piwik no script img

Die NachwendegenerationBananen mit Beigeschmack

Unsere Autorin begreift sich als ostdeutsch – aber erst seit sie mit Vorurteilen westdeutscher KommilitonInnen konfrontiert wird.

Immer noch beliebter Smalltalk unter Wessis auf dem Leipziger Campus: Bananenwitze Foto: Unsplash/Mike Dorner

Wir sitzen auf der Wiese an der Uni­bibliothek und trinken Sternburg. Vor dem Glasgebäude hat sich eine Schlange gebildet. Der Studierendenrat verteilt Werbegeschenke und Studierende stehen an, für Gratisgummibären und Kugelschreiber. „Was gibt’s da?“, fragt einer meiner KommilitonInnen. „Bestimmt Bananen – das ist hier doch Mangelware“, raunt ein anderer, und sie kriegen einen Lachanfall. Müdes Lächeln, dann legt sich meine Stirn in Falten. „Kriegt euch wieder ein, die Mauer ist weg“, denke ich und versuche dabei, amüsiert zu wirken.

Ich bin 20 Jahre alt, geboren in Leipzig, neun Jahre nach dem Ende der DDR, die Jüngste einer siebenköpfigen Familie. Mit dem Abitur in der Tasche leistete ich einen Freiwilligendienst in Peru. Die Distanz zu Deutschland ließ mich das erste Mal über Herkunft nachdenken. Als ostdeutsch verstand ich mich nicht. Mit einer schwedisch-dänischen Mutter und einem Vater aus dem Ruhrgebiet erschien mir diese Bezeichnung falsch. Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Osten blieb aus. Geboren war ich in Deutschland. Das reichte.

Meine Eltern kamen im August 1993 von Inzlingen nach Leipzig. Mein Vater arbeitete als Architekt, im Osten boomte das Bauwesen. Als er hier Arbeit fand, waren die Nachwirkungen der DDR noch deutlich spürbar: „Am Anfang gab es keine Festnetztelefone. Wenn wir im Büro einen Anruf machen wollten, mussten wir auf der Straße die nächste Telefonzelle aufsuchen“, erzählt mein Vater. „Bei Minusgraden hat die Telefonkarte nicht funktioniert“, erinnert sich meine Mutter.

Als ich zur Welt kam, hatten wir längst ein Telefon im Haus. Dort, wo ich aufwuchs, deutete höchstens noch das traditionelle gemeinsame Pizzaessen mit den NachbarInnen am Tag der Deutschen Einheit darauf hin, dass sie meine Eltern ohne den Mauerfall nie kennengelernt hätten. Die Tradition entstand, weil die befreundeten Familien unserer Straße feiern wollten, dass es ihnen überhaupt möglich war, zusammen zu wohnen. Bei Rotwein und Pizza Funghi freuten sich Ossis und Wessis darüber, dass sie sich getroffen hatten. „Das war unser Ausdruck der Vereinigung“, sagt meine Mutter. Sonst wurde der Osten nie zum Thema – bis ich an die Uni kam.

taz ost

Sechs Wochen im Osten: Vor der Landtagswahl in Sachsen am 1. September 2019 war die taz in Dresden. Seit dem 22. Juli waren wir mit einer eigenen Redaktion vor Ort. Auch in Brandenburg und Thüringen sind bzw. waren wir vor den Landtagswahlen mit unserem #tazost-Schwerpunkt ganz nah dran – auf taz.de, bei Instagram, Facebook und Periscope. Über ihre neuesten Erlebnisse schreiben und sprechen unsere Journalist*innen im Ostblog und im Ostcast. Begleitend zur Berichterstattung gibt es taz Gespräche in Frankfurt (Oder), Dresden, Wurzen und Grimma. Alle Infos zur taz Ost finden Sie auf taz.de/ost.

Da waren plötzlich viele Westdeutsche und ich bemerkte, dass meine Kindheit stärker von der DDR geprägt war, als ich gedacht hatte. Es war für mich normal, mich vor dem Turnunterricht der Größe nach aufzustellen und auf das „Sport meiner Grundschullehrerin „frei“ zurückzurufen. Dieser Gruß der Arbeitersport-Bewegung aus dem 19. Jahrhundert war nach dem Zweiten Weltkrieg im Osten Deutschlands wieder eingeführt worden. Seitdem läutete er Trainingseinheiten in der DDR ein.

Viele meiner LehrerInnen waren in der DDR zur Schule gegangen und behielten ihren davon geprägten Lehrstil bei. Mein Geschichtsunterricht bestand, was die Zeit unter der SED-Diktatur betraf, nie aus abstrakten Lehrbuchabhandlungen. Persönliche Erfahrungen meiner LehrerInnen schafften Bezüge, die meine FreundInnen aus dem Westen nicht besaßen. Erzählungen von der Fabrikarbeit oder die Geschichte eines Bekannten sorgten für Erlebnisberichte, erfüllten Akten von Opfern der Stasi mit Leben und ließen die DDR für uns plastisch werden. Darüber, dass es im Westen anders sein könnte, dachte ich damals nicht nach.

Erst jetzt, wo Bananenwitze eine Auseinandersetzung erzwingen, bemerke ich, dass selbst in der Nachwendegeneration gewisse Erfahrungen weiterleben. Das zeigt sich nicht nur innerhalb einer vermeintlich ironischen Überheblichkeit, mit der über den Osten geredet wird. Bemerkungen über Plattenbauten und rotgefärbte Damenfrisuren sorgen für Amüsement, Witze über DDR-Ferienlager und Südfrüchte erheitern den Smalltalk. Hier und da findet sich eine subtile Form unbewusster Herablassung: „In Stuttgart wäre ich nie mit Jogginghose aus dem Haus gegangen.“ „Oh wirklich?! Also hier gehört das zum guten Ton.“

Erst die Konfrontation mit dem Blick aus dem Westen bewirkt, dass das Ostdeutschsein Teil von mir wird. Ich bemerke, dass meine Erfahrungen andere sind als die meiner westdeutschen KommilitonInnen. Die äußeren Impulse –und Abwertungserfahrungen – verändern meine Identität. In meinem Freundeskreis bin ich die Einzige, für die es im Osten nichts Neues gibt. Kommentare, die die Zustände hier karikieren, würden mir schon deshalb nicht einfallen, weil ich kein Gefühl dafür besitze, was im Westen anders sein könnte.

Spott über Arme

„Waschsalons gibt es aber schon auch bei euch, oder?“, fragte ich neulich unsicher eine taz-Kollegin. Bestimmte Dinge sind für mich so selbstverständlich, dass ich erst jetzt, wo ich erlebe, dass andere sie nicht als normal ansehen, darüber nachdenke, dass sie im Westen anders funktionieren könnten. Dass es sich dabei nicht nur um eine persönliche Erfahrung, sondern um ein kollektives Phänomen handelt, bemerke ich im Gespräch mit anderen im Osten groß gewordenen. Fast alle mussten sich Bananenwitze anhören, die wenigsten hat es kalt gelassen. „Ich habe auch erst bemerkt, dass ich aus dem Westen komme, als ich hierher zog“, sagt mir ein Kommilitone.

Ich frage mich, ob es denn wirklich so schlimm ist, hier zu wohnen. Nein, versichert mir ein Freund aus Baden-Württemberg. Diese Witze seien nur Überspitzungen, die herausstellen sollen, wie gering die Unterschiede eigentlich wirklich seien. „Der einzige triftige Unterschied, der mir aufgefallen ist, sind die Mietpreise“, erklärt er. „So gesehen ist die Lebensqualität im Osten eigentlich sogar höher.“

Den Osten veräppeln, um Vorurteile zu entlarven – mir scheint das ein unglücklicher Weg zu sein. Erstaunlich ist daran, dass gerade linke, studentische Kreise, die sonst politisch hoch sensibel sind und diskriminierende Begriffe niemals verwenden würden, Ostklischees als etwas anzusehen scheinen, über das gern mal gelacht werden darf.

