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Größtes Event im American FootballFinaler Vorgeschmack

Der 54. Super Bowl dürfte eine neue Ära einläuten. Die Kansas City Chiefs und San Francisco 49ers haben das Potenzial, dominant zu werden.

Gegner und Hoffnungsträger neben der Trophäe: Patrick Mahomes (l.) und Gimmy Garoppolo Foto: ap

Was war das denn? Eine Werbeveranstaltung für Babystrampler? Das Treffen einer Selbsthilfegruppe von Jogginghosenfetischisten? Oder tatsächlich der Auftakt in die aufgeladenste, durchgeknallteste, bekloppteste Woche im amerikanischen Sportkalender?

Die National Football League (NFL) hatte sich überlegt, anlässlich ihrer „Super Bowl Opening Night“ alle Spieler in einheitliche, blütenweiße Jogginganzüge zu stecken. Als Patrick Mahomes, der Quarterback der Kansas City Chiefs, sein Gegenüber von den San Francisco 49ers, Jimmy Garappolo, und ihre Kollegen dann die extra im Baseballstadion von Miami aufgebaute, überdimensionierte Bühne betraten, ergab das einen absurden, aber auch angemessenen Anblick.

Schließlich sollten die Spieler, die vor ein paar Hundert Millionen Fernsehzuschauern weltweit im Super Bowl die beste Football-Mannschaft der Welt ermitteln werden, nicht nur allesamt ihre Erinnerungen an Kobe Bryant teilen, sondern vor allem reichlich absurde Fragen beantworten. Ein Radioreporter etwa wollte von Mitchell Schwartz, einem der schweren Jungs aus Kansas City, wissen, ob er sich lieber mit einer Ente in der Größe eines Nashorns anlegen würde oder mit drei Nashörnern in Entengröße. Bizarr. Aber wahr.

Diesem bizarren Abend werden noch viele weitere folgen, bis am Sonntagabend in Miami das Endspiel angepfiffen wird. Die Woche ist durchgetaktet mit Presse- und Sponsorenterminen, ganz Miami eine Partyzone. Der Hype ist also derselbe wie immer, wenn die NFL ihre Schaufensterveranstaltung zelebriert, bei der die Halbzeitpausen-Show (diesmal mit Jennifer Lopez und Shakira) und die Länge der Nationalhymne (diesmal interpretiert von Demi Lovato) mitunter wichtiger erscheint als das Spiel selbst.

Ende der Brady-Ära

Aber sportlich gesehen treten wir mit Super Bowl Nummer 54 in ein neues Zeitalter ein: Zum ersten Mal seit 2013 werden weder Peyton Manning noch Tom Brady in der Super Bowl dabei sein. Die mehr als zwei Jahrzehnte währende Ära der vielleicht besten Quarterbacks aller Zeiten scheint endgültig vorbei: Manning ist vor vier Jahren zurückgetreten, Brady überlegt noch, ob er seinem 42-jährigen Körper weiter den brutalen Sport zumuten will.

Bereit, den Staffelstab zu übernehmen, steht Patrick Mahomes. Mit einem Sieg am Sonntag würde der 24-Jährige auch international endgültig zum Aushängeschild der NFL. Sein Spiel ist spektakulär, seine Übersicht und Ruhe einzigartig, sein Auftreten abseits des Platzes sympathisch bescheiden. In den beiden bisherigen Playoff-Spielen hat Mahomes mit seinen Chiefs zwei dramatische Aufholjagden hingelegt und dabei neun Touchdowns erzielt, ohne auch nur einmal den Ball zu verlieren. Auf dem Spielfeld wirkt er, selbst wenn 140 Kilo schwere Verteidiger ihn unter sich zu begraben drohen, stets abgeklärt.

Es hilft, dass Kansas-City-Chefcoach Andy Reid, der endlich seinen ersten Super-Bowl-Erfolg einfahren will, um Mahomes herum eine junge Mannschaft aufgebaut hat, die das Zeug dazu hat, auf Jahre hinaus um den Titel mitspielen zu können. Das allerdings gilt auch für die San Francisco 49ers. Auch deren zentrale Positionen sind besetzt mit Spielern, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Selbst Garappolo kommt mit seinen 28 Jahren jetzt erst ins beste Alter für einen Quarterback, die oft erst jahrelanges Taktikstudium und Erfahrung brauchen, um ihr volles Potenzial entfalten zu können.

Es könnte also sein, dass das Spiel am Sonntag nur ein Vorgeschmack ist. Dass sich Chiefs und 49ers, Mahomes und Garappolo noch viele Male begegnen werden in der Super Bowl. Darauf wetten sollte man aber auch nicht. Es gibt kaum einen anderen Sport, in dem Erfolg so schwer zu konservieren ist wie Profi-Football. Das liegt an den vielen Verletzungen und der Obergrenze für Spielergehälter, die strenger reglementiert wird als in anderen US-Sportligen. Thomas Winkler

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