piwik no script img

Buchmesse gecancelt?Nicht mit uns!

Das Virus bestimmt auch den Literaturbetrieb. Wir lassen uns nicht aufhalten, sondern machen ein Leseprogramm in der taz-Kantine mit namhaften Autor*innen und streamen die Gespräche auf taz.de

Von Susanne Knechten

Alles war vorbereitet. Standzeichnungen diskutiert, Personalpläne geschrieben, Schutzschilde für Tische und Gesichter besorgt und auch literweise Desinfektionsmittel. Seit 30 Jahren sind wir als taz bei der Buchmesse in Frankfurt am Main präsent, das Publikum wertschätzt uns – und tazpresso gibt es ja auch immer. Magisches Denken – ach, das wird schon! – hatte keinen Zweck. Dabei war das, was wir in der taz schon für dieses Bücherfest vorbereitet hatten, nur ein Krümel gegen das Gebirge an Vorarbeit, die das Organisationsteam der Buchmesse geleistet hat.

Was gab es alles an ausgefeilten Hygienekonzepten, damit die Buchmesse doch stattfinden kann. Gangbreiten, Einlasspolitik, Lüftungsstrategie. Alles neu, perfekt geplant und mit allen Beteiligten kommuniziert. Dann aber kamen neue Quarantäneregelungen für die Einreise nach Deutschland. Kurz gesagt: Dieses Corona ist ein Miststück.

Aber zum Glück haben wir das Internet, das Digitale – und immer allerlei Ideen, sowieso. In die taz-Kantine verlegen wir jetzt unsere eigene „Woche des Buchs“. Wir laden Autor*innen ein und sprechen mit ihnen über ihre Literatur, ihre neuen Bücher – und auch über das eingegrenzte Leben in Pandemiezeiten. Die Buchmesse selbst stellt eine Bookfest-Liveshow auf die Beine, die am Samstag, 17. Oktober, den ganzen Tag im Netz zu sehen sein wird, kostenlos für alle. Die taz zeigt einen Zusammenschnitt des Gesprächs mit Zeit-Literaturredakteur Ijoma Mangold und dem Schriftsteller Marko Martin, moderiert von Doris Akrap.

Nächsten Montag, am 12. Oktober, kommt Jakob Hein zu uns. Er hat das vielleicht menschenfreundlichste Buch der Saison verfasst: „Hypochonder leben länger und andere gute Nachrichten aus meiner psychiatrischen Praxis“. Mit ihm spricht Jan Feddersen. Am Dienstag begrüßt Ulrich Gutmair die Journalistin und Schriftstellerin Anna Prizkau, die in ihrem Debüterzählband „Fast ein neues Leben“ viele Geschichten von Migration und der Sehnsucht, dazuzugehören, erzählt. Als Kind schämte sie sich für ihre Eltern. Am „Hallo“ ihres Vaters erkenne man schon, dass er kein Deutscher sei. Neben der neuen, rätselhaften Freundlichkeit, bleiernen Höflichkeit und warmen Distanziertheit, mit der sich das fremde Mädchen konfrontiert sieht, müsse es immer wieder Schläge einstecken. Kommenden Mittwoch kommt Ronya Othmann, sehr beliebte taz-zwei-Kolumnistin, in die taz Kantine, die mit „Die Sommer“ ein viel beachtetes und ausgesprochen populäres Debüt hingelegt hat. Der Roman handelt von den Sommern in dem jesidischen Dorf ihrer Großeltern und erzählt zärtlich und wütend von einer zerrissenen Welt. Sie wird live von taz-Redakteur Jan Feddersen vorgestellt. Am Donnerstag erwartet Sie ein Bühnengespräch mit Zeit-Literaturredakteur Ijoma Mangold und dem Schriftsteller Marko Martin, moderiert von Doris Akrap. Mangold beobachtet in seinem aktuellen Buch „Der innere Stammtisch“, wie Meinung im Affekt entsteht und wie ideologisch Politisches bewertet wird. Der Reiseschriftsteller und Journalist Marko Martin schaut sich in seinem Buch „Die verdrängte Zeit“ die Kultur der DDR an. Beide habe einen sogenannten Migrationshintergrund und haben ein besonderes Gespür für die subtilen Bewegungen der deutschen Gemüter.

Schon vor der Abendveranstaltung in der taz-Kantine werden die taz-Redakteure Jan Feddersen und Manuel Schubert am Donnerstag um 17 Uhr in einem digitalen taz Talk mit Eva Berendsen und Meron Mendel von der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank über „Cancel Culture“ sprechen, ein Thema, das zurzeit die gesamte politische Szene sehr bewegt. Freitag, den 16. Oktober, schließlich spricht taz-Redakteurin Doris Akrap mit Maik Fielitz und Holger Marcks über deren aktuelles Buch „Digitaler Faschismus: Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus“, 19 Uhr im digitalen Format.

Susanne Knechten, Mitarbeiterin der taz-Werbeabteilung, organisiert seit vielen Jahren die taz-Präsenz auf der Frankfurter Buchmesse.

Am Dienstag, 13. 10. erscheint die 16-seitige Literaturbeilage literataz. Alle Infos zu den Veranstaltungen unter: taz.de/talk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen