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Luisa Neubauer trifft Siemens-ChefVorsicht, Fridays!

Kai Schöneberg
Kommentar von Kai Schöneberg

Gespräche mit DAX-Bossen bringen zwar Prestige, bergen aber auch die Gefahr des Greenwashings.

Will sich mit Siemens-Chef Joe Kaeser treffen: Klimaaktivistin Luisa Neubauer Foto: Christoph Soeder/dpa

E s wäre ein „kleiner Schritt für den Konzern, aber ein großes Zeichen für Australien und den Rest der Welt“: So appellieren Luisa Neubauer und Nick Heubeck von Fridays for Future ausgerechnet in der konservativen Welt an Siemens, sich aus dem australischen Minenprojekt Adani zurückzuziehen. Weil „Australien brennt“, müsse der Riesenkonzern „zur Vernunft“ kommen und seine Beteiligung an einem der größten Kohlebergwerke der Welt beenden, fordern die FFF-Vorderen. Für Siemens (87 Milliarden Euro Jahresumsatz) gehe es nur um läppische 20 Millionen Euro für eine Zugsignalanlage.

Und dann passiert das noch vor Monaten Undenkbare. Das Unternehmen zuckt nicht etwa mit den Achseln und macht im Auftrag seiner Aktionäre weiter Kasse. Konzernboss Joe Kaeser kündigte bereits im Dezember ein Nachdenken über den Auftrag an. An diesem Freitag soll es sogar ein Treffen Kaesers mit Neubauer geben. Gleichzeitig plant FFF eine „Mahnwache“ vor der Siemens-Zentrale in München, bei den Freitagsdemos wird bundesweit gegen den Konzern mobilisiert.

Macht Kaeser die Fridays stark? Füllen die Aktivisten endlich das Vakuum, das die Politik hinterlassen hat? Und: Sind die Fridays schon so salonfähig – oder auch langweilig –, dass sie sich von DAX-Bossen hofieren lassen? Noch ist das alles nicht ausgemacht. Aber: Das Date zwischen Joe und Luisa ist ein Zeichen für das neue Gewicht der noch jungen Bewegung: Die Klimanörgler von der Straße werden nicht nur in Talkshows eingeladen, sondern zunehmend in den Chefetagen der Deutschland AG als Gesprächspartner anerkannt. Nicht umsonst hat sich VW-Boss Herbert Diess vor der Automesse IAA zum öffentlichen Streit mit einer Klimaaktivistin getroffen.

Obacht, FFF! Solche Gespräche bringen zwar Prestige und Publicity. Sie bergen aber auch die Gefahr, dass die PR-Strategen von Siemens die Fridays zum Greenwashing nutzen. Ein Ausstieg des Konzerns aus dem Kohleprojekt wäre nämlich nicht ungewöhnlich – bereits über 60 andere Unternehmen sind raus, weil sie Angst vor Schaden für ihre Reputation und ihre Bilanzen hatten.

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Kai Schöneberg
Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt
Hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz als Leiter des Ressorts Wirtschaft + Umwelt, seit August 2024 im Sabbatical.
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6 Kommentare

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  • auf einzelne Konzerne zu zu gehen und ihre Geschäfte offen zu machen und anzugreifen ist eine wirkungsvolle Politik. Wirkungsvoller, als die Bundesregierung aufzufordern, zu regulieren. Denn effektive Regulierung scheitert an der Macht der Konzerne, die meist verdeckt, hinter den Kulissen wirksam wird. es ist anzunehmen, dass die Konzerne dies durch aus als einen Präzedenzfall begreifen, denn wenn das um sich greift, müssen Sie sich unter Umständen sehr oft mit FFF auseinandersetzen. Genau das bringt nachdenken, macht die Verantwortung der Top Manager deutlich. Da wird der Ball gespielt und da gehört der Protest hin!

  • Liebe Luisa Neubauer, ich habe da aus meinem persönlichen Leben mal eine Anekdote zu erzählen:

    Vor fast 50 Jahren war ich mal ein gewählter Vertrauensmann bei der Bundeswehr, Grundwehrdienst W 15, Pflichtdienst damals. Ich war KDV, wollte also die BW bekämpfen....



    Als der "Spiess" das mitgekriegt hat damals, mit meiner KDV, wurde mir BEFOHLEN, in die Unterofiziersunterkunft umzuziehen. Von da ab hatte ich zwar ein Einzelzimmer + Ruhiges Leben, ABER keinen Einfluss mehr auf meine MITGEFANGENEN ! Der Spiess hat mir damals ins Gesicht gesagt vor der Mannschaft "M - sie sind ein Bürgermeister"....

  • Danke an Herrn Schöneberg für den guten Hinweis.



    Was hindert Siemens dazu, ohne ein Treffen mit FfF entsprechende Maßnahmen zu treffen.



    Wenn die Wirtschaft auch jetzt noch mit "Corporate Social Responsibility" punkten oder seine Aktionäre überzeugen möchte im Sinn von "Tue Gutes und rede darüber.", dann können wir einpacken, weil die Zeit zur Verhinderung der Klimakatastrophe nicht mehr reichen wird.



    Ich meine, Frau Neubauer sollte das Treffen absagen.

  • Solange nicht der Handel mit "Emissionsrechten" zum Hauptthema des Kampfs gegen die Erderhitzung gemacht wird, stehen sie alle auf der gleichen Seite...

  • Nun, ich denke FFF braucht Herrn Schönebergs guten Tipps nicht.



    Kaeser muss auf FFF zugehen, weil ihnen in der Konfrontation ein ziemlicher Image-Schaden droht, ist doch klar. Er muss versuchen, nicht zu verlieren.



    Schönebergs Kommentar hingegen macht den Eindruck, dass er gerne den Ratgeber-Onkel für junge Leute spielen möchte, die politisch fitter sind als er selber. Und was heißt hier "salonfähig", "langweilig" und "hofieren": das trifft gut auf die saturierten Grünen zu, die taz-Freunde, aber doch nicht aber auf FFF.



    Oder sollte Schöneberg etwa diese negativen Worte verwenden, weil er neidisch ist, dass Neubauer und Heubeck in der Welt geschrieben haben und nicht in der ach so ökigen taz (die Siemens-Aktionäre vermutlich eher nicht lesen)?

  • "... bereits 60 andere Unternehmen sind raus, weil sie Angst vor Schaden für ihre Reputation und ihre Bilanzen hatten."

    Die Befürchtung liegt nahe, dass Siemens wegen einer genialen PR Strategie gerne auf relativ läppische 20 Mio Auftragsvolumen verzichtet. Wieso ein Treffen Prestige für FFF bringen würde, ist mir schleierhaft. Es wäre äußerst naiv, zu denken, dass Konzerne wie VW oder Siemens nicht genau wüssten, dass der Zeitgeist nach vermeintlich grünen Ideen verlangt, die bei näherer Betrachtung ohnehin nur dazu dienen, reibungslos Geschäfte machen zu können.