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Evangelische Akademie gegen RassismusWelch himmlische Erkenntnis

Die Evangelische Akademie schreibt, Rassismus und Antisemitismus seien nicht mit dem Christentum vereinbar. Doch folgen auch Taten?

Rassismus und Antisemitismus sind laut der Evangelischen Akademie mit dem Christentum unvereinbar Foto: Friso Gentsch/dpa

Herr, lass Hirn vom Himmel fallen! Diese Bitte ward erhört, und der Brägen landete direkt in der Evangelischen Akademie zu Berlin. Aus dem Schoß dieser ehrwürdigen Institution ist dieser Tage unter dem Titel „Glaube, Liebe, Hoffnung“ ein Pam­phlet gekrochen, das zu den großen Fragen des irdischen Hier und Jetzt Position bezieht.

In dem Papier findet sich Bemerkenswertes. So wird jeder Form des Rassismus eine klare Absage erteilt, da dieser mit der Zugehörigkeit zum Leib Christi unvereinbar sei. Die Migration ist laut Bibel die „Mutter“ aller Entwicklung, wobei die Zeile des Kirchenliedes „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ wörtlich zu nehmen wohl doch etwas zu weit gehen dürfte.

Auch in der Frage des Antisemitismus gibt es kein Vertun. Es sei unerträglich, die Politik Israels mit der des nationalsozialistischen Deutschland zu vergleichen. Gleichzeitig ist aber auch die Umdeutung des Nationalsozialismus in eine „Fußnote der Geschichte“ No-go-Area. Damit wäre auch die Abgrenzung vom Gauland’schen Delirieren von der NS-Zeit als einem „Vogelschiss“ klar vollzogen.

Na bitte, endlich bekomme ich mal etwas für mein Geld, mag da so manche/r denken. Schließlich hält die Kirche nicht nur den Klingelbeutel, sondern auch via Vater (Mutter?) Staat die Hand auf. Nebenbei bemerkt: Es wäre interessant, zu erfahren, für welchen Zweck die Obolusse verwendet werden.

Doch lassen wir den pekuniären ­Aspekt beiseite. Mit dem Glauben an die evangelische Kirche ist es ja so eine Sache. Schließlich hatte auch Luther, in dem Verein beileibe keine Randfigur, über die Juden so seine Ansichten. Auch unter dem Talar manch eines Popen offenbarte sich ­sündhaftes Treiben, die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs dagegen kommt nur langsam voran.

Vielleicht erklärt das, warum immer mehr Schäfchen die Herde verlassen. In Berlin haben sich von 2016 bis 2019 knapp 40.000 Evangel*innen verabschiedet. Auch dieser Aspekt kommt in der Erklärung zur Sprache, was auf erfreuliche Realitätsnähe schließen lässt. Wer auch immer versucht, diesen Trend umzukehren: Glaube allein wird nicht reichen.

Die Autorin zahlt monatlich 31,88 Euro Kirchensteuer.

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8 Kommentare

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  • Luther war ein Antisemit bester Güte, sozial repressiv und hatte ein schlechtes Frauenbild.

    Dennoch bleibt eine öffentliche Diskusssion um seine Wirkung Ehrung in Straßennamen, Kirchennamen, etc. aus.

    • @J_CGN:

      Sie suchen sich die übelsten Äußerungen Luthers heraus und leiten draus das Urteil ab: So war er. Vieles davon sind polemisch überspitzte Äußerungen aus akutem Zorn. Bei einem derart strengen Maßstab,taugt niemand mehr für irgendein Vorbild. Das "Hauen und Stechen" gegen die Bauern gesteht Luther den Fürsten als "ultima ratio" zu, nachdem alles andere verssagt hat. Die Fürsten haben sich aber nicht an die Bedingungen gehalten und sind den Bauern in keiner Weise entgegen gekommen. Was tatsächlich geschehen ist, hat Luther nicht gut geheißen.Er war aber gegen jede Revolution "von unten". Das lässt sich kritisch diskutieren, bedeutet aber nicht, dass Luther Menschen in der Seelsorge damit vertröstet hätte, ihr Elend wäre gerechtfertigt. Näheres würde hier zu weit führen.



