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KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER KINDERSCHUTZ-ENGPÄSSEDie Ursachen klären

Es ist gut, wenn der Senat schnell reagiert und weitere Plätze in Kinderschutzhäusern schafft. Doch an die Gründe sollten wir uns nicht zu schnell gewöhnen: Wenn immer mehr Kinder aus Familien genommen werden, gilt es die Ursachen in den Blick zu nehmen.

Da sind zunächst die Veränderungen im Pflegekinderwesen. Eine Familie, die ein Kind kurzfristig aufnimmt, kann oftmals die bessere Lösung sein als eine Institution mit wechselnden Betreuern. Hier muss bald dafür gesorgt werden, dass Plätze in der Bereitschaftspflege frei werden, damit Jugendämter die Wahl haben, welches Übergangs-Zuhause das richtige ist.

Aber warum eigentlich werden immer mehr Kinder aus Familien genommen? Verunsicherte und überforderte Jugendamtsmitarbeiter wähnen sich mit dieser Maßnahme rechtlich schnell auf der sicheren Seite. Ob sie auch für das Kinderseele stets das Beste ist, klärt sich erst viel später.

Deshalb brauchen die Leute vom Jugendamt Zeit – um die Familien aufzusuchen und wirklich passende Lösungen zu finden. Da darf an ambulanten Hilfen nicht gespart werden. Und die Familien? Brauchen mehr unterstützende Netze wie Nachbarschaftstreffs oder Kinder- und Familienzentren. Manchmal sind es erstaunlich einfache Dinge, die überforderten Eltern helfen können.

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