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das portraitDie Grüne Kerstin Andreae wechselt zum Energieverband

Foto: dpa

Dass die Grüne Kerstin Andreae sich noch ein anderes Leben vorstellen kann, eines jenseits der Politik, deutete sich schon vor einiger Zeit an. 2017 zog sich Andreae vom Vizevorsitz der Bundestagsfraktion zurück. Gleichzeitig gab sie die Leitung des wichtigen Arbeitskreises 1 auf, der sich in der Fraktion um Wirtschafts-, Finanz- und Haushaltspolitik kümmert. Da organisierte eine – dieser Eindruck blieb – das eigene Loslassen.

In Zukunft wird sie nicht mehr Wirtschaftspolitik für die Grünen machen, sondern Lobbyarbeit für Energieunternehmen. Andreae, 50, Volkswirtschaftlerin, seit 2002 im Bundestag, soll den einflussreichen Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) führen. Das Präsidium habe einstimmig entschieden, Andreae als neue Hauptgeschäftsführerin vorzuschlagen, teilte der Verband am Montag mit. Der Vorstand soll die Grüne am 13. August bestellen. Bis dahin werde sie sich nicht äußern, so Andreae auf taz-Anfrage. Auch die Pressestelle der Grünen-Fraktion schweigt.

Das ist ein bisschen schade, denn die Personalie wirft durchaus Fragen auf. Ist eine Grüne die richtige Chefin für den Verband, der auch Kohle- und Atomstrom-Konzerne vertritt? Schadet das dem Image der Partei, die Wechsel von der Politik in die Wirtschaft gerne kritisch kommentiert? Vielleicht ist die Nominierung aber auch nur Ausdruck der neuen, fluiden Verhältnisse. Im BDEW sind auch Unternehmen der erneuerbaren Energien organisiert – und die Grünen sind stolz darauf, dass Annalena Baerbock beim Industrieverband BDI total supi ankommt.

Andreae wird den Job gut machen. Die überzeugte Reala aus Baden-Württemberg ist eine glänzende Rednerin, sie verfügt über viele Kontakte in die Wirtschaft und hat einen guten Draht zu Winfried Kretschmann, dem mächtigen Ministerpräsidenten. Idealerweise bleibt sie bei dem Satz, den sie auf ihrer Homepage schreibt: „Eine verantwortungsvolle Ökonomie, die auch an Morgen denkt, schließt Ökologie mit ein.“ Ulrich Schulte

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