Da ist es zum Klassismus nicht weit, der mit Herablassung auf „die ganzen Thüringen-Assis“ und „pöbelnde Netto-Kunden“ blickt. Verpackt in Witzeleien wirken diese Bemerkungen meiner westdeutschen FreundInnen ironisch, letztlich sind die Kommentare über Menschen, die in der Platte wohnen und allenfalls an der Ostsee Urlaub machen können, aber nichts anderes als Spott über Arme.

Überspitzte Vorurteile

Natürlich gibt es zwischen Ost und West noch grundlegende Unterschiede. Der 2019 auslaufende Solidarpakt als Weiterführung von Aufbau Ost soll das Lebensniveau im Osten ja nicht ohne Grund an das des Westens anpassen. Das Merkwürdige ist der Drang, dieses zum Thema zu machen – und zwar selbst bei denjenigen, die die DDR nie erlebt haben.

Da ist es zum Klassismus nicht weit, mit dem Spott über die Thüringen-Assis

Die einen erheben sich ironisch mit überspitzten Vorurteilen über den Osten, um diesen von ihrer westdeutschen Heimat abzugrenzen. Die anderen – wie ich – identifizieren sich plötzlich als Ossis, weil sie durch diese Abgrenzung überhaupt erst bemerken, dass ihre Erfahrungen andere sind. Wirklich schlimm finde ich diese Witze zwar nicht, verwundern tun sie mich aber dennoch. „Nimm das nicht so ernst“, heißt es dann. Und zur allgemeinen Belustigung antworte ich auf Sächsisch: „Tu isch doch gornisch.“ Das ist meine Immunisierungsstrategie: der Fremdzuschreibung zuvorkommen. Mich zu dem Ossi machen, der ich nie war.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • @Hanne: Danke für deine tollen Beiträge!! Stimme dir zu: die Unterschiede sind da und werden verschwiegen. Ich hab in Dresden studiert, in vielen Schulen hospitiert: - die Hörigkeit - Überheblichkeit, es fängt schon beim Kunstunterricht an; Das ist Schade: Sachsen ist in weiten teilen Autoritär, insb. die Gymnasien: Abwertungen und Konservative Grundstimmung. Bin in Dresden sozialisiert und aufgewachsen, vermisse meine DD Neustadt sehr - wohne seit 10 Jahren im Norden - meine Kinder gehen hier zur Schule etc. Ich sehe den Unterschied und hätte Bedenken, sie in Dresden auf eine Schule zu "geben": lar ist das Quatsch, es gibt tolle Leute in Saxony!!! Logisch!!! trotzdem, denke ich, dass meine Kinder hier im Norde eine "bessere" achtsame und liebevolle Schulsozialisation erhalten, ohne das ich als Mutter da viel dazu tun muss. In Dresden müsste ich pausenlos ergänzen, mit Ihnen über die Schule reden. Als Sozialpäd. aus DD meine ich die Strukturen im Osten zu kennen, mit der CDU ist nichts besser geworden: sächsischer Chauvinismus und "Ostdeutsche Opferperspektive " a la Jana Hensel kommen noch hinzu. Vom Sachsen Mythos abgesehen. Plus: Kriminalisierung der ANTIFA durch die Sächsische CDU. Dresden grüßt seine Gäste! Ein Sachse kennt keinen Schmerz:) Schade: I miss Dresden Neustadt and my friends!!! What a pity,pity, pity, pity.

  • Das ist wohl weniger eine spezifisch ostdeutsche Erfahrung, sondern das übliche coming of age, wenn man/frau das erstemal mit etwas Fremden konfrontiert wird. Ich habe meine Kindheit und Jugend in einem bayerischen Dorf verbracht. Als ich das erste Mal mit 17 nach Bremen kam, war das ein Kulturschock. Alles flach, keine Hügel, Klinkerbau, Kiffen im Café, und ich sprach, was ich bis dahin nicht wusste, "nur" Dialekt. Identität entwickelt sich, wenn sie unselbstverständlich ist - und dann hat mer sie eigentlich scho nimmer.

