Hamburger Ausgeh-Hotspots auf Bewährung: Geduldflasche leer
Geht es am Wochenende trotz Coronagefahr wieder zu hoch her, drohen Teilen St. Paulis und des Schanzenviertels strenge Maßnahmen.
Unter den Bedingungen des Infektionsschutzes, der Abstands- und Maskenregeln ist natürlich mehr Brisanz im Spiel bei Ansammlungen trinkwilliger, nicht immer auch -fester Menschen. Die Große Freiheit wurde am vergangenen Wochenende zweimal von der Polizei abgeriegelt, so voll war es. Im Schanzenviertel griff man bereits davor zum Außer-Haus-Alkoholverkaufs-Verbot.
Draußen trinken auf Bewährung
Zugangskontrollen und eine noch rigorosere Beschränkung des Flaschenbierstraßenhandels könnten kommende Woche aus den Schubladen insbesondere der Altonaer – mithin für das Schanzenviertel zuständigen – Bezirkspolitik gezogen werden, sollten sich die unkontrollierten Szenen wiederholen.
Nun soll hier nicht schöngeredet werden, was sich etwa gegenüber der Roten Flora so alles zugetragen hat – sehr wohl aber Kritik geübt am zuverlässig aus (nahezu) dem ganzen politischen Hufeisenrund erklingenden Ruf nach der Polizei. Auch wenn die Anwohnerinitiative Schanze dann wieder böse twittern muss.
Andere setzen auf Vermittlung
Denn bei allem nachvollziehbaren Genervtsein über die „Ballermannisierung“ – die natürlich lange vor der nun als Hilfsargument herangezogenen Seuchenbekämpfung losging: Was ist eigentlich geworden aus dem links der Mitte eben noch populären Ansatz, ans Gute im Trinkenden zu glauben? Also an seine Einsichtsfähigkeit – und entsprechende Ansprache? Die Begeisterung für Uniformen darf gerne der CDU überlassen bleiben.
Andernorts, zuerst in Mannheim vor zwei Jahren, hat man zur Deeskalation eine eigene Position geschaffen: den „Nachtbürgermeister“. Der soll Ansprechpartner für Beschwerden sein und eine Art Schnittstelle zwischen Feiernden, Gastronom*innen und der Verwaltung. Ach ja, auch den Anwohner*innen steht so jemand natürlich zur Verfügung. Auch in Göttingen und in Osnabrück, unter anderem, wird derzeit darüber diskutiert, so etwas zu installieren.
Also: Her mit einem Nachtbürgermeister für Kiez und Achidi-John-Piazza – und dafür kann eigentlich nur einer zurückgeholt werden an die Stätte nie wieder erreichter Wirkung: Ole „Maskomat“ von Beust.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Prognose zu KI und Stromverbrauch
Der Energiefresser
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen
Anschläge auf „Programm-Schänke“
Unter Druck
Jeff Bezos und die Pressefreiheit
Für eine Zwangsabgabe an Qualitätszeitungen!