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Großbritannien in der CoronapandemieMilliarden gegen die Krise

Corona erschwert in Großbritannien vielen jungen Menschen die Jobsuche. Die Regierung stellt 2,2 Milliarden Euro bereit.

Die wirtschaftliche Situation in Großbritannien ist bedrohlich: Ein Job-Center in London Foto: Alberto Pezzali/ap

LONDON taz | Großbritannien will mit umgerechnet 2,2 Milliarden Euro junge Menschen aus der Arbeitslosigkeit holen. Diese und weitere Maßnahmen hat der britische Finanzminister Rishi Sunak am Mittwoch angekündigt. Sie sollen Großbritannien aus der wirtschaftlichen Krise holen, welche die Coronoapandemie ausgelöst hat, und ähneln jenen Programmen, die die Labour-Partei einst unter Gordon Brown während der Weltwirtschaftskrise vorstellte.

Schon im Februar, bevor die Pandemie anrollte, wollte die Regierung des konservativen Premiers Boris Johnson mit großen Summen in den Aufschwung Großbritanniens investieren. Das Coronavirus machte der Regierung einen Strich durch die Rechnung. Doch auch während des Lockdowns wurden Rekordbeträge in Milliardenhöhe gegen Arbeitsplatzverlust ausgegeben. Manche werden bis Oktober weiterlaufen.

Doch die wirtschaftliche Zukunft scheint weiter bedrohlich. So sprach Sunak am Mittwoch im Unterhaus von einem Schrumpfen der britischen Wirtschaft um 25 Prozent. Die OECD geht von einem potenziellen Anstieg der britischen Arbeitslosigkeit von 3,9 Prozent auf 15 Prozent aus.

„Harte Zeiten liegen vor uns, aber niemand soll ohne Arbeit, Schutz und Unterstützung dastehen“, sagte Finanzminister Sunak am Mittwoch im Unterhaus. Sunaks Wirtschafts-Sommer-Update spielte ihm viel Lob ein, sogar die Anerkennung der Geschäftsführerin des Gewerkschaftsverbands TUC, Frances O’Grady.

2,2 Milliarden für junge Arbeitssuchende

Konkret sollen unter dem Motto „Arbeit, Arbeit, Arbeit“ umgerechnet 2,2 Milliarden Euro als Kickstarter für sechsmonatige Arbeits- und Trainingsplätze für 16- bis 24-jährige Personen geschaffen werden, die besonders von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Damit könnte bis zu 350.000 jungen Menschen geholfen werden. Sunak betonte, es gäbe keine Obergrenze für diese Maßnahme. Zusätzlich soll die Anzahl der Hilfsberater*innen und „Arbeitscoachs“ für Arbeitsuchende massiv erhöht werden.

Auch der Immobiliensektor soll mit einer sechs Monate befristeten Aufhebung der Grunderwerbssteuer für Häuser unter 500.000 Pfund (etwa 554.470 Euro) belebt werden. Der Hauskauf verzeichnete in den letzten Monaten die niedrigsten Zahlen seit 2005. Mit der Aufhebung sollen vor allem Arbeitsplätze durch neue Bauaufträge geschaffen werden. Sie gilt aber nur in England.

Das Gastgewerbe, das in den Lockdownmonaten nahezu stillstand, kann überdies im nächsten halben Jahr von einer Senkung der Mehrwertsteuer für die Branche von 20 auf nur 5 Prozent profitieren. Zusätzlich gibt es für den Monat August Gutscheine für alle, die Montag bis Mittwoch die Dienste des Gastgewerbes nutzen, etwa in einem Restaurant essen möchten. Hierfür erteilt die Regierung einen Rabatt von 50 Prozent, in Höhe von maximal 10 Pfund (etwa 11 Euro), der danach vom Staat an die Unternehmen zurückgezahlt wird.

Umgerechnet 3,3 Milliarden Euro sollen zudem in grüne Projekte investiert werden – ein Betrag, der von Umweltorganisationen als zu wenig kritisiert wurde. Damit soll ein Gutscheinsystem für Wärmedämmung in Höhe von bis zu umgerechnet 5.500 Euro pro Haushalt und doppelt so viel für die ärmsten Haushalte geschaffen werden.

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1 Kommentar

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    06438 (Profil gelöscht)

    Nach Angaben von Sunak ist die britische Wirtschaft bereits dramatisch um 25% geschrumpft. Eine tiefe Rezession, deren Auswirkungen bald anhand hoher Arbeitslosenzahlen offen sichtbar werden wird, ist unaufhaltsam unterwegs - trotz der im Artikel beschriebenen arbeitspolitischen unterstützenden Maßnahmen Von der Regierungsseite gibt es zumindest ein stillschweigendes Eingeständnis , dass viele der Jobs, die vor der Pandemie existierten, nun endgültig verschwinden werden.

    Aber wohin sich Großbritannien wirtschaftlich entwickeln wird ist weiterhin unklar - Sunak lässt sich noch nicht in die Karten schauen. Aber die Tory-Hinterbänke im Parlament sind voll von Leuten, die von niedrigen Steuern, einem völlig abgespeckten Regierungssystem und von der Idee eines kleinen Staates träumen - und darüber hinaus die staatlichen gegenwärtigen Unterstützungsmassnahmen rundweg ablehnen.

    Additional - Brexit ist coming soon - eine Einigung UK/EU ist nicht in Sicht - und die britische Regierung ist dabei, die gravierenden Kosten und den gigantischen Aufwand, den der Austritt aus der Europäischen Union mit sich bringt, durch die katastrophalen Auswirkungen der Corona Krise zu verschleiern.

    Großbritannien navigiert im dicken Nebel mit einer Schlinge um den Hals - die sich langsam aber sicher an verschiedenen Fronten immer weiter zu zieht. So richtig spannend wird es am 2.Januar 2021 werden, wenn es UK bis dahin nicht gelingt ein Grenzeinfuhrsystem zu schaffen.Dafür werden 50.000 britische Grenzbeamte benötigt - Johnson möchte erst Grenzeinfuhrkontrollen ab August 2021 einführen - das bedeutet ein halbes Jahr Feuer frei für Schmugler aller Art - welche diese Lücke sehr gern zum Schaden der britischen Wirtschft ausfüllen werden.

    Es bleibt spannend in Brexit country - soll heißen: Sunaks sicherlich ambitionierte Stützungsmassnahmen sind von Labour abgekupfert - doch an der katastrophalen Lage der britischen Union wird es nichts wesentliches ändern.