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Vegetarische und vegane ErnährungFleischlos, aber jede Menge Müll

Oft sind vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte in nur kleinen Mengen verpackt. Das verursacht jede Menge Plastikmüll.

Wer's mag… Foto: Westend61/imago images

Berlin taz | Fleischlose Salami, Mortadella und Leberwurst gibt es im Supermarkt zwar immer häufiger, doch fast alles davon ist in Plastik verschweißt und wird oft auch nur in kleinen Mengen angeboten. In einer Packung mit veganem Aufschnitt der Firma Veganz etwa, einem Großhändler für vegane und vegetarische Lebensmittel, sind gerade einmal 80 Gramm enthalten. Und auch die vegetarische Salami der Firma Rügenwalder Mühle wird nur mit acht Scheiben verkauft. Wer sich also im Supermarkt mit veganen oder vegetarischen Produkten zudeckt, kauft auch jede Menge Plastikmüll.

Kleine Verpackungen würden von Verbrauchern nach wie vor stark nachgefragt werden, rechtfertigt sich Jörg Bunk, Leiter der Rügenwalder Mühle. Ein Grund dafür sei, dass es „immer mehr kleine Haushalte mit dem Wunsch nach kleineren Verpackungen“ gebe. Und auch bei größeren Haushalten werde mehr Abwechslung gewünscht.

Während man bei fleischhaltiger Wurst auf die Frischetheke ausweichen kann, ist das bei vegetarischen und veganen Aufschnitten nicht der Fall. Doch warum gibt es noch keine unverpackte und fleischlose Wurst an der Theke im Supermarkt?

„Wenn Fleischersatzprodukte und insbesondere pflanzenbasierte Fleisch­ersatzprodukte auch an der Frischetheke im Supermarkt erhältlich wären, würde dies womöglich mehr Konsumentinnen überzeugen, entsprechende Produkte zu kaufen“, vermutet Florian Antony, Experte für Produkte und Stoffströme am Öko-Institut, einem privaten Umweltforschungsinstitut. Aus Umweltsicht sei das durchaus sinnvoll. Zugleich weist er darauf hin, dass auch Frischetheken, wie sie derzeit in den meisten Supermärkten vorhanden sind, nicht komplett ohne Verpackung auskommen. Grundsätzlich gebe es noch „viel Forschungs- und Entwicklungsbedarf bei der Handhabung veganer und vegetarischer Fleischersatzprodukte“, meint Antony.

Einige Geschäfte sind kreativ

Bei l’hebivore, einem Geschäft für selbst hergestellte Bio-Fleischersatzprodukte in Berlin, seien die Produkte hinter der Theke anfangs tatsächlich alle unverpackt gewesen, sagt Geschäftsführer Eric Koschitza. Nachdem die Veggi-Wurst allerdings in Luftkontakt kommt, halte diese nur noch etwa eine Woche. Unverkaufte Produkte würden rasch verschimmeln. Deshalb sind die Produkte nun wieder in Plastik verpackt. Nur wenn einmal die Woche neue „Wurst“ aufgeschnitten wird, können Kunden mit Tupperdosen vorbeikommen und unverpackt einkaufen. Das hätten bislang aber nur wenige genutzt.

Immerhin: Einzelne Geschäfte sind bereits kreativ geworden. In der Berliner „Vetzgerei“ werden vegetarische Fleischsalate oder auch Steaks beispielsweise in Pfandgläsern verkauft. Andere Produkte werden in Bioverpackungen aus Maisstärke oder in Einschlagpapier verpackt.

Raimund Esser, Sprecher der Rewe-Markt GmbH in Köln, meint, der Markt für vegane und vegetarische Produkte sei noch zu klein. Er hält es für „absolute Zukunftsmusik“, fleischfreie Wurst an der Frischetheke anzubieten. „Das würde einen Aufschrei bei den Vegetariern und Veganern geben, wenn die fleischlosen Produkte an der gleichen Theke wie die Wurst liegen würden“, vermutet Esser zudem.

Um Kontaminationen zu vermeiden, müsste also eine separate Theke gebaut werden. „In zehn Jahren sieht das aber vielleicht anders aus. Meine Kinder essen ja auch schon kein Fleisch mehr.“

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8 Kommentare

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  • Wer als kleiner Haushalt (bspw. Single) kleine Packungen beforzugt, der ernährt sich auch nicht aus ökologischen Gründen vegetarisch oder vegan, sondern weil er einfach Tiere lieb hat. Umweltbewusstsein und vegarismus sind leider sehr oft zwei Paar Schuhe.

