Nach sechs Todesfällen: USA wollen E-Zigaretten verbieten
In den Vereinigten Staaten häufen sich Meldungen über die Gefahren von aromatisierten E-Zigaretten. Jetzt soll ein Verbot helfen.
BERLIN taz | Die US-Regierung will aromatisierte E-Zigaretten landesweit verbieten. Entsprechende Vorschriften seien bereits in Arbeit, teilte Gesundheitsminister Alex Azar am Mittwoch in Washington mit. Als Grund für den Vorstoß nannte die Regierung den steigenden Konsum der süßlich schmeckenden E-Zigaretten durch Schulkinder. Kurz zuvor war zudem ein Todesfall bekannt geworden, der auf den Gebrauch von E-Zigaretten zurückgeht – der bereits sechste in den USA. Die Vorfälle führte die Regierung jedoch nicht als Begründung an.
Die Richtlinien, die die Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) auf Geheiß der Regierung nun ausarbeitet, sollen künftig alle aromatisierten, nikotinhaltigen E-Zigaretten vom Markt verbannen; einzige Ausnahme seien solche mit Tabak-Geschmack, kündigte Azar an.
E-Zigaretten, die etwa nach Minze, Früchten oder Kaugummi schmecken, sind in den USA besonders bei Minderjährigen beliebt. Zwar ist der Verkauf an Personen unter 18 Jahren in den Vereinigten Staaten – und inzwischen auch in Deutschland – verboten. Doch gab mehr als ein Viertel der Oberschüler im Land bei einer Umfrage der US-Gesundheitsbehörde CDC an, in den vergangenen 30 Tagen E-Zigaretten konsumiert zu haben. In Deutschland sind es nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 4,2 Prozent.
Sowohl in Deutschland als auch in den USA steigen diese Werte seit Jahren. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Präsident Donald Trump die Nutzung von E-Zigaretten als „großes Problem“ – und kündigte nun „sehr strenge“ Vorschriften für amerikanische Hersteller an.
Mehrere Todesfälle nach Konsum von E-Zigaretten
Besorgnis lösen in den USA zudem mehrere bisher ungeklärte Lungenerkrankungen aus, die nach dem Konsum von E-Zigaretten aufgetreten waren. In den vergangenen Monaten häuften sich solche Fälle, viele der Betroffenen hatten Liquids, also die Flüssigkeiten, die beim Rauchen verdampfen, mit dem Cannabis-Wirkstoff THC konsumiert. Der ist in einigen US-Bundesstaaten legal erhältlich. In sechs Fällen führte die Erkrankung zum Tode. Laut CDC wurden bislang rund 450 mögliche Erkrankungen gemeldet.
In Europa sind keine vergleichbaren Fälle bekannt. „In den amerikanischen Liquids sind viele Inhaltsstoffe wie etwa Vitamine enthalten, die bei uns klar verboten sind“, teilte das Bundesinstitut für Risikobewertung auf Anfrage der taz mit. Welcher Inhaltsstoff verantwortlich sei, wisse man bisher nicht.
Nach Angaben des BzgA würden die gesundheitlichen Risiken, die mit dem Konsum von E-Produkten verbunden sind, jedoch häufig unterschätzt. Ob die Bundesregierung für ein ähnliches Gesetzesvorhaben wie dem in den USA empfänglich ist, ist unklar. Das für E-Zigaretten zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ließ eine entsprechende Anfrage der taz bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Leser*innenkommentare
Reyde Lanada
So oder so wird es ein Sieg für die Tabakkonzerne. Ich sehe die schon ihre Hände ob der bald startenden Klagen wegen "passiver Enteignung" reiben.
Was schon ist Investorenschutz.
Andreas J
Das BzgA sollte sich mal in Großbritannien informieren. Dort ist man was Forschung angeht viel weiter und die E-Zigarette wird vom Staat beworben als weniger schädliche Alternative zur normalen Zigarette. In Deutschland werden vom BzgA und vom deutschen Kebsforschungs-Institut ständig bedenken geäußert, obwohl null geforscht wird. Sie haben keine Ahnung. Es ist verantwortungslos eine viel weniger schädliche Alternative zur Zigarette zu verteufeln.
www.youtube.com/watch?v=vSPshZkgiiA
www.youtube.com/watch?v=CDYfeqwf7yM