    • @Heide Gehr:

      "Als ich das erste Mal mit 17 nach Bremen kam, war das ein Kulturschock. Alles flach, keine Hügel, Klinkerbau, Kiffen im Café"

      Sie haben diesen allgegenwärtigen, stechenden und nicht mehr aus der Nase zu kriegenden Fischgestank, der sich wie eine Wolke über die gesamte Stadt legt, vergessen ;)

  • "'In Stuttgart wäre ich nie mit Jogginghose aus dem Haus gegangen.' 'Oh wirklich?! Also hier gehört das zum guten Ton.' "



    Solche Sprüche zeigen doch nur die Zwanghaftigkeit schwäbischer Sozialisation. Städte wie Berlin und Leipzig erleben nicht zuletzt wegen der weit reichenden Toleranz gegenüber Vorlieben und "Macken" ihrer Bewohner so großen Zulauf. Die in Teilen verhaltensgestörten schwäbischen Zuwanderer (Gehweg wischen - wer denkt sich so'n Scheiß aus?) mögen zwar zu Wohlstand gekommen sein, sollten sich bezüglich Coolness und Individualität aber deutlich zurückhalten. Manche Wortmeldungen übertünchen vllt. nur die Einsicht in die eigene Dürftigkeit.



    "Der Osten" sollte nicht so zimperlich auf Witzeleien von aussen reagieren, schließlich haben die Ostfriesen die ganzen Witze auch mit Würde überstanden. Und es würde guttun, wenn öfter mal verbal-salopp zurückgehauen wird, dann können alle darüber lachen. Dazu muss man zuerst auch bereit sein, die eigene Sozialisation als solche anzunehmen und sich nicht von dahergelaufenen "Edel-Abstammungen" die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Dafür gibt es im Osten keinen Grund!

  • "Es war für mich normal, mich vor dem Turnunterricht der Größe nach aufzustellen und auf das „Sport“ meiner Grundschullehrerin „frei“ zurückzurufen. Dieser Gruß der Arbeitersport-Bewegung aus dem 19. Jahrhundert war nach dem Zweiten Weltkrieg im Osten Deutschlands wieder eingeführt worden. Seitdem läutete er Trainingseinheiten in der DDR ein."

    Haben Ihnen Ihre Eltern nie gesagt, dass sie das selbst in der Schule so nie erlebt haben und es diese (seltsame) Tradition im "Westen" nicht gab und gibt?

    "Viele meiner LehrerInnen waren in der DDR zur Schule gegangen und behielten ihren davon geprägten Lehrstil bei."

    Vielen Dank für diese Worte, anders habe ich es die vergangenen 15 Jahre leider auch nicht erlebt und leider führt das meiner Meinung nach dazu, dass der Osten leider noch länger das Land von "Ossis" im Gegensatz zu "Wessis" bleiben wird.

    Schauen Sie doch allein mal, jetzt, wo Sie in Leipzig studieren: In Sachsen gibt es z.B. auch keinen AStA, eine unabhängige, demokratische Studentische Selbstverwaltung. Ein StuRa ist was anderes als ein AStA. (StuRa auch in Bayern, oder?!)

    Das fängt schon bei der Wahl von Klassen- und Klassenelternsprechern und deren Funktionen und Rechte in Schulen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR an. Das läuft dort leider alles anders und meiner Erfahrung nach nur in sehr eingeschränkter und einschränkender Form.

    Demokratie von klein auf erfahren und leben können ist so wichtig! Überall.

    Leider gibt es noch viele Unterschiede zwischen Ost und Wesr, die weiter gelebt werden, auch wenn seit fast 29 Jahren vielleicht unter anderem Namen. Vieles ist erklärungsbedürftig, auch heute noch, nicht nur für Nachwendegeborene in D.

    Verständlich ja, aber nicht unbedingt förderlich für ein gemeinsames Deutschland.

