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Die WahrheitFeine Pinkel und robuste Haufen

Die merkwürdigsten Museen der Welt (10): Das geräumige Nachttopfmuseum im niedersächsischen Wasbüttel. Gleich neben Calberlah.

Hübsch verziert ist gut fürs Geschäft: Nachttopf aus der DDR Foto: Frank Schäfer

Dienstagmorgens um halb zehn in Niedersachsens tiefster Tiefebene. Ich fahre durch Wasbüttel. „Hassbüttel“, scherzen die Nachbardörfler aus Calberlah seit Jahrhunderten. Die Straßen sind leer gefegt, weil die erwachsene Bevölkerung im Volkswagenwerk nebenan knechtet, und die anderen das tun, was Niedersachsen an einem Dienstagmorgen nun mal so tun. Vermutlich Schnaps saufen.

Eine einzige Verkehrszählerin steht in orangefarbener Warnweste am Straßenrand und führt eine Strichliste. Ich sehe ein kurz aufflammendes Glück in ihren Augen, als ich vorbeifahre, bevor sie in ihre Gleichgültigkeit zurückfällt, den gewöhnlichen Aggregatzustand des hiesigen Menschenschlags. Ich verkneife mir aber jede Sottise. Meine Wurzeln liegen in einem nur wenige Kilometer entfernten Kaff. Am Ende kennt die mich und petzt alles meiner Mutter. Keiner möchte an meine Mutter verpetzt werden, so viel darf ich sagen.

Ich biege ab ins Neubaugebiet, jene Gegend, in dem die Trostlosigkeit des Plattlands seine volle Durchschlagskraft entfaltet. Aber nicht so in Wasbüttel, denn hier hat im Jahr 2004 eine mindestens mittelgroße Attraktion ihre Kellertür geöffnet, das einzige Nachttopfmuseum Deutschlands, ja, vielleicht sogar der Welt.

Ich bin verabredet mit der Kuratorin Elisabeth Hesse, denn in ihrem geräumigen Untergeschoss hat dieser Pisspott-Heaven seine Heimstatt. Sie öffnet mir schon, bevor ich den Spülkastenzieher betätigen kann, der hier stilecht die Klingel ersetzt. Frau Hesse ist eine weißhaarige, immer noch sehr drahtige Dame, die mich mit souveräner Landfrauenverve durch ihre Schatzkammer geleitet. In über dreißigjähriger Sammeltätigkeit hat sie viele hundert Exponate aus der Kulturgeschichte der Notdurft zusammengetragen. Vom zierlich bemalten Porzellantöpfchen, den mal ein offenbar ganz kleiner, aber feiner Welfenpinkel in Gebrauch hatte, bis zum robusten „Kübel“ des Bergmanns. „Da passt ganz schön was rein, was?“, sagt Frau Hesse und strahlt. Ich merke mir: Bergmänner machen größere Haufen als Welfenprinzen.

Den Gestank hält keiner aus

„Schauen Sie mal“, lässt sie mich in einen schon etwas lädierten Topf hineinsehen. „Der war lange in Gebrauch, die Ränder gehen nie wieder raus.“ Etwas später erzählt sie noch eine andere Geschichte aus dem Alltag einer Museumsbetreiberin. „Neulich ist mir mal ein Pott aus Steingut heruntergefallen. Ich wollte die Scherben im Hausmüll entsorgen, aber das ging nicht, den Gestank hält keiner aus. Der zieht richtig rein ins Material.“

Wir machen Halt an ihrer Ostzonenabteilung, in der sich sehr schön Frau Hesses unideologische, kosmopolitische Herangehensweise manifestiert. Tatsächlich beweisen die Exponate hier, dass der VEB Steingut in Torgau nicht nur absolut konkurrenzfähige Produkte herstellte, sondern in Sachen Qualitätsdesign und Sitzkomfort ganz vorne mit dabei war.

