Netflix-Serie über Computerspiele: Der Urknall des 8-Bit-Universums
In der Serie „High Score“ gelingt ein unterhaltsamer und informativer Blick zurück zu den Anfängen modernen Gamings.
Man kann lange darüber diskutieren, welches nun das „Goldene Zeitalter“ der Videospiele war. Vielleicht leben wir sogar mitten darin, in einem komplexen Universum zwischen Konsolen- und PC-Spielen höchster grafischer Qualität, mit epischem Storytelling und der schier endlosen Auswahl zwischen verschiedensten Spieletypen, online wie offline.
Wann diese Welt ihren Urknall erlebte, von dem aus die bis heute andauernde Expansion der Ideen und Technologien ihren Ursprung nahm, lässt sich plausibel feststellen. Seit den späten 1970ern wächst der Markt, beginnend mit den Arcades über die Einführung der 8-Bit-Heimkonsolen bis hin zur Entwicklung anspruchsvoller PC-Games.
Genau diese fiebrige Gründerphase, in der jede technische Neuerung auch eine kreative Explosion hervorrief, betrachtet die dokumentarische Netflix-Serie „High Score“. In loser Chronologie, einerseits an den größten Playern auf dem Markt, andererseits an Spielgenres orientiert, wird die Geschichte der Spiele kompakt und unterhaltsam aufbereitet. Die besten Momente hat die Reihe weniger in den großen Erzählbögen, sondern in den Marginalien. Die liebevolle und detailverliebte Annäherung an weniger bekannte Persönlichkeiten aus der Geschichte des Gamings öffnet den Blick für den Anteil des Gamings am ganz prinzipiellen ursprünglichen Versprechen der digitalen Welt: der Offenheit für jeden Menschen, egal mit welchem Hintergrund, welchen Träumen, welchen Traumata. Vor der Konsole sind zunächst einmal alle gleich.
Ein Schwerpunkt von „High Score“ liegt denn auch auf Spieler*innen und Entwickler*innen, die sich mit den Spielen von Diskriminierungserfahrungen zu emanzipieren suchten. So lernt man bereits in der ersten Folge Rebecca Heinemann kennen, die 1980 die erste Meisterschaft des Spieleklassikers „Space Invaders“ gewann und sich seitdem sowohl als Entwicklerin, aber auch als Trans Aktivistin einen Namen machte. Ryan Best, Programmierer des mutmaßlich ersten LGBT-Games „GayBlade“, konnte durch die Serie sogar eine Kopie seines verloren geglaubten Spiels wiederfinden – im Berliner Computerspielemuseum.
Die zum Teil sehr überraschenden persönlichen Geschichten sind es denn auch, die „High Score“ für ein Publikum jenseits totaler Spielefreaks zugänglich machen. Sie sind außerdem hinreichender Ausgleich für offensichtliche narrative Leerstellen und die geringe analytische Tiefe zur Ökonomie der Industrie.
Leser*innenkommentare
Bartolli
Ich finds erstaunlich wie die Ersten wie Mario, Pokemon etc. immer noch stark am Markt sind. Ich bin gespannt ob nochmal neue Franchises so populär werden können.
Staublaus
Habe die Serie auch angesehen, war teilweise durchaus informativ, besonders nett war, Interviews mit „alten“ Ikonen der Spieleentwicklung sehen zu können, aber die Machart der Dokumentation hat mir nicht wirklich gefallen. Dieses ewige Hin- und Herspringen zwischen den Themen/Protagonisten nervt und behindert wirkliche Tiefe. Dies ist eine Dokumentation über alte Spiele, in die man sich stundenlang vertieft hat. Spieler schaffen es durchaus, auch mehr als 3 Minuten am Stück, einer Erzählung zu folgen...
wompastomp
wen die geschichten von marginalisierten persönlichkeiten weniger interessieren,der bekommt aufm youtube chanell von strafefox wesentlich bessere beiträge zum thema.
diese konzentrieren sich zwar meist auf einen meilenstein in der videospielwelt vergangener tage aber beleuchten auch sehr informativ und kurzweilig relevante hintergründe dazu.
Andi S
Spiele seit 28 Jahren am PC. Keiner den ich kenne benutzt durchgehend Games oder Gaming im Wortschatz. Egal ob SPON oder ZON usw. alle benutzen das. Warum ihr auch, liebe taz? Warum?
Einzige Ausnahme bei mir: Zwecks Zubehör usw. suche ich online nach „Gaming mouse“, „Gaming PC“,...