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das ding, das in gute hände kommtDas restituierte Waschbecken

Anfang des 16. Jahrhunderts geschmiedet, von den Nazis geklaut, vom Museum jetzt restituiert: Das Lavabo der Familie Goldschmidt Foto: Sven Adelaide/Landesmuseum Oldenburg

Eine perfekte Dramaturgie: Gerade ist der Film „Winterreise“ mit Bruno Ganz angelaufen (taz berichtete), da teilt das Oldenburger Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte mit, ein unrechtmäßig in die Sammlung gelangtes, frühneuzeitliches Gefäß zu restituieren. Und zwar an den Sohn des von Ganz im Film verkörperten Flötisten Günther Goldschmidt, der einer alteingesessenen großbürgerlichen jüdischen Familie aus Oldenburg entstammte. Martin Gold­smith wurde 1952 in den USA geboren, er ist ein bekannter Radiomoderator und Musikkritiker der Washington Post.

Bereits 2002 hatte er die Geschichte seines Vaters aufgeschrieben und veröffentlicht, die bohrenden Fragen des Sohnes zu Verfolgung und Flucht der Familie Goldschmidt unterm NS-Regime. Gemeinsam mit dem dänischen Regisseur Anders Østergaard entstanden Drehbuch und Film, der handelt von der nie erzählten, verdrängten Geschichte eines jüdischen Musiker-Ehepaares, dem 1941 die Flucht aus NS-Deutschland in die USA gelang.

Reichsweit erstmals hatte die NSDAP im Freistaat Oldenburg die absolute Mehrheit erhalten, und zwar bei der Landtagswahl vom 29. Mai 1932. Sogar schon vorher, ab März 1932 waren jüdische Familien dort Repressalien und Übergriffen durch nationalsozialistische Funktionsträger ausgesetzt. Die Großeltern von Martin Goldsmith waren bald gezwungen, ihr Haus weit unter Wert zu verkaufen, infolge von Ausgrenzung und wirtschaftlicher Not musste die Familie zwischen 1932 und 1939 viermal umziehen und weite Teile ihres Hausstandes und ihrer Kunstgegenstände veräußern. Dazu gehört auch der im 16. Jahrhundert gefertigte Lavabo-Kessel aus Messing, der 1934 in die Sammlung des Oldenburger Landesmuseums gelangte: Lavabo bedeutet Hand-Waschbecken. Es handelt sich in diesem Fall laut Museum um „kein Judaicum und eher um einen weltlichen Gegenstand“, wobei das Judentum den Alltag durch eine Vielzahl von Anlässen ritueller Händewaschung gliedert – nach dem Aufstehen, vor dem Essen, nach dem Sex, vorm Gebet – die sich kaum von üblichen Hygienemaßnahmen unterscheiden.

Die veräußernde Bertha Goldschmidt hatte 1934 lediglich 20 Reichsmark erhalten, heute in etwa 80 Euro – ein Umstand, der für die Provenienzforschung am Oldenburger Landesmuseum die Unrechtmäßigkeit des Erwerbs bestätigt. Bertha Goldschmidt glückte 1939 die Emigration nach England. Ihre Eltern wurden im KZ ermordet.

Der Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler Marcus Kenzler, seit 2011 zuständiger Provenienzforscher am Oldenburger Landesmuseum, freut sich, nun den Lavabo-Kessel an Martin Goldsmith, den rechtmäßigen Erben, zurückgeben zu können: „I can assure you that it shall occupy a place of honor in my household“, ließ der wissen, also: Das Familienstück werde einen Ehrenplatz in seinem Haushalt bekommen. Die Geschichte zeige, „dass es auch vor 1933 schon NS-verfolgungsbedingte Verluste von jüdischem Eigentum gab“, sagt Kenzler. „Damit wird ein neues Kapitel in der Provenienzforschung geschrieben.“

Bettina Brosowsky

„Winterreise“ läuft derzeit in ausgewählten Kinos in Hamburg, Hannover, Bremen, Oldenburg, Mitte November auch in Lüneburg

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