Tatsachen-Krimi mit Heino Ferch: Die Mafiamorde von Gladbach
True Crime, jetzt auch öffentlich-rechtlich. Heino Ferch klärt als Kommissar Thiel die Mafiamorde von Duisburg auf – allerdings nicht in Duisburg.
Heino Ferch ist die Allzweckwaffe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens für alle Kriminalfälle. „Spuren des Bösen“ (ZDF, acht Filme), „Allmen und …“ (ARD, drei Filme) – mit „Die Spur der Mörder“ (ZDF) ermittelt er jetzt in drei Reihen parallel. Bei Hans-Jochen Wagner hieß es noch, dass man sowas beim ZDF gar nicht gerne sehe und er seinen Job als Kommissar an der Seite von „Kommissarin Heller“ (ZDF) hätte aufgeben müssen, um als solcher beim ARD-„Tatort“ anheuern zu können.
Aber Heino Ferch ist eben Heino Ferch. Den Mönchengladbacher Kommissar Ingo Thiel hatte er bereits in „Ein Kind wird gesucht“ (Regie: Urs Egger; Buch: Fred Breinersdorfer, Katja Röder) gegeben. True Crime, jetzt auch im Zweiten. Es ging um den „Fall Mirco“. Im neuen Film (zwei Filme = eine Reihe) klärt Ferch/Thiel nun die „Mafiamorde von Duisburg“ auf (Regie: Urs Egger; Buch: Fred Breinersdorfer, Katja Röder).
Die sind für den Film allerdings nach Mönchengladbach verlegt worden, so weit weg ist das ja nicht (35 km). Aber wer weiß, vielleicht ermittelt Ingo Thiel demnächst auch von Mönchengladbach aus im Fall des mutmaßlich durch einen russischen Geheimdienst ermordeten Georgiers in Berlin?
Auch bei den Mafiamorden sind Täter und Opfer Ausländer. Ferch/Thiel ist nicht allein gegen die Mafia, er bekommt Hilfe. Carla Orlando (Verena Altenberger), Interpol Rom, spricht makelloses Hochdeutsch mit nur leichter österreichischer Einfärbung: „Meine Mama kommt aus Südtirol.“ Marie-Lou Sellem als Sofia Russo, Mutter und Schwester je eines der Ermordeten, kriegt den italienischen Akzent besser hin. Temperamentvoll sind sie alle beide – wie die Südländerinnen eben so sind, vor allem, wenn sie nicht echt sind.
„Die Spur der Mörder“, Freitag, 20.15 Uhr, Arte
Dass hier alle Italiener Deutsch sprechen erinnert jedenfalls an ARD-Reiseziel-Krimis und steht, wie der mitunter arg forcierte Culture Clash der beiden Ermittler, in einem etwas merkwürdigen Kontrast zu dem quasi-dokumentarischen Ansatz der Reihe. Keine wilden Verfolgungsjagden, sondern kleinteilige Ermittlungsarbeit. Geschredderte Dokumente rekonstruieren und Crime Scene Investigation: „Die Berettas sind so kurz, dass mit jedem Schuss das Genmaterial des Täters von der Schmauchwolke mitgerissen wird.“
Die Killer zu fassen ist eine Sache – Carla Orlando will an einen der Bosse rankommen: „Er hat vor 30 Jahren meinen Vater ermordet.“ Dass TV-Ermittler von Befangenheit noch nie etwas gehört haben, ist ja nichts Neues. Allein: In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg – zwischen modischem True-Crime-Format und Mitfühlkrimi alter Schule – den Tod.
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