Nach anfänglicher Konzentration auf den Nachttopf im Besonderen hat sich Frau Hesse diversifiziert und ist en passant zu eine Spezialistin des allgemeinen WC-Wesens avanciert. Man kann bei ihr nicht nur Toilettenstühle aus vier Jahrhunderten besichtigen, alle noch voll funktionsfähig, bequem und jederzeit einsatzbereit, sondern auch historische Arschwische, Emailleschilder, die von vergangenen Scheißhausregularien künden, und verdauungsfördernde Klosprüche galore. „Hier, mein Freund, sieht jedermann, / was er aus sich machen kann. / Hat er dann sein Werk getan, / schaut er froh sein Päckchen an …“

Graben als Latrine

Diesen Produzentenstolz kennen übrigens nicht nur Mitteleuropäer, wie man aus einer kleinen Sammlung völkerkundlicher Exkurse lernen kann. „Der Polarforscher Dr. Hayes berichtete von der Neigung der Eskimos an der Ostküste von Grönland, den Graben hinter der Hütte als Latrine zu benutzen. Er versuchte vergebens, diesen Brauch bei den ihn begleitenden Eskimos zu verhindern, kam jedoch zu der Ansicht, dass sie einen gewissen Stolz dareinsetzen, in die Augen fallende Spuren ihrer Anwesenheit zu hinterlassen.“

Aber Glauben und Kirche, die ewigen Spielverderber unserer Kultur, haben natürlich auch mal wieder was herumzukamellen. „Bei den Mönchen im alten Irland galten die Aborte und Pisshäuschen als Aufenthaltsorte der Dämonen. Wer sie betrat, musste einen Segen sprechen.“

Das Museum

Nachttopfmuseum, Am Bartelskamp 10, Wasbüttel

Nach einer guten Stunde verabschiede ich mich von der freundlichen Frau Hesse, froh gestimmt über ihren angenehm unakademischen und indezenten Umgang mit dem Gegenstand, kulturhistorisch bereichert und trotzdem ein bisschen überhastet. Ich muss mal. Und mit den Worten des großen Arnold Hau im Kopf schlage ich mich gleich nach dem Ortsausgang Wasbüttel in die Büsche. „Wer seine Notdurft nicht verscharrt, der soll verstoßen sein tausendfach.“

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11 Kommentare

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  • Es donnert der Balken am rauschenden Bach



    klackklack - klackklack - klackklack



    ein Kater im Katzeklo ist noch wach



    klackklack - klackklack - klackklack

    Vom Elfer schießt einer irgendwo



    klackklack - klackklack - klackklack



    dem Torwart saust der Frack.



    klackklack - klackklack - klackklack

    „Sing ich das Lied von Seemann und Hure



    klackklack - klackklack - klackklack



    schlag ich das Wasser breit an die Wand“*



    klackklack - klackklack - klackklack

    der Leser denkt sich nach dieser Sure



    klackklack - klackklack - klackklack



    wat'n Kack!

    * F.J.Degenhardt

  • Dieses Bild!

    Ich frage mich ob hier Vorurteile wieder aufge(schissen)rissen werden oder in paternalistischer Form in den Vordergrund gedrängt werden.

    Das aufflammende Glück in den Augen der Verkehrszählerinn versöhnt wieder.



    Gute Laune hatte ich dann bei



    ..„Der war lange in Gebrauch, die Ränder gehen nie wieder raus.“ .....

    Das ist alles zu profan und gewöhnlich, hier muß Kultur rein:

    textilegeschichten...s-wortes-toilette/

    Lied an der Toilette der Geliebten zu singen

    Dürft‘ ich Huldin, dich umfangen,



    Gleich der Luft, die dich umfließt,



    Und mit zitterndem Verlangen



    Jeden deiner Reize küßt!…

    Gleich der Luft die dich umfließt, wie ist das wohl gemeint!

    • @Ringelnatz1:

      Proseminar

      • @Lowandorder:

        Ausgezeichnet!

        Der Vortragende (kenn ick nich) muß nicht promoviert sein.



        Das abgeschlossene H -Studium vergessen wir.



        Es wird eine aktive Teilnahme (Mitarbeit) vorausgesetzt!