    Ich finde es zum Kotzen, dass für 100, 200g Lebensmittel immer eine dicke Schachtel Kunststoff anfällt - eimal mehr, wenn sich das Lebensmittel mehr als eine Woche hält. Warum muss ein Frischkäse oder ein Häufchen Eiersalat so eine dicke unverwüstliche Schachtel haben und ein Joghurt kommt mit einem dünnem Becher aus? Rein aus Gründen der Vermarktung, um ein scheinbar möglichst wertiges Stück Nahrung anzubieten. Hier muss politisch was passieren. Die Konzerne werden gar nichts dagegen unternehmen ...

  • Mir ist neu das Fleisch-Ersatz Produkte die gesamte Vegane Ernährung darstellt , sondern eher ein geringer Anteil dessen ist. An einem Gemüse Regal kann ich mittlerweile sehr gut Verpackungsfrei einkaufen. Man kann da gerne in die Läden gehen und die 8 Ersatz Produkte die in kleinen Mengen Plastik verpackt drin stehen anprangern. Man muss halt nur die 1000 in kleinen Mengen verpackten , Wurst , Wiener, Speck, Käse... ausblenden vor allem bei den teureren Marken. Auch organisiert man an der Verpackungs freien Fleischtheke den Besuch so das da nix verpackt werden muss, man nimmts dann in der Hand mit...:-)

    Bei allem Respekt, aber bei Veganismus geht es nicht darum besser zu sein als andere ,oder Perfektion. Gründe gibt es viele ob Gesundheit, Ökologie, Tier Leid zu vermeiden nach jedem seiner Möglichkeiten . Wenn man es nicht möchte muss man es auch nicht da kein Zwang.

    Fazit da ich jetzt doch arg ab schweife , man sollte wenn man sich auf Verpackung im Veganismus ein schießt , vielleicht auch die restlichen Bereiche anschauen und vergleichen. Hier wird nur eine sehr einsichtige Darstellung präsentiert um zu polarisieren:-)

  • Die Fleischersatzprodukte werden nicht ausschließlich von Veganern konsumiert. Es dient mehr als gelegentlicher Genuss und nicht als Hauptbestandteil dieser Ernährungsform. Ausserdem helfen sie vielen Menschen in der Umstellungsphase zur pfanzenbasierten Ernährung.



    Es ist richtig das es nicht plastikfrei verkauft wird. Dennoch finde ich es schwach das immer wieder solche Beiträge gepostet werden die den Veganismus schlecht reden zu versuchen.



    Ein deutscher Durchschnittsbürger verzehrt ca. 60kg Fleisch pro Jahr, welches auch sehr viel Müll und co2 produziert. Deshalb lieber mal sich an die eigene Nase packen bevor man auf andere mit dem Finger zeigt!

  • Stimmt. Aber zugleich sind die Regale für konventionelle Fleisch- und Molkereiprodukte in Plaste auch mit geschätzt mindestens 30x soviel Regalmetern ausgestattet wie die Frischetheke.

  • Stimmt leider, es ist schwierig verpackungsarm und vegetarisch/vegan unter einen Hut zu bringen.



    Soyamilch etc immer im Tetrapack, Tofu Seitan immer in Plastik leider. Sahneersatz immer im Tetrapack o.ä.

  • "Ha! Siehste, hab ich doch gesagt! Alles Fake, ey!" - wäre ein möglicher Impuls auf die Überschrift. Danach befriedigen mich die Fakten aus dem Text aber leider nicht...

  • In den kleinen Portionspäckchen merkt man den Preis nicht so, merkt man auch nicht wieviel Verpackungsmüll dabei ist. Die Floskel Fleisch ist zu billig, läßt sich umsetzen in, vegan darf teurer sein. Seperate Theke? Wir sind die Guten, ach was, die Besseren. Wir haben mit dem Pöbel nichts zu tun. Ein Luxusproblem übersättigter Großstädter.

    • @Werner S:

      Die Kontamination mit Multirestenten ist ein reales Problem. Wechseln Sie doch einfach zu den "Guten". Sie laufen dort offene Türen ein.