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Ganz raus statt nur lüften

Die Nutzung alternativer Lernorte fordert die Lehrer*innengewerkschaft GEW. Vereine der Umweltbildung wären gern dabei, wollen aber ein Konzept – und bräuchten auch Geld

Von Lotta Drügemöller

Es ist nicht so, als ob es außerschulischen Unterricht aktuell nicht gäbe: Schulklassen gehen in Büchereien oder auf Wochenmärkte, erkunden Wildwiesen oder versuchen sich an Theaterprojekten. Von „Unterrichtsgängen“ ist dann die Rede, im Curriculum für Bremer Schulen sind sie durchaus erwünscht.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) tat also nichts Revolutionäres, als sie vergangene Woche erneut eine stärkere Einbindung außerschulischer Lernorte forderte; die Schüler*innen sollten in Tanzschulen und Künstler*innen-Werkstätten, in Musikschulen und sogar Fitnesscentern lernen, so die Gewerkschaft. Die Raumnot der Schulen könnte so gelöst, die Klassen während der Coronapandemie entzerrt werden.

Seit dem Frühsommer fordert die GEW den Unterricht in Halbgruppen. „Das würde uns ein sichereres Gefühl geben“, so die Landessprecherin und Grundschullehrerin Barbara Schüll. Dass die andere Hälfte der Kinder zuhause bliebe und dort womöglich berufstätigen Eltern Homeschooling abverlangt, das wäre dafür nicht nötig – sofern nun eben weitere Orte akquiriert und zusätzlich nach Möglichkeit externe Mitarbeiter*innen für die Betreuung genutzt werden könnten.

Nach Schüll könnte das gleich mehrere Probleme lösen. „So zu tun, als ob nur in Schulen Lernen stattfindet, ist doch falsch“, sagt die Lehrerin. Bei Theater- und Tanzprojekten könnten die Schüler*innen sich mit Sprache auseinandersetzen, etwas Eigenes schaffen, selbständiger werden. Auch, dass neben diesen Kernkompetenzen der eigentliche Lehrplan zu kurz komme, hält sie nicht für wahrscheinlich – schließlich lernen die Schüler*innen in der halbierten Zeit im Klassenraum in kleineren Gruppen: „Die Kinder erreichen wir in den halben Klassen viel besser, das hat der kurze Versuch vor den Sommerferien gezeigt“, so Schüll.

Bei den Umweltverbänden in Bremen stößt die Idee von mehr außerschulischem Unterricht durchaus auf Zustimmung. „Wir haben uns sofort angesprochen gefühlt“, so Sabine Schweitzer von der Koordinierungsstelle Umweltbildung Bremen. Zwölf Träger aus dem Umweltbereich sind Mitglied bei der Institution, alle haben eigene Honorarkräfte, eigene Gelände und bereits Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

„Wir könnten auf jeden Fall mehr Angebote bereitstellen, als wir das aktuell tun“, so Tanja Greiß vom BUND. Viele der zehn bis 15 regelmäßigen Honorarkräfte des BUND seien momentan kaum beschäftigt, weil viele Veranstaltungen ausfallen. „Was wir also bräuchten“, so Greiß, „ist eine klare Absprache.“

Es fehlt am Bekenntnis der Schulbehörde – auch zur Teilung der Klassen

An der mangelt es auch dann, wenn Angebote genutzt werden: Schon jetzt besuchen während Corona viele Klassen die Kinderwildnis auf dem Stadtwerder – allerdings oft ohne Ankündigung. So kommt es vor, dass bis zu fünf oder sechs Klassen gleichzeitig auf dem Gelände seien. „Mit mehr Kooperation könnten wir auch auf fachlich was vermitteln“, so Greiß.

Was es noch bräuchte ist Geld. Aktuelle Angebote werden bereits vom Umweltressort finanziert, Schulen können sie buchen. Für weitere Projekte, müssten die Schulen extra zahlen. Dafür bräuchte es ein klares Bekenntnis der Behörde – eventuell auch zur Teilung der Klassen.

Diese Absprache fehlt. „Die Bildungsbehörde lehnt alle Vorschläge zur Entzerrung rigoros ab“, klagt Schüll. Immerhin: Nächste Woche soll es noch einmal zu einer Aussprache kommen. Bis dahin verrät Pressesprecherin Annette Kemp immerhin, dass der vermehrte außerschulische Unterricht im Ressort durchaus auf der Tagesordnung steht: „Klassen können beispielsweise in aktuell nicht öffentlich genutzten Museen gehen, um dort einen themenspezifischen Unterrichtstag zu verbringen“, so Kemp.

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