Geld in die falschen Autos gesteckt.
Vorgesehen ist etwa ein Austauschprogramm für Lkw – was die EU-Kommission übrigens für die europäische Ebene abgelehnt hat. Hierzulande wird es eine Abwrackprämie für Laster geben, wenn ein neues Fahrzeug angeschafft wird. Geld gibt es auch für neue konventionelle Fahrzeuge. Zwar werden mit Strom oder Wasserstoff betriebene Lkw stärker gefördert, aber die Weichenstellung bleibt falsch. Für Hersteller und für Käufer ist der Anreiz nicht groß genug, tatsächlich auf eine umweltschonende Technik umzusatteln. Das verzögert die Antriebswende: Unternehmen, die sich jetzt mit Hilfe der Prämie neue Diesel-Lkw kaufen, werden in den nächsten Jahren nicht auf andere Antriebe oder gar Verkehrsmittel umsteigen.
Eines wird doch angesichts der Erderhitzung und überfüllter Straßen niemand bezweifeln: Gütertransporte müssen so weit wie möglich auf Schienen- oder Wasserwege verlegt werden, und zwar schnell und nicht erst in der übernächsten Dekade. Die Weichen dafür müssen jetzt gestellt werden, etwa mit einer höheren Maut für Lkw. Wo der Fahrzeugtransport alternativlos ist, müssen die Fahrzeuge umweltfreundlich fahren – elektrisch oder mit Wasserstoff. An diesen Zielen sollte sich jede staatliche Maßnahme orientieren.
Auch bei der weiteren Förderung von Plug-In-Hybriden, also Autos mit Verbrenner- und Strommotor, geht es in die falsche Richtung. Erfahrungen und Studien zeigen, dass Hybride überwiegend als Verbrenner genutzt werden, die Motoren sind oft umwelttechnisch völlig veraltet. Wenn die Autos nur dazu dienen, Elektromotoren spazieren zu fahren, dürfen sie nicht gefördert werden. Technologisch sind diese Fahrzeuge eine Sackgasse, sie hindern die Autoindustrie an der notwendigen Transformation. Schon deshalb sollte die Bundesregierung deren Förderung umgehend einstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk