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Politische Haltung im US-BasketballAngst um das Geschäft

Ein NBA-Manager solidarisierte sich mit den Protesten in Hongkong. Doch nun buckelt die US-Basketball-Liga wegen drohender Sanktionen vor China.

Mündiger Athlet? LeBron James soll sich in China nur zum Sport äußern Foto: ap

M einungsfreiheit und politisches Engagement lassen sich prima vermarkten. Der amerikanische Sportartikelhersteller Nike hat entsprechend reagiert, als ihr prominenter Vertragspartner NBA-Superstar LeBron James mit seiner Kritik an US-Präsident Donald Trump viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Vergangenes Jahr ging man mit ihm in Europa unter dem Motto „More than an athlete“ auf Werbetour.

Wenn James nun am Donnerstag und Samstag mit seinem Klub, den Los Angeles Lakers, in China zwei Freundschaftsspiele gegen die Brooklyn Nets bestreitet, werden die Bosse von Nike allerdings alles dafür tun, dass James sich ausschließlich auf den Sport konzentriert und sich mit anderweitigen Äußerungen zurückhält. Denn mit Meinungsfreiheit und politischem Engagement kann man auch jede Menge Geld verlieren. Ein inzwischen gelöschter Tweet eines Klubmanagers der weltbesten Basketball-Liga NBA veranschaulicht das gerade auf beeindruckende Weise.

Daryl Morey, der Manager der Houston Rockets, hatte vergangenen Freitag via Twitter seine Solidarität mit den Demonstranten in Hongkong bekundet, die den wachsenden Einfluss von China fürchten. Die Reaktionen waren harsch. Das chinesische Staatsfernsehen kündigte an, keine Rockets-Spiele mehr auszustrahlen, Chinas Basketball-Verband CBA und Sponsoren erklärten, die Zusammenarbeit mit dem Klub beenden zu wollen. Am Dienstag teilte der staatliche CCTV-Sportkanal mit, auch die Freundschaftsspiele zwischen den Lakers und den Brooklyn Nets in Shanghai und in Shenzhen nahe Hongkong würden nicht gesendet werden. Zudem wolle man grundsätzlich die gesamte Kooperation und Kommunikation mit der NBA überdenken.

Eine Drohung, deren Schlagkraft nicht zu unterschätzen ist. Denn ausgerechnet im texanischen Houston, wo der China-Kritiker Morey zu Hause ist, erlebte die chinesische Begeisterung für die NBA ihre Geburtsstunde und wuchs zu einer kolossalen Größe heran. Im Jahr 2002 verpflichteten nämlich die Houston Rockets den 2,29 Meter großen Chinesen Yao Ming. Seiner prächtigen sportlichen Entwicklung ist es maßgeblich zu verdanken, dass China zum größten internationalen Markt der NBA heranwuchs. Bis zu 400 Millionen Chinesen spielen mittlerweile selbst Basketball, die NBA-Finalserie im Vorjahr verfolgten im Schnitt 40 Millionen Menschen in China live. Im ganzen Land verkaufen etwa 200 „NBA Style“-Modegeschäfte ihre Ware.

„Die Welt verändern“

Angesichts dieser Zahlen scheinen die NBA-Vertreter den Wert von freier Meinungsäußerung nicht allzu hoch veranschlagen zu wollen. Mike Bass, der Chef-Kommunikator der NBA, behauptete nach dem Vorfall, die Liga würde es unterstützen, wenn einzelne ihre Meinung über Themen äußern. In der Tat wurden die Trump-Kritiker in der Liga zuletzt entsprechend unterstützt. Der Vize-Commissioner der NBA, Mark Tatum, sagte damals: „Unsere Spieler und Trainer wissen, dass ihnen eine unglaubliche Plattform zur Verfügung steht, um die Welt zu verändern und sich über Themen, die ihnen wichtig sind, zu äußern.“

Dass diese Äußerung wiederum nicht viel mehr als Marketingsprech ist, offenbaren die Reaktionen der NBA-Vertreter auf das chinesische Muskelspiel. Bass erklärte: „Wir verstehen, dass diese Äußerung viele unserer Freunde und Fans in China tief beleidigt hat. Das ist bedauernswert.“ Morey hat mittlerweile reumütig seinen Tweet bedauert und James Harden, der Ausnahmespieler der Houston Rockets, machte demütig einen Bückling: „Wir entschuldigen uns. Wir lieben China.“

Nike wird seinen Markenbotschafter LeBron James gewiss noch mehr feiern, wenn er dieser Tage in China seinen Mund hält. Schließlich steht der größte Nike-Store außerhalb der USA in Schanghai.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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2 Kommentare

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  • China outet sich langsam als eine existenzielle Gefahr für die Freiheit der Menschen in der ganzen Welt (außerhalb Chinas).

    Momentan scheint es niemanden auf der Welt zu geben (außer China selbst), der diese Entwicklung aufhalten könnte.

    • @Sonntagssegler:

      Natürlich kann man das aufhalten, nur dazu müssten Regierungen das machen, wovon 99% ihrer eigenen Bevölkerung massiv profitieren würden ... den neoliberalen Schwachsinn lassen ... und das wird nicht geschehen!