das portrait: Laura Poothbleibt die Einzige
Wenn von Gewerkschaftsbossen die Rede ist, dann fast immer nur von Männern. Zurecht! Denn an der Spitze von Niedersachsens Gewerkschaften regieren beinahe überall Männer. Nur bei jener für Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist das anders: Die wählte vor zwei Jahren mit Laura Pooth erstmals eine Frau an ihre Spitze. Nun wurde die 41-jährige Oldenburgerin beim Landesdelegiertentag mit 94,8 Prozent der 235 Stimmen wiedergewählt.
Ob sie ein Vorbild ist? „Ja, das kann sein“, sagt Pooth: „Frauen brauchen viel mehr Ermutigung.“ Sie selbst, Tochter eines IG Metallers, wurde 2011 „in den Vorstand geholt“, wie sie das selbst ausdrückt. Sechs Jahre amtierte sie dann als stellvertretende Landesvorsitzende – dann auch die Chefin der knapp 30.000 Mitglieder starken GEW zu werden, erschien ihr irgendwie als logischer nächster Schritt.
Dafür musste die in Gifhorn geborene Haupt- und Realschullehrerin von ihrem durchaus geliebten Beruf lassen. Zwar ist der Posten eigentlich ein Ehrenamt, doch weil sie seit 2012 auch noch Schulhauptpersonalrätin des niedersächsischen Kultusministeriums ist, bleibt ihr zum Unterrichten keine Zeit mehr. Nach ihrem Studium lehrte sie zunächst ein Jahr in einem südafrikanischen Internat, ehe sie nach Selsingen (Landkreis Rotenburg) und später nach Hesel (Landkreis Leer) versetzt wurde. „Ich vermisse meine Schüler!“, sagt Pooth, und dass sie als hauptamtliche Arbeitnehmervertreterin dazu neige, „den Beruf zu idealisieren“.
Dabei erklärte sie bei ihrer Wahl vor zwei Jahren, dass gerade die Arbeitsbelastung der LehrerInnen „ein großes Problem“ sei. Pooths weitere Ziele damals: Keine befristeten Verträge und ein A13-Gehalt für alle. Denn während Gymnasial-, Förder- und BerufsschullehrerInnen einen Sold von A13 bekommen, werden LehrerInnen an Grund-, Haupt- und Realschulen nach A12 bezahlt. All diese Ziele bleiben im Grunde weiter bestehen, auch wenn sie von „ersten kleinen Erfolgen“ spricht. So sei das Weihnachtsgeld erhöht worden, und eine monatliche Zulage von 94 Euro für jene, die nur A 12 bekommen, gibt es auch. Jan Zier
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