Republikaner im US-Wahlkampf: Joe Walsh fordert Trump heraus
Walsh gehörte einst zu Trumps ersten und eifrigsten Unterstützer*innen. Scheinbar geläutert, kandidiert er nun für die Republikaner – und gegen Trump.
Ob er wirklich daran glaubt, bei republikanischen Vorwahlen zur Präsidentschaftsentscheidung im November 2020 eine Chance gegen Donald Trump zu haben, weiß nur er selbst. Joe Walsh, 2010 mit massiver Unterstützung der rechten Tea Party für den Bundesstaat Illinois ins Repräsentantenhaus hinein- und zwei Jahre später wieder herausgewählt, verkündete am Sonntag, er werde gegen den Präsidenten antreten.
Jeder in der Republikanischen Partei wisse, dass Trump „unfähig“ sei, es sei nicht zu fassen, dass bislang niemand aufgestanden sei. Bei einem Auftritt im Sender ABC sagte Walsh weiter, der Präsident „steht nicht für das, was wir sind – er steht für das Schlechteste in uns“. Trump lüge „jedes einzelne Mal, wenn er den Mund aufmache“. Er sei „ein Kind“.
Dabei gehörte Walsh selbst einst zu Trumps ersten und eifrigsten Unterstützer*innen – und stand Trump in kruden und rassistischen Äußerungen nicht nach. Präsident Barack Obama bezeichnete er als „Muslim“, verkündete per Twitter, die Schwarzen AktivistInnen von „Black Lives Matter“ sollten bloß aufpassen: Das „wirkliche Amerika“ sei hinter ihnen her. Er unterstützte Trumps Vorschlag der Grenzschließung für Muslime – warum sollte man Scharia-Treue in den USA haben wollen?
Am Sonntag verbrachte Walsh die halbe Sendezeit damit, sich für seine vergangenen Äußerungen zu entschuldigen. Bei Barack Obama, beim Islam und überhaupt. Es sei eine der wenigen guten Folgen von Trumps Präsidentschaft, dass er seine Fehler habe erkennen können. Er habe dazu beigetragen, Trump erst möglich zu machen. Das bedauere er zutiefst, und deshalb wolle er jetzt etwas tun.
Die Wende ist abrupt. Als der 57-Jährige 2012 aus dem Kongress gewählt worden war, begann er in konservativen Radiostationen seine „Joe Walsh Show“ als Moderator und Kommentator – oft kritisiert für rassistische Ausfälle.
Die Kandidatur scheint aussichtslos: 84 Prozent der republikanischen Wähler sind mit Trumps Amtsführung einverstanden.
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