Gesundheit im Sport: Auf die Birne
Laut einer Studie der Universität Glasgow erkranken Profifußballer überdurchschnittlich oft an Demenz. Wie reagieren die Verbände wohl darauf?
Boxer und Football-Spieler haben ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. Im Boxsport gibt es dafür sogar eine eigene Bezeichnung – Dementia pugilistica; beim American Football spricht man von einer chronisch-traumatischen Enzephalopathie, kurz CTE. Das ist seit Jahren Thema und auf den ersten Blick, meint man, auch nicht verwunderlich: Schläge auf die Schläfe und wilde Kopfstöße sind sicherlich nicht gedächtnisfördernd. Eine Studie der Universität Glasgow fand nun heraus, dass auch Profifußballer ein bis zu dreieinhalbfach erhöhtes Risiko haben, an einer neurodegenerativen Krankheit zu sterben.
Unter solche Krankheiten fallen beispielsweise Parkinson, ALS, an dem etwa der Astrophysiker Stephen Hawking litt, oder andere Motoneuronerkrankungen; die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, ist sogar um das Fünffache erhöht. Die Forscher fanden zudem heraus, dass die Fußballspieler im Vergleich zur Restbevölkerung seltener an Lungenkrebs oder Herzleiden sterben. Außerdem ist ihre Chance größer, das siebzigste Lebensjahr zu erreichen.
Untersucht haben die Wissenschaftler die Todesursachen von insgesamt 7.676 männlichen, ehemaligen Profifußballern aus Schottland und sie mit 23.000 Verstorbenen aus der allgemeinen Bevölkerung verglichen. Die Spieler wurden alle zwischen 1900 und 1976 geboren. Gefördert wurde die Studie von der Football Association (FA) und der Spielergewerkschaft Professional Footballers’ Association (PFA). Die Ergebnisse wurden am Montag im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Es sei die bisher größte Studie zu neurodegenerativen Erkrankungen im Profisport, sagte Dr. Willie Stewart, neuropathologischer Leiter der Studie, in einer Mitteilung der Universität Glasgow. Die Wissenschaftler forderten die globale Fußballgemeinschaft auf, sich tiefer mit diesem Thema zu befassen und weitere Studien durchzuführen, um künftig Risiken einer Demenzerkrankung im Profifußball zu minimieren.
In Deutschland kam das Thema Demenz und Fußball immer nur sporadisch auf, etwa durch die Alzheimer-Erkrankung von Rudi Assauer, der im Februar dieses Jahres an den Folgen seiner Krankheit verstarb, oder die Demenzerkrankung von Gerd Müller. Die Studie der Universität Glasgow legt nahe, dass dies nur die prominente Spitze des Eisbergs ist und sich noch viel mehr Fußballer durch ihre sportliche Aktivitäten einem erhöhten Demenzrisiko aussetzen.
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