die gesellschaftskritik: Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einen Supermarkt, und es ist Stille
Eine neuseeländische Supermarktkette führt die sogenannte Stille Stunde ein, um Menschen mit Autismus vor übermäßigen Lärm- und Lichtreizen zu schützen
Im Hintergrund sanfte Dudelmusik, begleitet vom penetranten Piepsen des Kassenbands, Pappkartons, die lautstark aufgerissen und Waren, die eingeräumt werden, darüber Lautsprecheransagen: „Verehrte Kunden, Kasse zwei schließt.“ Aus dem Radio tönen übermäßig freundliche Stimmen, die neuste Rabattaktionen oder Rezeptideen anpreisen. Schnell wird der Einkauf unfreiwillig zum Erlebnis aller Sinne.
Die neuseeländische Supermarktkette Countdown hatte dagegen nun eine ganz fantastische Idee: „Quiet Hours“, also stille Stunden mit gedämpftem Licht und gesenkter Lautstärke an den Kassen und keine Radiomusik. Außerdem sollen nur geringfügig Waren eingeräumt und Regalfächer sortiert werden.
Die Idee kam von einem Mitarbeiter, der einen Sohn mit Autismus hat. Denn der ständige Geräuschpegel in Supermärkten, der für einige Kund*innen einfach nur nervig ist, kann für Menschen mit Autismus zu einem belastenden Stressfaktor werden. „Unser Supermärkte sollen inklusiv sein und alle Neuseeländer und ihre Familien willkommen heißen“, so der Storemanager.
Nach einer anfänglichen Testphase wird nun in 180 Geschäften einmal pro Woche nachmittags für eine Stunde Ruhe sein. Dane Dougan, Geschäftsführer von Autism New Zealand, ist überzeugt: „Es zeigt, dass einige kleine Veränderungen eine inklusivere Umgebung schaffen können, die Menschen nachhaltig beeinflussen wird.“
Die Stille Stunde ist mehr, als nur eine erholsame Werbepause im Supermarkt. Sie zeigt, wie einfach eine inklusive und tolerante Gesellschaft möglich ist, ganz ohne etwas von den eigenen Privilegien aufgeben zu müssen. Inklusion ist ein Konzept, von dem alle profitieren können. Nüchtern betrachtet, ist das grellbunte Produktmarketing in den Regalfächern reizend genug.
Wir entscheiden uns wahrscheinlich nicht eher für eine Packung Nudeln, nur weil unsere Überlegungen mit schlechter Musik unterlegt werden. Wie die positiven Reaktionen der neuseeländischen Kund*innen zeigen, freuen sich auch nicht autistische Menschen über die Stille Stunde im Supermarkt. Sie zeigt: Wir alle können etwas gewinnen, wenn wir mehr aufeinander achten. Und sei es nur eine Stunde Ruhe beim Einkaufen im Supermarkt. Lisa Winter
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