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Deutlicher Einspruch

Zahlreiche DDR-Bürgerrechtler stellen sich gegen die AfD

Aus Dresden Pia Stendera

Im laufenden Wahlkampf in den neuen Bundesländern spielt keine andere Partei so mit der Vergangenheit des Ostens wie die AfD. Auf ihren Wahlplakaten steht mitunter: „Vollende die Wende!“ Dem Anspruch der AfD, den Kampf für Demokratie in der DDR fortzuführen, widersprechen Protagonisten der friedlichen Revolution von 1989 jetzt deutlich.

Sie traten am Dienstag mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit. Ihre Botschaft lautet: „Nicht mit uns: Gegen den Missbrauch der Friedlichen Revolution 1989 im Wahlkampf.“

Das Medienecho fiel breit aus, unter den 110 Personen finden sich viele bekannte Gesichter. Zu ihnen gehören etwa die frühere Bundesbeauftragte für Stasiunterlagen Marianne Birthler, ehemalige DDR-Bürgerrechtler wie Gerd Poppe und Freya Klier aber auch der Schauspieler Jan Josef Liefers und der ehemalige SPD-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

„Das Fass ist schon lang übergelaufen“, sagte Marianne Birthler der taz. Die Idee des Briefes sei nicht aus einer organisierten Gruppe, sondern eher zufällig im Kreise eines privaten Mailverteilers entstanden. „Wenn sich wirklich eine Partei unsere Forderungen von 89 zu eigen machen würden, dann hätten wir ja gar nichts dagegen – Aber dann wäre es eben auch nicht die AfD“, so Birthler weiter. Die Rechtspopulisten stünden nicht für grundlegende Menschenrechte und ein vereintes Europa.

Ihre Überzeugung verpacken die Unterzeichner in deutliche Worte: Die AfD sei eine „Spaltungspartei“ und von Spaltung gebe es in diesem Land genug, heißt es im Brief an einer Stelle.

Noch immer empfängt die Gruppe täglich Mails von Menschen, die gern unterschreiben wollen. Das sei laut Birthler zwar nicht mehr möglich, dafür solle man doch aber den Brief teilen. So könne die Botschaft des Briefs weiterverbreitet werden: „Wir sind viele.“

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