: Gärtnern ohne Hand und Fuß
IGA 2017 Eine Gartenausstellung in Marzahn? Für die Grünen ist die Verlegung pure Geldverschwendung
Die Nachricht platzte mitten in die parlamentarische Sommerpause: Anfang Juli wurde bekannt, dass die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2017 nicht wie geplant auf dem Tempelhofer Feld stattfinden, sondern nach Marzahn umziehen soll. Auf der ersten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses nach der Sommerpause gaben sich am Mittwoch vor allem die Grünen verschnupft über den Kommunikationsstil von Senator Michael Müller (SPD).
Dafür entschuldigte sich Müller vor dem Ausschuss – um gleich ordentlich für den Standort Marzahn zu werben: „Die Gärten der Welt sind ein ganz hervorragender Standort“. Dort besitze der Bezirk Entwicklungsflächen, die auf Nutzung warteten. Auch die Infrastruktur sei in Marzahn bereits entwickelt. Eine komplette IGA-Absage mache wenig Sinn: Schließlich seien bereits mehrere Millionen Euro für die Planung ausgegeben worden, und bei einer Absage drohe eine Strafzahlung von einer Million Euro – ganz zu schweigen vom Imageverlust für Berlin.
Auch die ehemalige Umweltsenatorin Kathrin Lompscher (Linke) sprach sich für den Standortwechsel aus. „Eine IGA in Marzahn bringt noch einmal ganz andere Chancen im Bereich der Stadtentwicklung“. Allerdings verlangte Lompscher mehr Informationen zu dem Projekt und – mit Blick auf die Einkommensverhältnisse in Marzahn-Hellersdorf – sozialverträgliche Eintrittspreise. Bisher seien 15 Euro im Gespräch, das sei deutlich zu viel.
Lieber für den Mauerpark
Die stärkste Kritik an der IGA-Verlegung kam von den Grünen: „Wäre es nicht besser, eine Million Euro Strafe zu zahlen und mit dem freien Geld die Gärten der Welt zu sanieren oder es für den Mauerpark zu verwenden?“, fragte Antje Kapek, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen. Das Konzept einer IGA in Marzahn habe weder Hand noch Fuß. Ein Imageverlust drohe also gerade durch den Wechsel des Standorts.
Stadtentwicklungssenator Müller stellte klar, dass der Senat die Marzahner IGA noch nicht beschlossen habe. „Erst danach können wir ein Konzept erarbeiten“. Der Tagesordnungspunkt über den Vorbereitungsstand einer möglichen Internationalen Bauausstellung (IBA) 2020 auf dem Tempelhofer Feld wurde am Mittwoch vertagt. JOK
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