piwik no script img

Polizei macht ihre eigene Drogenpolitik

Der Nachricht über die Aushebung einer Hasch-Plantage mischt die Polizei Halbwahrheiten über THC bei

Von Benno Schirrmeister

Vier Tage nach dem Ereignis und pünktlich zu den Beratungen über die weitere Cannabis-Politik schickt die Polizei Bremen eine Pressemitteilung über den Fund eines Hasch-Gewächshauses in den Äther: Vergangenen Freitag habe man im Stadtteil Neustadt eine „Cannabis-Indoorplantage“ entdeckt.

Beschlagnahmt worden seien „690 Pflanzen. Der mutmaßliche Betreiber, ein 39-Jähriger, sei festgenommen worden so die Pressemitteilung, die zwar auf Freitag, 5. Juni, datiert, aber erst seit Dienstag, 9. Juni, um 14.03 Uhr veröffentlicht ist.

Garniert wird die rechtzeitig zur Bürgerschaftsdebatte versendete Nachricht mit einem „Hinweis“, die „aus den Pflanzen gewonnenen Drogen Haschisch und Marihuana“ seien als sehr gefährlich einzustufen, da sie am häufigsten unterschätzt“ würden. Eine Grundlage für diese Behauptung führt die Polizei nicht an. Statistiken aus Ländern mit liberaler Cannabis-Politik, wie Portugal oder Kanada, deuten in die gegensätzliche Richtung. So hat die Legalisierung die Selbstmordrate von Jugendlichen gesenkt, die Zahl von Verkehrsunfällen verringert und Kriminalität zurückgedrängt. Im US-Staat Colorado führte sie zu erheblichen Wanderungsgewinnen und gestiegenen Steuereinnahmen. Bereits in der vergangenen Legislatur hatte Innensenator Ulrich Mäurer die im Koalitionsvertrag vereinbarte Cannabis-Liberalisierung blockiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen