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KZ-Gedenkstätte bricht Führung ab

In Moringen provozierte eine Gruppe bekannter Rechtsextremer und posierte in antisemitischen T-Shirts für ein Foto

Die KZ-Gedenkstätte Moringen im niedersächsischen Landkreis Northeim hat in der vergangenen Woche die Führung einer Gruppe wegen rechtsextremer Provokationen vorzeitig beendet. Die Teilnehmer der Gruppe, die sich laut einer Stellungnahme der Gedenkstätte im Nachhinein „als ausgewiesene und bekannte Akteure rechtsextremer Gruppierungen in der Region“ entpuppt hätten, hätten während der Führung versucht, die Glaubwürdigkeit der Opfer grundsätzlich in Frage zu stellen und die KZ-Haft zu verharmlosen. „Sie zweifelten die Aussagekraft historischer Dokumente an, um gesicherte Tatsachen als manipulierbar darzustellen“, schreibt die Gedenkstätte.

Zudem habe die Gruppe vor der Gedenkstätte für ein Foto posiert. Dafür hätten sie laut Gedenkstätte ihre Jacken geöffnet und den Blick auf bedruckte T-Shirts freigegeben. Auf einem der T-Shirts habe in Frakturschrift der Schriftzug „Zensiert!“ gestanden, auf einem anderen sei die Aufschrift „Fuck you Israel“ und ein durchgestrichener Davidstern zu sehen gewesen. Der Staatsschutz ermittelt.

Grad des Sagbaren verschoben

„Es war die Absicht, den Grad des Sagbaren zu verschieben“, sagte Gedenkstättenleiter Dietmar Sedlaczek am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Es sei darum gegangen, mit Bezugnahme auf die Meinungsfreiheit die KZ-Haft zu verharmlosen und die Opfer zu diskreditieren. In der Vergangenheit habe es Hakenkreuz-Schmierereien gegeben. „So etwas haben wir aber noch nicht erlebt.“ Die vierköpfige Gruppe sei zunächst nur wegen teilweise militärischer Kleidung aufgefallen.

Ähnliche Vorfälle gab es auch an anderen Orten, die an die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Millionen von Holocaust-Opfern erinnern. So hatte die Gedenkstätte Buchenwald in Thüringen Anfang dieses Jahres berichtet, dass die Zahl der Zwischenfälle mit rechtsextremem Hintergrund in der vergangenen Zeit zugenommen habe. (dpa/taz)

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