    • @Hanne:

      Das alles entspricht sehr meinen Erfahrungen - ich (südwestdeutschlandsozialisiert) bin in den vergangenen inzwischen 9 Jahren, die meine Kinder in Sachsen die Schule besucht(t)en (und davor den Kindergarten...) immer wieder auf die Unterschiede gekommen (Sport frei gehört da unter vielen anderen Dingen auch dazu), und ich habe sehr oft mit großem Bedauern erlebt, wie die Kinder durch die Sozialisation im Bildungssystem leider nicht Selbstwirksamkeit erfahren und erlernen, dass leider schul-demokratische Instrumente in einem Pseudorahmen ausgefüllt werden und divergente Meinungen von Pädagogen unterdrückt werden, statt wertgeschätzt zu werden. Das mag es im Westen sicher auch geben und wahrscheinlich ist es auch ein Stück die Zeit, die gerade Richtung autoritäre Systeme zurückpendelt - aber hier in Sachsen scheint sich niemand groß dran zu stören, von Eltern und SchülerInnen wird das so hingenommen - die Grundmelodie ist anders. Und auch die jungen LehrerInnen haben oftmals einen durch ihre eigene in Schulzeiten erlebte Schulsozialisation geprägte und weiter durch ein Referendariat in dieser Schulkultur weiter ausgeformten Lehr-und Umgangsstil angenommen, der sich im Grundverständnis schon sehr unterscheidet von dem was ich und mein Mann im Süd-und Nordwesten der BRD der 80er Jahre erleben durften. Wir sprechen allerdings mit unseren Kindern darüber. Wie Hanne das auch feststellt, so erlebe ich das auch: meiner Meinung trägt das Schulsystem hier sehr stark dazu bei, gesellschaftliche Unterschiede zwischen Ost und West weiter zu prägen und eine grundlegende fehlende Selbstwirksamkeitserfahrung zu Schulzeiten führt möglichweise zu Ohnmachtserfahrungen und fehlendem Vertrauen in demokratische Prozesse und Institutionen und letzlich dann auch zu sowas wie Pegida. es wäre sehr hilfreich darüber sprechen zu dürfen und nicht über Unterschiede zu schweigen. Bananenwitze sind natürlich doof - aber über die gesellschaftlichen Unterschiede und ihre Ursachen - ja bitte!

      • @Bea:

        Vielen Dank für Ihren Kommentar, ich treffe hier in Sachsen selten Eltern, mit denen ich mich über diese Beobachtungen und Erfahrungen austauschen kann.

        Ich spreche mit meinen Kindern auch darüber und habe auch versucht auf anderen Wegen ihnen Selbstwirksamkeitserfahrungen zu ermöglichen. In den kommunalen Schulen war das leider nicht möglich - im Gegenteil! Ein Jammer.

    • @Hanne:

      >Dieser Gruß der Arbeitersport-Bewegung aus dem 19. Jahrhundert war nach dem Zweiten Weltkrieg im Osten Deutschlands wieder eingeführt worden. Seitdem läutete er Trainingseinheiten in der DDR ein."

      Sie müssen in einem anderen Ostdeutschland aufgewachen sein als ich denn ich musste nie frei rufen und meine Sportlehrerin hatte 30 Jahre Berufserfahrung in der DDR..

      • @Klappstuhl:

        Na, die Autorin hat es - wie sie schreibt (nur ein Zitat in meinem Kommentar) - selbst in Sachsen erlebt und meine Kinder nach 2005 noch ebenso.

        Wo Sie zur Schule gegangen sind, schreiben Sie leider nicht. (Aber vielleicht haben Sie als "HJ" ja auch was anderes gerufen?)

        • @Hanne:

          Wo Sie zur Schule gegangen sind, schreiben Sie leider nicht.

          Erfurt und Suhl

          Aber vielleicht haben Sie als "HJ" ja auch was anderes gerufen?)

          Für seine Initialen kann man nichts. Mit ihrem vorschnellen Kommentar könnten Sie aber auch die Afd wählen schließlich denken viele bei denen ja auch in Schubladen...