      Bleiben die antijüdischen Spätschriften, die in der Tat nicht zu enrschuldigen sind. In ihnen widerspricht er dem Kern seiner Theologie. Denn wenn die grundsätzliche Erreichbarkeit von Juden durch das Evangelium bestritten wird und der Wunsch von Juden, Christen zu werden als üble List verworfen wird,(die heutige Ablehnung von Judenmission seitens der Evangelischen Kirche ist ein anderes Thema) widerspricht das nicht nur der Bibel, die Luther als alleiniges Kriterium akzeptiert, sondern stellt die "Echtheit" jeglichen Glaubens in Frage.Die antijüdischen Polemiken haben keine inhaltliche Verbindung zu Luthers theologischen Hauptschriften. Nur wenn das anders wäre und jemand den Nachweis führen könnte, in ihnen würde lediglich klar auf den Punkt gebracht, was sonst nur angedeutet würde, wäre eine Gesamtverwerfung Luthers gerechtfertigt.



      Im übrigen werden die hier genannten dunklen Seiten des Reformators auch in den Erläuterungsseiten zur Lutherbibel nicht verschwiegen.



      Bleibt: "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein."

    • @J_CGN:

      Dasselbe gilt für Karl Marx, der ein absolut heftiger Rassist und Antisemit war. Sie können sich gerne seine Ansichten zum "n*ggerhaften Juden" Lassalle durchlesen.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Für 31,88 Euro/ Mon eine Option auf das ewige Leben, scheint mir garnicht so schlecht zu sein. Im Islam kommen sie nicht so billig davon, schon garnicht als Frau. Erbrecht, Familienrecht, Gleichwertigkeit der Aussagen vor Gericht, Abwertung von anderen Religionsgemeinschaften, Sondersteuern von Ungläubigen usw.. Dies nicht vor 200 oder 500 Jahren , sondern 2020. Da bleibe ich lieber Christ und zahle weiter brav meine Kirchensteuer, was andere mit der Knete machen ist mir egal. Hauptsache sie spenden es für Flüchtlingshilfe oder Kinder in Not, auch denen ist das Himmelreich gewiß. Der Glaube an den Kommunismus und Sozialismus ist ja auch immer noch existent, trotz Ausbeutung von Fremdarbeitern(Angola, Vietnam) oder miesen Arbeitsbedingungen, Reisebeschränkungen , niedrigen Renten und Altersarmut. Dafür werden sogar alternative Medien gegründet, um diesen Glauben zu verbreiten und diese Weisheiten bekommt man auch nicht umsonst. Ansonsten ist der Artikel nett.

  • Es ist ganz sicher zu begrüßen, dass die evangelischen Kirchen aus ihrem Versagen währen der Nazi-Diktatur gelernt haben. 1933 sind sie – bis auf ganz wenige Ausnahmen – den Nazis mit wehenden Fahnen hinterhergelaufen. Diesen furchtbaren Fehler wollen die Kirchen ganz offensichtlich nicht wiederholen.

    Gleichwohl krallen sich die Kirchen bis heute an einem verhängnisvollen nationalsozialistischen Erbe fest: ihren arbeitsrechtlichen Sonderweg, bekannt auch als sog. Dritter Weg. Zentrales Merkmal dieses arbeitsrechtlichen Sonderwegs ist die sog. Dienstgemeinschaft. Die aber ist ein nationalsozialistisches antigewerkschaftliches Konzept, dass von den Kirchen seit Gründung der Bundesrepublik mit viel Geschick und Aufwand bis heute verteidigt wird. Bei der Gründung der Bundesrepublik ist es den Kirchen in Verhandlungen mit der damaligen Bundesregierung auch gelungen, dies nationalsozialistische Erbe rechtlich abzusichern. Das Betriebsverfassungsgesetz und das Bundespersonalvertretungsgesetz gelten ausdrücklich nicht für Kirchen und kirchliche Einrichtungen. Durchgesetzt wurde das mit teils äußerst fragwürdigen Argumenten bezüglich der Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus. Mehr dazu hier: verhaengnisvolle-dienstgemeinschaft.de/

    Das Tragische daran ist, dass der lange und oft beklagte Pflegenotstand in Deutschland, der in der Coronakrise noch einmal besonders sichtbar geworden ist, im wesentlichen diesem kirchlichen Sonderarbeitsrecht – also einem nationalsozialistischen Erbe, von dem die Kirchen nicht lassen wollen – zu verdanken ist. Denn die Kirchen dominieren den Pflegesektor. Wenn die Kirchen ihre Abkehr vom Nationalsozialismus ernst meinen, dann müssen sie sich endlich auch von nationalsozialistischen Dienstgemeinschaft emanzipieren.

    • @Jürgen Klute:

      Dem kann ich mich als evangelischer Christ nur anschließen. Die Kirchenleitungen sollten endlich aufwachen und das allgemeine Arbeitsrecht übernehmen.

  • Die Kirche ist noch auf jeden Zug aufgesprungen.

    • @Werner S:

      Das macht sie ja hier nun gerade nicht.