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Start der Volleyball-BundesligaEinfach nur schmettern

Die Klubs kämpfen ums finanzielle Überleben. Bleiben die Hallen leer, wird es schwer, die Verbindung mit den Fans aufrechtzuerhalten.

Gefahrenabwehr am Netz: Cody Kessel und Eder Carbonera im Einsatz für die Berlin Volleys Foto: imago/lorenz

Man stelle sich einmal vor, der FC Bayern München und Borussia Dortmund würden sich gemeinsam auf die Saison vorbereiten. Was im Profifußball undenkbar erscheint, ist im Volleyball durchaus möglich – zumindest theoretisch: So planten die beiden Branchenführer aus Berlin und Friedrichshafen, sich im Sommer bei einem Turnier auf Gran Canaria fit zu machen.

Die Kooperation des Bundesliga-Rekordmeisters vom Bodensee und des Hauptstadtklubs, der in der Hierarchie längst die Führung übernommen hat, das hätte durchaus Charme gehabt. Doch dazu ist es nicht gekommen, weil dieses fiese Virus die hehren Plänen auch in diesem Fall vereitelte: Weil das Auswärtige Amt die kanarischen Inseln zum Coronarisikogebiet erklärte, mussten die BR Volleys und der VfB Friedrichshafen schweren Herzens zu Hause bleiben.

Es sind auch für den Volleyball schwierige Zeiten, in denen es vor allem darum geht, irgendwie zu überleben und auf die Rückkehr zur Normalität zu hoffen. Wie in allen anderen Ballsportarten, die nicht Fußball heißen, geht es um die nackte Existenz, wenn dauerhaft Zuschauereinnahmen ausbleiben. Während die Multimillionenbranche auch ohne Fans planen kann, solange üppige Fernsehgelder fließen, benötigt der Rest zahlungswillige Kunden in den Hallen, um das Budget decken zu können.

Für die Volleyballer bedeutet es auf ihrem eingeschlagenen Weg, professionelle Strukturen zu schaffen, einen herben Rückschlag, dass die Ränge aufgrund der Pandemie bis auf Weiteres weitgehend leer bleiben. „Die Auswirkungen der Krise werden uns noch einige Jahre begleiten“, sagt Kaweh Niroomand. Der Geschäftsmann ist nicht nur Manager des Serienmeisters BR Volleys, sondern gilt bei den Vereinen auch als Vordenker. Berlins Macher erlebt gerade, „wie die Verbindung zu Fans und Sponsoren, die man über Jahre geschaffen hat, langsam verloren geht. Das alles muss wieder neu aufgebaut werden.“

Drei größere Klubs hat die Volleyball-Liga durch die Pandemie schon verloren

Die Folgen sind bereits zu spüren, mit den Alpenvolleys, Rottenburg und Eltmann sind der Liga gleich drei Protagonisten abhandengekommen. Ein Aderlass, der schwer zu verkraften ist. Auch Niroomand kokettierte vor Monaten mit einem Rückzug des Branchenführers, um auf die aus seiner Sicht wenig zufriedenstellende Entwicklung aufmerksam zu machen. Die Drohgebärde, in die polnische Liga überzulaufen, ist jedoch derzeit kein Thema mehr.

Dennoch liegen Probleme auf dem Tisch, Anfang September trafen sich Vertreter der Vereine in Frankfurt, um ihre Situation zu analysieren. Im Gegensatz zur Konkurrenz haben es die Volleyballer nämlich auch mit interner Konkurrenz zu tun. Während das weibliche Geschlecht im Fußball, Handball, Basketball und Eishockey nur eine Nebenrolle spielt, agieren die Frauen im Volleyball auf Augenhöhe. Die Männerliga müsse „darüber nachdenken, warum sie sich nicht besser entwickelt“, sagt Niroomand: „Wir liegen in allen statistischen Parametern hinter den Frauen zurück.“

Videoanalysen in den Wohnungen der Spieler

Ganz andere Sorgen treiben die Verantwortlichen am anderen Ende der Republik um: In Friedrichshafen haben sie nicht nur mit dem Coronavirus zu kämpfen, sondern auch damit, dass die Heimspielstätte nicht mehr zur Verfügung steht. Kurz vor Saisonbeginn wurde die altehrwürdige ZF Arena, in der der VfB zahllose Erfolge feierte, von den Behörden geschlossen. Die mehr als 50 Jahre alte umgebaute Messehalle sei akut einsturzgefährdet. „Das war ein echter Schock für uns“, sagt Friedrichshafens Trainer Michael Warm: „Wir haben nicht nur unsere Halle, wir haben unsere Heimat verloren.“

Beim Herausforderer müssen sie bis auf Weiteres improvisieren, das Training findet in täglich wechselnden Hallen statt, die Videoanalysen werden in Wohnungen von Spielern abgehalten. Die Suche nach einer neuen Heimat kann sich bis Mitte oder Ende November hinziehen, „bis dahin“, so Warm, „bleiben wir eine Reisetruppe. Wir sind jetzt Nomaden.“ Das erste Auswärtsspiel der Saison fiel aus, weil die Nachwuchstruppe vom VC Olympia Berlin, die in der 1. Liga außer Konkurrenz an den Start geht, von der U20-EM in der tschechischen Republik mit acht Coronafällen zurückkehrte.

Auch dieses Beispiel zeigt, auf welch dünnem Eis sich die Branche bewegt. Michael Warm will sich davon jedoch nicht entmutigen lassen. Sein Credo lautet: „Wir verschwenden keine Zeit mit Jammern.“ Für die Volleyballer ist das im Überlebenskampf eine durchaus kluge Einstellung.

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