        • 0G
          06364 (Profil gelöscht)
          @Hanne:

          @Hanne



          Wenn Sie so demokratisch und weitsichtig sein wollen, wie Sie sich das von unseren LehrerInnen und SchülerInnen angeblich wünschen, müssten Sie zunächst verstehen, dass "die Herrschaft des Staatsvolkes" auch die Erfahrungen, Meinungen und Ansichten der BürgerInnen Ostdeutschlands beinhaltet. Und genau, weil diese Erfahrungen, Meinungen und Ansichten 30 Jahre lang massiv herabgesetzt wurden, erfahren wir alle die erschreckende politische Landschaft, die wir heute haben. Ich bin Lehrer und ermutige meine SchülerInnen dazu, beide Seiten zu respektieren und ihre Komplexität zu verstehen.

          • @06364 (Profil gelöscht):

            Siehe @BEA, es geht nicht nur um Respektieren, es geht um die Unterschiede, die es einerseits nicht geben soll, andererseits nicht angesprochen werden dürfen, es aber doch sehr deutlich gibt.

            Meine Erfahrung ist mit jungen Ost-sozialisierten Lehrern - ebenso wie @BEA, dass sie dennoch anders unterrichten, was vor allem die Persönlichkeitsentwicklung, das Demokratieverständnis und die politische Bildung im Allgemeinen betrifft.

            Und was bitte meinen Sie mit "Herrschaft des Staatsvolkes"?!?

            Nicht zu leugnen ist, dass Ostdeutschland ein Demokratieproblem hat, dort insbesondere Sachsen. Da reicht es nicht "Meinungen zu respektieren". Ich respektiere z.B. keinen Rassismus und schon gar nicht bei Lehrern im Staatsdienst.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die Kommilitonen machen einen etwas vertrottelten Eindruck.

    Und: Aus Stuttgart kommen und die Fresse aufreißen, na das passt.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Diese bestehenden Unterschiede sind auch vielen, die wesentlich älter sind als Nachwendegeborene, nicht klar.

      Ich muss heute als langer im Osten lebender "Wessi" im Westen "erklären".

      Es bringt meiner Meinung nach auch nichts, die bestehenden Unterschiede zu nivellieren oder zu leugnen. Besser wäre es, wenn überall - im Westen und im Osten - drüber gesprochen werden würde. Gerne auch im Norden und im Süden - da gibt es verschiedene Schnittmengen. Aber die politische und schulische Sozialisation ist überwiegend in Ost und West aufgeteilt.

      Die Eltern der Nachwendegeneration haben im Westen z.B. selbst Lehrer gehabt, die aus der 68er Bewegung stammten, sind in den 70er und 80ern der Bundesrepublik mit selbstverwalteten Zentren etc. aufgewachsen und/oder konnten sie nutzen, wenn sie wollten.

      Die gleichaltrigen Eltern im Osten mussten in der Regel in gleichgeschalteten Jugendorganisationen mitmachen und möglichst nicht auffallen, die Eltern in der Partei sein, um den Kindern das Abitur und Studium zu ermöglichen - zwei pro Klasse!

      Im Westen war man auf Demos und hat Räume gefordert, die Oberstufe wurde reformiert und Kinderläden gegründet. All das hatte auch Auswirkungen auf ansonsten konservative Einrichtungen und Menschen in Westdeutschland.

      Da können weder die Menschen aus dem Osten noch im Westen etwas persönlich dafür, aber es gibt diese Sozialisationsunterschiede und die sind definitiv nicht unerheblich.

      • @Hanne:

        Korrektur: "Ich muss heute als langer im Osten lebender "Wessi" im Westen noch viel "den Osten erklären" bzw. die Unterschiede."

  • Danke! Sehr guter Artikel!

    besonders unterstreichen möchte ich:



    "Erstaunlich ist daran, dass gerade linke, studentische Kreise, die sonst politisch hoch sensibel sind und diskriminierende Begriffe niemals verwenden würden, Ostklischees als etwas anzusehen scheinen, über das gern mal gelacht werden darf."



    Das ist auch meine Erfahrung. Es wundert, wie ansonsten um Korrektheit bemühte Menschen beim Thema Osten jegliche Zurückhaltung verlieren.