        Vertiefen(JA,-)), möchte ich mich auf die musikalische Hausarbeit:

        Ich kann nicht kacken-! Kinderlied !



        www.youtube.com/watch?v=zH2PbWH2vQ4

  • Ach was! Arnold Hau - hatte mit Die Drei - Denselben.

    Graben? Nö. “Hier muß ein jeder lassen.



    Obs Mann ist oder Frau



    Mildtätig seine Gaben



    Für meinen Ackerbau.

    Drum mache nach genossner Ruh.



    Den Deckel druff - Die Türe zu.“

    Da ist auch Popofox mit Veilchenduft - Luft nach oben! - 🤫 -



    Das sibirische 🐺sKlo fehlt & zwar sehr.



    Drei derbe Stöcke braucht frauman dann.



    Einen zum Sitzen - Einen zum Stützen.



    Einen - 🥚derdaus - mang die Beine - Achternraus!



    Um wedelnd ohne Zagen - die 🐺 🐺🐺🐺🐺 zu verjagen.



    & klar - Die Kleinanzeige - Weiltniveau -



    “5000 - Bakalit-Nachttöpfe - Günstig abzugeben.



    Kleiner Fehler - Henkel innen!“ - 🥳 -



    Aber Geruch&Farbe stimmte schon mal! - 😂 -

    kurz - “Miine Fru - de Ilsebill -



    Will nich so - as ik man will!“



    &



    Dor sittse weder in ehrn Pißpott - 😱 -

    unterm—— Nö - Nich von WaffenGraSS - 👨‍🚀 & 🚽- 👹 -



    portal.uni-freibur...er-un-sine-fru.pdf -



    Nö. Volkers 👄 - Gesammelt von den Brüdern Grimm - Newahr.



    Normal.



    (“Die besten Gedanken hat man halt auf dem Klo!“



    Frei “Streichholzbriefe“* - by Umberto Eco - 🙏 - 🤫 -



    &



    Hastu hier geschissen & * einen - & Angerissen!!



    Däh! & Dir&mir - Der/Die Nächsten - dankens dir!“ - 🙏🙏🙏🙏 -

    • @Lowandorder:

      Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlenztein:

      Fein. “ Nachsitzen und Nachdenken



      “Die besten Gedanken hat man halt auf dem Klo!“







      Oder mit angehobenen Armen danach -



      beim Zähneputzen und Rasieren.



      Der Blick in den Spiegel kann inspirieren - (oder frustrieren)“ - 😱 -

    • @Lowandorder:

      & klar - Fortschritt wohin du schaust!

      kurz - “Wi gat nu nich mehr oppen Balken!



      Nee - Wii shitt innen Ammer!!



      Ooch wieder wahr & Schon Mal:



      Warten auf das Klo - Digital.



      Jede Wette - “Dixi-Klo is - Out!



      Es lebe die - Digitiolette 2.0. - 😂 -



      & Däh! & klaro klar -



      Das wollte doch Hugo&deBruno walten!



      Die taz als erste tat ne 'Anzeige‘ schalten



      & Nicht!!



      Auf der Seite - Die Wahrheit - Gellewelt!



      Ooch wieder klar&wahr TAZ braucht das Geld! Pecunia non olet!



      Doch ist der e-Donnerbalken erst zerbrochen - Hat frauman es dann doch gerochen.



      (Jedoch war längst zu wenig da.



      Für die Cloaca Maxima - ehre Thermen;)



      Die Sklaven - später die ersten Christen -



      Zu Erwärmen - 😱 😂 😱 🤫 - ;))



      Es ist sodele ist’s gewiß - Sklaven 2.0



      Findste aber leicht in ehrn Homeoffice!

      & Däh -



      Nur unser Berufsblinde hat kaa g’sehn!



      m.youtube.com/watch?v=ZUPfm4zsVNQ - Der ⚽️ is halt rund!



      🤑 🤑 🤑 🤑 •

  • Oh, wat für 'n köstlichen Scheiss