: Von der Kaffeefahrt zur Abofalle
Verbraucherzentralen klagen über neue Methoden der Rentner*innenabzocke: Die Betrügerfirmen versuchen es nun online mit angeblich abgeschlossenen Abos
Von Florian Maier
Die gute Nachricht zuerst: Laut den Verbraucherzentralen sinkt die Zahl der Kaffeefahrten, bei denen Senior*innen abgezockt werden. Die schlechte: Betrüger*innen haben sich nun andere Wege gesucht. Oft sind es dieselben Betrugsfirmen, die nun Senior*innen in Abofallen treiben.
Die Senior*innenabzocke kennt viele Wege und Mittel. In den letzten Jahren jedoch seien Kaffeefahrten nicht mehr das größte Problem für die Verbraucherzentralen gewesen, berichtet die Verbraucherzentrale Bremen. Im letzten Jahr gab es dort sogar nur eine einzige Beschwerde über dieses Phänomen. Dabei kamen hier früher zahlreiche Proteste über Kaffeefahrten an, weil viele der Anbieterfirmen ihren Sitz im Großraum Bremen/Oldenburg haben.
Die Kaffeefahrten werden beworben als günstige Busreise zu einem interessanten Reiseziel. Meist kommen die Busse dort jedoch nie an, sondern steuern einen Landgasthof an, in welchem den Rentner*innen allerhand teurer Ramsch verkauft wird. Von demenzstoppenden Matratzen bis hin zu Vitaminpräparaten für über 1.000 Euro scheint alles dabei zu sein. Wenn sich die Opfer weigern, etwas zu kaufen, werden sie unter Druck gesetzt und beleidigt. Meist müssen sie ziemlich viel Zeit auf diesem Landgasthof verbringen, bis irgendjemand die völlig überteuerten Produkte gekauft hat.
Hier reagierte der Staat durch die Einführung eines Widerrufsrechts: Innerhalb von 14 Tagen ab Erhalt der Ware kann man ohne Begründung vom Kaufvertrag zurücktreten. Wurden die Opfer nicht darüber aufgeklärt, haben sie sogar über ein Jahr Zeit, vom Kauf zurückzutreten. Auch durch gezielte Aufklärung von Medien sowie Verbänden wie den Verbraucherzentralen oder dem ADAC wussten viele Senior*innen schon vor Fahrtantritt über die Abzocke Bescheid.
Doch die Betrüger*innen haben sich nun neue Wege gesucht. Dabei werden die Rentner*innen bewusst in Abofallen getrieben. Durch das ungewollte Anklicken von Links oder Werbebannern in Mails oder Apps wird beispielsweise die Handynummer an einen sogenannten Drittanbieter weitergeleitet. Es wird behauptet, der Verbraucher habe ein kostenpflichtiges Abonnement abgeschlossen.
Manche Anbieter verschicken sogar Produkte und behaupten, die Rentner*innen hätten im Internet ein Abo abgeschlossen. Die Adressen ihrer Opfer erwerben sie mitunter durch illegalen Adresshandel. Oft handelt es sich bei diesen Drittanbietern um jene Firmen, die früher Kaffeefahrten anboten, sagt die Verbraucherzentrale Bremen. Den Behörden bleibe dabei nur der Weg, die Einzelfälle zu sammeln, bis eine konkrete Masche der Betrüger*innen erkennbar sei, sagt die Verbraucherzentrale. Sie bleibt am Ball und klärt weiterhin über die Abzocke auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen