heute nicht in bremen: „Schnell vom Reden zum Tun gelangen“
Martin Grocholl, 50, ist seit 2010 Geschäftsführer der gemeinnützigen Klimaschutzagentur energiekonsens.
Interview Benno Schirrmeister
taz: Herr Grocholl, steht schon fest, wann das Klimaschutz-Symposium nachgeholt wird?
Martin Grocholl: Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass wir zwar fest vorhaben, einen Ersatztermin zu finden, aber noch nicht sicher ist, ob das klappt: Wir haben uns gerade erst schweren Herzens zur Absage entschieden, weil wir einerseits selbst angesichts der Ausbreitung von Corona eine Verantwortung haben, aber auch andererseits eine ganze Reihe unserer Referent*innen gar keine Erlaubnis mehr für Dienstreisen bekommt. Geplant hatten wir mit Gästen aus ganz Deutschland. Die Veranstaltung hätte so keinen Sinn mehr gemacht.
Ist denn nicht ohnehin schon genug über Klimaschutz geredet worden?
Nein. Wir haben selbstverständlich schon sehr viel über Klimaschutz geredet. Aber unser Symposium hatte ja genau das Handeln im Fokus: Wir wollten damit über den Tellerrand schauen, um zu sehen, was machen andere? Was lässt sich davon hier rasch umsetzen? Es wäre also genau darum gegangen, schnell vom Reden zum Tun zu gelangen.
Aber das soll doch in Bremen jetzt die Enquête-Kommission klären?
auf unbestimmt verschoben: das große Klimaschutz-Symposium an der Hochschule
Es ist gut, wird aber nicht reichen, wenn eine Kommission Handlungsvorschläge macht. Wichtig ist, das Thema auf vielen Ebenen anzugehen, als große Aufgabe für die ganze Gesellschaft, und genau das war die Idee unseres Symposiums: Wir hatten Referent*innen und Teilnehmer*innen aus Politik, Verwaltung, von Bauträgern, Architekturbüros. Eine solche bunte Mischung ist, was wir brauchen, wenn wir Stadtplanung in Zeiten des Klimawandels angehen wollen. Um da weiterzukommen brauchen wir solche Veranstaltungs-Formen.
Bloß Corona macht das zunichte: Stimmt diese Virus-Krise vielleicht auch optimistisch, weil sie zeigt, dass bis vor kurzem völlig undenkbare Maßnahmen ratzfatz umgesetzt werden können?
Sie zeigt, dass wir handlungsfähig sein können, das ist richtig. Allerdings zeigt sie auch, dass offenbar der Klimawandel nach wie vor zu abstrakt zu sein scheint, um die notwendigen Schritte für einen wirksamen Klimaschutz durchzusetzen. Dabei ist er, wie schlimm die Corona-Erkrankung auch immer sein mag, das bei weitem größere Problem. Und es ist jetzt an der Zeit, dass wir handeln.
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