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Areal für Tesla-Fabrik in BrandenburgLand soll Fläche nicht verscherbeln

Die Linkspartei kritisiert die Genehmigung des Verkaufs, weil der Preis unklar ist. Der zuständige Ausschuss genehmigt das Vorhaben trotzdem.

Liebt Autos made in Germany und will deshalb hier welche bauen: Tesla-Gründer Elon Musk Foto: dpa

Berlin taz | Der Haushaltsausschuss des Brandenburger Landtags hat am Donnerstag in einer nicht-öffentlichen Sitzung den Verkauf eines rund 300 Hektar großen Geländes an den US-Autohersteller Tesla genehmigt. „Die erste große Hürde ist genommen“, sagte Finanzministerin Katrin Lange (SPD) nach der Entscheidung. Nach taz-Informationen stimmten sechs Mitglieder für die Genehmigung, fünf enthielten sich. Der Grund für die geringe Zustimmung: der unklare Verkaufspreis für das Areal.

Überraschend hatte Tesla-Chef Elon Musk im November bei der Preisverleihung des „Goldenen Lenkrads“ in Berlin bekannt gegeben, dass das Unternehmen in Brandenburg eine Fabrik für den Bau von E-Autos errichten will. Als Standort ist ein Gebiet bei Grünheide im Kreis Oder-Spree vorgesehen, das dem Land gehört. Dort sollen jährlich bis zu 500.000 E-Autos vom Band laufen. Hergestellt werden sollen zunächst der Elektro-SUV Model Y sowie Batterien und Antriebe. Schon Mitte 2021 soll die Produktion beginnen.

Brandenburgs neue Landesregierung aus SPD, CDU und Grünen beeilt sich, die Voraussetzungen für den prestigeträchtigen Deal zu schaffen. Ministerin Lange hat dem Haushaltsausschuss den Beschluss für die Verkaufsgenehmigung des Geländes vorgelegt, ohne dass der verlangte Preis endgültig feststeht, kritisierte der Landtagsabgeordnete Ronny Kretschmer (Linkspartei), der sich bei der Abstimmung im Haushaltsausschuss enthalten hat.

Bislang existiert zum Wert des Grundstücks nur eine Schätzung des Landesforstbetriebs Brandenburg. Sie sieht einen Preis pro Quadratmeter von 13,50 Euro vor. Das würde für Tesla eine Kaufsumme von insgesamt 41 Millionen Euro bedeuten. Diese Schätzung liege weit unter den Werten, die offiziell für das angrenzende Gewerbegebiet Freienbrink gelten, monierte Kretschmer. Denn dort koste ein Quadratmeter 40 Euro. Auch andere vertragliche Absprachen mit Tesla, etwa zur Weiterveräußerung des Geländes, seien noch nebulös. Sie müssten geklärt werden, forderte er.

Kaufpreis ist noch unklar

Bis zum 31. Januar soll nun ein staatlich vereidigter Gutachter eine Expertise zum Wert des Geländes anfertigen. Der Preis könne höher, aber auch niedriger ausfallen als vom Landesforstbetrieb veranschlagt, sagte Kretschmer.

Trotz der Kritik sind die Linken im Brandenburger Landtag nicht gegen den Bau der Tesla-Fabrik. „Grundsätzlich begrüßen wir, dass sich Tesla in Brandenburg ansiedeln will“, so Kretschmer. „Aber wir würden gerne eine Politik machen, die sich nicht nach Investoreninteressen, sondern selbstbewusst nach Brandenburger Interessen richtet.“ Dazu gehörten neben einem angemessenen Preis für das Gelände auch gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Werk sowie die Einhaltung von Umweltstandards.

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11 Kommentare

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  • Finde ich toll, dass Herr Musk Autos Made in Germany liebt. Aber ich frage mich, wo sind denn diese Autos. VW, Mercedes und Co. produzieren meines Wissens zum größten Teil außerhalb der deutschen Landesgrenzen. Bzw. haben Zulieferer aus dem Ausland.

    Aus der Geschichte geht hervor, das deutsche und amerikanische Autokonzerne immer Hauptakteure der Branche waren. Und vor allem die deutsche Ingenieurs-Kunst in aller Welt bekannt war. Kann man das als Beweis für die Qualität Made in Germany verstehen, die wir fast schon verloren haben?

    Ein Interessanter Beitrag zu diesem Thema habe ich hier gefunden:



    www.madeingermany....zugpferd-automobil

  • Das nächste dolle Großprojekt - nach Lausitzring, Cargolifter und Chipfabrik.



    Jede Wette: In drei, vier Jahren wird ein Tesla-Untersuchungsausschuss die Arbeit aufnehmen...

  • Ich frag mich wo denn jetzt die "Aktivisten" aus dem Hambacher Forst bleiben. In einem trockenen Gebiet wie Brandenburg ist es doch noch viel wichtiger jedes Waldstück zu erhalten. Aber hier sieht man ganz deutlich, das es den Klimaaktivisten wie FFF usw. gar nicht um die Sache geht - wieder was gelernt!

  • Brandenburg, das Land der nachwachsenden Flächen! Die Fläche zu verkaufen, zu welchem Preis auch immer, sie mit öffentlichen Geldern zu erschließen, sie damit zu einem lukrativen Spekulationsobjekt für die Zukunft zu machen, ist nur dumm! Sollte der Hütchenspieler aus irgendeinem Grund (Verzögerung/Umweltauflagen/Arbeitnehmerrechte...) entscheiden, den gesamten Bau oder Teile davon doch nicht zu realisieren, wird er und nicht das Land Brandenburg von der Wertsteigerung profitieren.

    Wenn man schon eine 300 Hektar große CO2 Senke vernichten will, dann sollte zumindest gewährleistet sein, dass die Fläche im Eigentum des Landes verbleibt. Wenn man also schon diesen Schwachsinn durchziehen will, dann sollte die Fläche nur zu einem angemessenen Preis, nur für die Dauer, und nur bei Einhaltung des Betriebszweckes auf Basis der Versprechungen des Hütchenspielers verpachtet werden!

    • @Drabiniok Dieter:

      Welche Wertsteigerung? Die gäbe es nur, wenn die Nachfrage da ist und da ist keine. Schon BMW wollte die Fläche nach Jahren Bedenkenträgerei dann doch nicht haben.

      Und Tesla will 3x dieselbe Fläche aufforsten, das gibt also mehr CO2-Senke als vorher.

      Das ist ja schließlich keine Spekulations- sondern eine Produktionsfläche. Aber wer da sofort mit "Hütchenspieler" kommt, der hat wahrscheinlich eh schon eine Meinung und braucht keine Fakten mehr...

      • @Mustardman:

        Die Wertsteigerung ergibt sich durch die Erschließung, den Bau von Straßen, durch die jetzt schon diskutierte Notwendigkeit für den Bau von Wohnungen, Kitas, Schulen etc. für die dort Beschäftigten und einer Schienenstrecke. Davon profitieren - nicht nur für diese Fläche sondern auch im Umland - primär die Immobilienbesitzer/-eigentümer und nicht die Landes-oder Kommunalkassen. Also nicht wir - als Gemeinwesen -, die mit unseren Steuern und kommunalen Abgaben diese Wertsteigerung ermöglichen.

        Der Hütchenspieler könnte seine Fahrzeuge auch auf einer gepachteten Fläche produzieren und die Pachtgebühr absetzen.. Nennen Sie mir einen Grund, weshalb ein produzierender Betrieb (oder ein Wohngebäude) nicht auf einer gepachteten Fläche errichtet werden könnte. Mit Ausnahme der folgenden:

        Mit einer Pacht würde sein Unternehmenswert nicht wachsen. Er könnte seine Steuerpflicht nicht über Jahre mit dem Verlustvortrag für den Kauf mindern. Und er könnte künftig keine Gewinne mit der Veräußerung eines an Wert gestiegenen Immobilienbesitzes oder Teilen davon machen.

        Die verschwindende CO2 Senke wird erst in Jahrzehnten durch die "versprochene" Aufforstung ausgeglichen. Sie werden/können auch nicht auf einer vorhandenen betonierten und toten Fläche angelegt werden.

        Wenn Sie nicht nachdenken wollen, dann bleiben Sie doch blauäugig. Gucken sie nur auf die Arbeitsplätze und den erträumten raketenartigen Aufstieg des Landes Brandenburg und diese Variante von "blühenden Landschaften", an denen hauptsächlich der Hütchenspieler profitiert.

        • @Drabiniok Dieter:

          Sie haben mE völlig recht.

    • @Drabiniok Dieter:

      Auch geschenkt ist die Fläche kein Sonderangebot. Sie verleitet dort zu investieren, alle übrigen Flächen und Immobilien steigen dann im Wert. Der gesellschaftliche Nutzen von Investitionen ist riesig und für den Unternehmer mit den meisten persönlichen Risiken behaftet, alle. Vermieter oder Grundbesitzer profitieren nur. Die Infrastruktur verbessert sich für alle. In einem Land wie Deutschland mit massiven staatlichen Hindernissen und Kosten für Unternehmer ist die Flaechenzugabe schon kalkulatorische Notwendigkeit. Herstellen liessen sich Tesla auch in der Türkei, in Polen oder der Ukraine weitaus günstiger. Wer es Marktvorteil sieht in Deutschland zu produzieren, sollte doppelt belohnt werden. Für Porsche mit Tesla ein neues Zeitalter begonnen, daß der VW-Konzern nicht im Griff hat. Zwar wäre es möglich Porsche erfolgreich weiter zu betreiben, aber wer bei VW ist noch so authentisch. So setzt sich Tesla am Aktienmarkt vor Porsche und ist auch auf der Straße schneller. Autodesign ist eigentlich kein Problem. Die Geschichte von Porsche und Tesla ist das Thema. Porsche hat die Lage nicht unter Kontrolle. Der Markt entzieht Porsche Vertrauen. Kann es auch anders sein?

  • Naja, andere Gewerbegebiete sind schon fix und fertig erschlossen und dort steht keine Baumplantage drauf, die man erst abholzen muss. Sowas drückt den Kaufpreis normalerweise enorm, mit guten Gründen. Verscherbeln muss man das aber natürlich trotzdem nicht, eine Expertise ist von daher nicht falsch.

    • @Mustardman:

      P.s.



      Und natürlich sollen alle Beteiligten auch Ihre Bedenken äußern. Ich fände es aber auch gut, wenn diese dann auch einen zielorientierten Lösungsvorschlag benennen, mit dem dieses Problem/diese Aufgabe gelöst werden.

    • @Mustardman:

      DerQuadratmeterpreis IN einen Gewerbegebiet wir immer höher sein... Da passt vermutlich Tesla mit seine Gigafabrik nicht rauf.



      Daneben ist aktuell Wald, wo der Quadratmeter aktuell 0,79 Euro kostet.



      Ich verstehe diese Diskussion nicht.

      Ich würde eher sagen, lernt alle, wie schnell eine Verwaltung arbeiten kann (eigentlich ja auch MUSS) und danach BestPractis für alle anderen Unternehmen in Brandenburg.