Gesperrte Golfplätze: Fantasierte Schläge
Golf ist das perfekte Spiel für die Corona-Tage. Leider ist es ein Sport und deshalb sind die Anlagen geschlossen. Was bleibt, ist die Hoffnung.
Beim Golf zuschauen ist Spaß. Golf spielen ist Erholung. Daran zu arbeiten ist Golf.“ (Bob Hope, Entertainer)
Und wenn, wie zurzeit, kein Golf ist, ohne absehbare Hoffnung auf Änderung, Mr. Hope? Gerade sollte es wieder losgehen mit den großen Turnieren, den Majors. Über das Osterwochenende wollte sich die Schwungelite in Augusta, Georgia, bei den 84. Masters die Ehre geben. Seit Wochen waren die Greenkeeper mit Nagelscheren auf der Jagd nach schief wachsenden Grashalmen und mit sanften Walzen gegen Boden-Eruptionen von Regenwürmern. Dann kam Corona, und auch im Golf ruht alles.
Nicht nur bei den Profis. Wir Hobbyspieler hier im Dreiländereck bei Aachen haben vor zwei Wochen ein dramatisches Hase-und-Igel-Rennen erlebt. Endlich Sonne nach vier Wochen Dauerregen, die Schläger litten schon an Einsamkeit und Rostbefallgefahr. Dann der Schreck aus dem Nichts: Belgien nebenan, wo mein Club liegt und meine Ausrüstung im Spind wartet, schließt wegen Corona alle Sportanlagen. Gilt auch für Golfplätze, denn unser Spiel ist ja Sport.
Ach, hätten doch die LeugnerInnen recht! Denen müssen wir immer von den 1.500 weggeschwitzten Kilokalorien pro Runde bei 14.000 Schritten erzählen. Und vom Wettkampfthrill.
Die Lösung: Schläger eilig über die Grenze holen, bevor die womöglich geschlossen wird. Denn hier hatten Anfang vergangener Woche die Plätze noch auf; weil aber die Infrastruktur schon heruntergefahren war, nicht mehr für GastspielerInnen. Kaum will man um Ausnahmen betteln, kam der Shutdown auch hier. Alles dicht.
Frankophile Schnösel
Rettung in Holland? Der Golfclub Voerendaal nebenan, entdeckt einer von uns abends, hat keinen Hinweis auf der Website. Da rufen wir morgen früh aber mal an! Am nächsten Morgen war alles zu. Auch in den Niederlanden waren vor zehn Tagen Sportanlagen amtlicherseits geschlossen worden, einzelne Clubs hatten sich nicht angesprochen gefühlt. Die rügte dann der Verband, appellierte an die Solidarität: untereinander und gegenüber anderen Sportarten.
Ja, das Vergleichsdilemma: Offene Golfplätze hier, gleichzeitig geschlossene Fußballplätze und Schwimmhallen dort, das hätte heftig Jammer, Neid und Klage ausgelöst. Motto: Typisch, die reichen Schnösel können machen, was sie wollen, während wir bewegungsgebremst darben. Nur, warum ist eigentlich der kleine Boule-Platz neben dem großen Kinderspielplatz gegenüber vom Ordnungsamt nicht abgeflattert worden? Und tatsächlich, schon kommen zwei. Diese frankophilen Schnösel!
Außer Solojoggen ist kein Sport so coronakompatibel wie Golf. Man ist an der frischen Luft, social distancing gelingt mühelos und man berührt nichts Fremdes, also ist selbst theoretische Kontaktinfektion über Gegenstände quasi ausgeschlossen. Golf ist nichts anderes als Spazierengehen mit einer Tasche auf dem Rücken und ab und an einem Eisenknüppel in der Hand. Und Golfplätze sind Wanderwiesen, nur eben mit ein paar Fahnenstangen zwischendurch.
Letzte Idee: Golf statt im gesperrten Clubgelände auf der brachen Wiese des Bauern nebenan. Klassisches Crossgolf also. Wie das wohl wirkt, ob wir dürften? Wir lassen es bei der Idee. Stattdessen gehen wir jetzt ohne Ausrüstung spaziergolfen und fantasieren uns die Schläge dazu. Nie gab es so erfolgreiche Runden.
Aus dem Abc der Vorurteile – heute F wie Four: Schreien Leute angeblich auf Golfplätzen. Wahr ist: Sie rufen möglichst laut FORE. Klingt gleich und meint: Ball auf Abwegen, Vorsicht, Gefahr, schnell ducken, Hände über den Kopf. FORE bedeutet: Flying Object Reaching Earth. Nur, derzeit sind halt andere unsichtbare Flugobjekte unterwegs. Manche ihrer Skizzen kommen einem Golfer wie gemeine Karikaturen seiner Bälle vor. Schreien wir dem herumschwebenden Virus HOAP entgegen: Hovering Objects Attacking People.
Es klingt im Englischen wie Hope.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen