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heute in hamburg„Nach politischen Fehlern fragen“

Buchvorstellung und Diskussion „Kantine3000: Über Sinn und Unsinn linker Militanz“ mit Andreas Blechschmidt und seinem Buch „Gewalt. Macht. Widerstand“: 19 Uhr, Rote Flora, Schulterblatt 71

Interview Katharina Gebauer

taz: Herr Blechschmidt, warum braucht es ein weiteres Buch über den G20-Gipfel?

Andreas Blechschmidt: Das Buch entstand als Reaktion auf die politische Rezeption der G20-Proteste. Weder die Polizei noch die Politik gingen kritisch mit ihrem Vorgehen um. Aber auch die radikale Linke hat sich meiner Meinung nach nicht genug mit der eigenen Rolle auseinandergesetzt. Das sehe ich als Defizit, möchte aber nicht nur meckern, sondern ein Diskussionsangebot schaffen, das wir brauchen, um politisch weiterzukommen.

Waren die Aktionen der G20-Gegner denn gar kein Erfolg gegenüber der Repression durch die Polizei?

Doch. Die Gegenproteste haben es ja durchaus geschafft, die Berichterstattung zu dominieren. Aber dabei sind unsere inhaltlichen Anliegen, die fundamentale Ablehnung der G20-Politik, zu wenig wahrgenommen worden. Am Ende wurden auch nicht mal mehr die systematischen Rechtsbrüche der Polizei thematisiert. Und Olaf Scholz konnte behaupten, es habe keine Polizeigewalt gegeben. Da müssen wir uns schon als Akteurinnen und Akteure der Gegenproteste fragen, ob wir nicht auch politische Fehler gemacht haben.

Warum hat sich die radikale Linke nicht damit auseinandergesetzt?

Daniel Bockwoldt/dpa

Andreas Blechschmidt, 54, ist seit 30 Jahren Aktivist in der Roten Flora.

Nach G20 gab es einen großen Druck, die Polizei richtete die Soko Schwarzer Block ein. Von staatlicher Seite wurde das Bild bloßen Terrors und Gewalt behauptet, Menschen kamen mit hohen Haftstrafen ins Gefängnis. Das machte es schwierig, darüber öffentlich zu streiten. Es gab natürlich öffentliche Stellungnahmen und Broschüren, aber ich habe bisher keine wirkliche Debatte wahrgenommen.

Welchen inhaltlichen Fokus setzen Sie in Ihrem Buch?

Ein Schwerpunkt liegt auf der Rolle der Militanz als politisches Mittel. G20 fungiert da als Kristallisationspunkt, sich innerhalb der Szene zu fragen, wo wir politisch stehen. Wir haben es nicht geschafft, G20 zu verhindern, aber auch kein nachhaltiges öffentliches Bewusstsein geschaffen, dass diese Institution gar keine Berechtigung hat. Denn der Fokus der Medien lag nur noch auf der Diskreditierung der Gegenproteste, die Bezugnahme zu politischen Inhalten wurde unterschlagen. Das ist Teil des Problems und muss diskutiert werden, um eine klare Position zu entwickeln.

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