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Legale Pyrotechnik im VolksparkstadionViel Rauch um fast nichts

Erstmals wurde beim Spiel des HSV gegen den Karlsruher SC unter Aufsicht legale Pyrotechnik gezündet. Viele Ultras überzeugte die Aktion nicht.

Premiere am 8. Februar 2020 im Volksparkstadion: Pyrotechnik wird offiziell abgebrannt Foto: dpa

HAMBURG taz | Der gesamte Akt dauerte gerade einmal drei Minuten. Fans des Hamburger SV durften vor dem Anpfiff des Spiels gegen den Karlsruher SC (2:0) in einem abgesicherten Bereich zwischen Spielfeld und Nordtribüne zehn Rauchtöpfe zünden. Es ist die erste Aktion dieser Art im deutschen Profifußball, die von allen relevanten Institutionen genehmigt wurde. Der HSV, die Polizei, die Feuerwehr, die Brandschutzbehörde der Stadt Hamburg und der DFB haben dem kontrollierten Einsatz von Pyrotechnik zugestimmt – unter Aufsicht eines professionellen Pyrotechnikers.

Aber eine Einweisung über die fachgerechte Anwendung fand wohl nur pro forma statt – die Ultras kennen sich nämlich bestens aus mit Feuer und Rauch, der zwischen allen Parteien für so viel Ärger sorgt und den Vereinen hohe Geldstrafen einbringt.

Allein in den vergangenen beiden Spielzeiten musste der HSV fast eine halbe Million Euro an den DFB überweisen. Zuletzt stritt er mit dem Verband über die Rekordstrafe von 250.000 Euro wegen der Vorkommnisse beim Stadtderby gegen den FC St. Pauli im vorigen Herbst – und erzielte einen Teilerfolg. Die Summe wurde auf 140.000 reduziert. Allerdings legte der DFB dagegen Einspruch ein.

Verglichen mit den üblichen Feuerwerken, die Ultras in Stadien abbrennen, wirkte die erste legale Pyroshow wie ein Kindergeburtstag. Passend zum Motto der Choreografie „Ihr seht schwarz, wir sehen schwarz-weiß-blau! Old School HSV“ stieg blauer und weißer Rauch auf und sorgte in Kombination mit dem Fahnenmeer für einen harmonischen Anblick. Der Doppeltorschütze des HSV, Lukas Hinterseer, fand es „schön anzusehen“, während sich andere Zuschauer im Stadion die Frage stellten, warum um diese Aktion eigentlich so viel Wind gemacht wurde – und was sie mit den normalerweise verbotenen Pyroshows gemein hat.

Ultras bleiben kritisch

Auf den ersten Blick: nicht viel. Tatsächlich ist ein bisschen Rauch nicht das, was die Ultras umtreibt. Die Ultragruppe „Cast­aways“ schrieb in einem Statement „Es geht hier um mehr, viel mehr. Es geht darum, dem Sicherheitswahn des DFB sowie der Kriminalisierung seitens der deutschen Behörden und Medien entgegenzuwirken. Es geht darum, sich nicht vom korrupten und intransparenten Verband das Fan-Dasein diktieren zu lassen. Sich nicht unterdrücken zu lassen, sondern aufzustehen und sich für etwas einzusetzen, bevor es zu spät ist.“

Mit der ersten legalen Pyroaktion sind sich beide Seiten zumindest ein paar kleine Schritte nähergekommen. „Das war ein erster guter Schritt“, sagt der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann, der den gesamten Prozess maßgeblich vorangetrieben hatte. Vor etwa einem Jahr hatte er für Aufsehen gesorgt, als er Pyrotechnik als Teil der Fankultur anerkannte.

Wohin der eingeschlagene Weg jedoch führt, ist unklar. Wird es solche Aktionen nun häufiger geben? Ziehen andere Vereine nach? Und reicht den Ultras bunter Rauch, um sich ernst genommen zu fühlen? „Es würde mich wundern, wenn das der Schlüssel wäre, den Frieden mit den aktiven Fans herzustellen und alle glücklich zu machen“, sagte Sig Zelt, Sprecher des Bündnisses Pro-Fans.

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