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Literatur über Bord

Kulturell bald leider nicht mehr ernst zu nehmen: der NDR

Wahrscheinlich muss man sich das alles systemimmanent erklären. Innerhalb der ARD-Anstalten hat der NDR genau ein Ass im Ärmel, das dem Sender Gewicht verleiht – das sie dafür aber auch state of the art halten müssen: die in Hamburg produzierten Nachrichtenformate „Tagesschau“ und „Tagesthemen nämlich. Also wird daran, wenn, wie jetzt, massiv Geld eingespart werden muss, zuletzt gerüttelt – selbst wenn dafür alles andere, was nicht niet- und nagelfest ist (um es norddeutsch zu formulieren), über Bord geworfen werden muss.

Zum Beispiel das „Bücherjournal“. Die Literatursendung steht beim NDR auf der Streichliste. Dagegen regt sich Protest. Der Rowohlt-Verleger, der Hanser-Verleger, viele prominente AutorInnen, der PEN-Club, sie alle schreiben in einem offenen Brief von ihrem „Entsetzen“. Doch, nun ja, wenn man den NDR-Managern mit ihrem Bildungsauftrag kommt, setzen sie halt nach außen ihr betroffenes Gesicht auf und lassen das innerlich an sich abperlen. Und den Imageverlust werden sie in die Entscheidung eingepreist haben. Schließlich folgt sie auch hanseatischer Tradition. Kunst und Kultur hatten zwischen Elbe und Alster schon immer einen schweren Stand; sie machen halt keinen Umsatz, so wie der Hafen.

Aber fragen darf man doch mal: Die so stolze Freie und Hansestadt Hamburg hat ein schickes Literaturhaus und ein Harbour Front Literaturfestival, ein renommiertes Schauspielhaus und, wie man hört, auch einen ganz fitten Kultursenator, aber es hat bald eben auch einen Fernsehsender, der kulturell endgültig nicht mehr ernst zu nehmen ist. Ist das nicht einfach auch peinlich? (drk)

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