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Türkische Angriffe auf KurdenSchweigende Kollaboration

Während die Türkei im Irak kurdische Autonomiegebiete bombardiert, hält sich die EU vornehm zurück – wie immer, wenn es angeblich gegen die PKK geht.

Und was sagt die EU? Pose des türkischen Verteidigungsministers nach dem Angriff auf die PKK im Irak Foto: Turkish Defense Ministry/ap

2 014 verübte der IS einen Genozid an den Ezîd*innen in Shingal (arabisch: Sindschar). Ezîd*innen suchten damals Zuflucht in den Bergen von Shingal im Irak. Bis heute sind dort Flüchtlingscamps der Überlebenden des Genozids. In der Nacht auf Montag begannen türkische Militärflugzeuge ebendiese Berge von Shingal zu bombardieren. Die Türkei führt somit den Genozid des IS mit anderen Mitteln fort.

Gleichzeitig bombardierten türkische Militärflugzeuge das Flüchtlingscamp Mexmûr (arabisch: Machmur) und die Kandil-Berge in der kurdischen Autonomieregion, Irak. Die Türkei nennt die Operation, die ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg ist, „Adler-Klaue“. Auch Mexmur ist ein Flüchtlingscamp. Die Geflüchteten, die dort leben, sind in den 90ern aus dem Südosten der Türkei vor dem türkischen Militär geflohen.

Wieder einmal bombardiert die Türkei kurdische Siedlungsgebiete außerhalb der Türkei (!!!) und hat einen Freifahrtschein dafür. Weder von Bagdad noch Europa gab es Widerspruch, wie immer. Auch die deutschen Nachrichten copy und pasten die türkische Kriegsnarrative.

Wie man es von der Türkei kennt, rechtfertigt sie ihren Angriffskrieg mit ihren Kampf gegen die PKK. Die Türkei sagt immer PKK, wenn sie Kurd*innen meint. Das war schon in Afrin so, in Rojava und auch mit den unzähligen HDP-Abgeordneten, die die Türkei ins Gefängnis packte.

Die Türkei hat Kurd*innen schon bombardiert, getötet und vergast, da gab es noch lange keine PKK. Diese Kriegsrhetorik dient der Türkei als Alibi, um in ihrem antikurdischen Rassismus weiterhin Kurd*innen zu töten. Das passiert nicht nur in der Türkei, sondern auch in Deutschland. Vor einigen Wochen hat ein Anhänger der Grauen Wölfe in Dortmund einen Kurden brutal zu Tode getreten. Außerdem sind Einschüchterung und Bespitzelung von Kurd*innen an der Tagesordnung.

Die Türkei ist ein faschistisches Land, aufgebaut auf Genoziden und der Auslöschung von Minderheiten. In der Türkei gibt es keine Zukunft für Minderheiten. Und es gibt in diesem Land keine Zukunft für Kurd*innen. Der Faschismus in der Türkei ist nicht zu demokratisieren. Seit ihrer Staatsgründung kämpft die Türkei gegen Kurd*innen. Die Assimilation ist gescheitert, Friedensprozesse wurden abgebrochen, politische Partizipation wurde niedergeschmettert. Komplette Auslöschung ist keine Lösung des Konflikts. Eine Lösung des Konflikts wäre: eine Abspaltung der kurdischen Gebiete, um eigene demokratische Strukturen aufzubauen.

Deutschland als Rechtsstaat muss auf Rechtsstaatlichkeit pochen. Anstatt dass Heiko Maas vertrauensvoll mit Çavuşoğlu über Tourismus plaudert, muss er Demokratie und die Einhaltung von Menschenrechten fordern. Deutschland hat durch sein Schweigen zu den völkerrechtswidrigen Angriffskriegen in der Vergangenheit grünes Licht für Erdoğan und seine neoosmanischen Großmachtfantasien gegeben.

Wer finanziert eigentlich diesen Staatsterror des Nato-Partners Türkei? Deutschland mit seinen Waffenlieferungen. Der Tourismus der Deutschen in Antalya oder der Flüchtlingsdeal der EU?

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Ronya Othmann
Kolumnistin
Kolumnistin, Autorin, Lyrikerin und Journalistin. Schreibt zusammen mit Cemile Sahin die Kolumne OrientExpress
Cemile Sahin
Künstlerin
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12 Kommentare

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  • Verstehe nicht warum solche Kommentare die schlechtes befürworten öffentlich gemacht haben. Traurige Welt.

  • Danke für den interessanten Beitrag früher oder später kommt die Wahrheit ans Licht. Die Lüge reitet die Wahrheit schreitet. Mögen die Menschen über das friedvolle Volk der Kurden Weiterhin mit solche interessanten Beiträgen informiert Werden. Liebe Grüße aus Kurdistan

  • Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

  • G
    Gast

    Und die Nato und unsere Bundesregierung schweigt infamerweise dazu!!!

  • G
    Gast

    Ja die jetzige Diktatur bricht mit Angriffskriegen und Bomben-Aktionen im Irak und in Syrien permanent das Völkerrecht. Kurden werden genozidal getötet.

  • "Wer finanziert eigentlich diesen Staatsterror des Nato-Partners Türkei? Deutschland mit seinen Waffenlieferungen. Der Tourismus der Deutschen in Antalya oder der Flüchtlingsdeal der EU?"

    Terror gegen die Kurden gibt es in der Türkei seit der Gründung dürch Atatürk. Den gab es also schon vor all den Punkten und würde es auch ohne diese Punkte geben.

    "Eine Lösung des Konflikts wäre: eine Abspaltung der kurdischen Gebiete, um eigene demokratische Strukturen aufzubauen."

    Vielleicht, aber dann wärd ihr wie Israel, umzingelt von feindlichen Nachbarn. Aber das wird niemals klappen, wenn die Kurden sich nicht mal innerhalb der eigenen Gruppe weitgehend einig sind, wie nach dem Unabhängkeitsreferendum im Nordirak.

    • @Sven Günther:

      Wichtiger Punkt, wie Israel, aber ohne Zugang zum Meer und ohne freie Flugkorridore.

  • Unser christlich, sozialer Staat, Regierung steht nach außen hin immer mit strahlend weißer Weste.



    Doch im Hintergrund arbeitet immer wieder dieser Staat und macht Verträge mit faschistischen Regimen. Hauptsächlich wegen wirtschaftliche Interessen, Umsatzsteigerung und immer wiederholter Aussage „Sicherung der eigenen Arbeitsplätze“ in eigenen Land.



    Für welch einen hohen Preis ??? Die Regierung beschließt Gesetze in unserem Land, die von einem faschistischen Oberhaupt der Türkei angeordnet werden. Unser Staat verkauft nicht mehr militärische Waffen aus deutschen Waffenschmieden, nein wir lassen diese jetzt in der Türkei produzieren. Es werden Menschen die in Deutschland leben ausspioniert, verurteilt um den Segen eines Faschisten zu erhalten der sonst die Grenzen öffnet für die Geflüchteten die schon seit Jahren



    in Camps verharren müssen.

    Siehe TAZ Artikel von 16.06.2020



    Prozess gegen Gönül Örs in der Türkei: Vom Dampfer ins Gericht



    Eine Deutsch-Kurdin soll sich an einem PKK-Protest in Köln beteiligt haben. Die Polizei gab Infos an die Türkei weiter. Nun hat der Prozess begonnen.



    Durch dieses Verhalten wird die weiße Weste ganz schön schmutzig.

  • Und genau aus den im Text genannten Gründen frage ich mich immer noch, warum die Türkei noch in der Nato ist.



    Diplomatie hin oder her - da müssten jetzt mal klare Fakten auf den Tisch.....

    • @Juhmandra:

      Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @Juhmandra:

      Weil die Türkei geopolitisch einen wichtigen Standort darstellt.

    • @Juhmandra:

      Man kann aus der Nato niemanden ausschließen, das sieht der Nordatlantikvertrag nicht vor und eine Änderung müsste von allen Mitgliedern beschlossen werden.