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Große Träume, wenig Konzept

In Bremen sollen junge Sportler*innen künftig in einem Sportinternat gefördert werden. Die Baupläne stehen. Was fehlt, sind ein pädagogisches Konzept und die Finanzierung für den laufenden Betrieb

Von Inga Kemper

In Bremen gibt es große Pläne, um den Spitzensport voranzubringen. Die Sportstiftung Bremen will ein Sportinternat mitten in der Stadt gründen. Für die jugendlichen Sportler*innen mit und ohne Behinderung soll es 17 Quadratmeter große Zimmer geben, Laufbahn- und sportmedizinische Betreuung. Was bisher fehlt, ist eine gesicherte Finanzierung – und ein pädagogisches Konzept.

Dabei sollen die ersten Appartements in der Bürgermeister-Smidt-Straße schon im Januar 2020 bezugsfertig sein. Wenn das Haus komplett fertig ist, sollen bis zu 48 Sportler*innen im Internat leben. Die Sportstiftung plant das „Haus der Athleten“ gemeinsam mit dem Landessportbund, verschiedenen Sportvereinen und Privatpersonen. Die Kosten für den Umbau des Gebäudes sind durch private Investoren gedeckt. Unklar ist bisher, wer für die Kosten für die Betreuung der Jugendlichen aufkommen soll.

Peter Gagelmann, der Vorstandsvorsitzende der Sportstiftung, sieht die Stadt in der Verantwortung: „Die Stadt Bremen ist dafür zuständig, eine sozialpädagogische Betreuung bereitzustellen, die den gesetzlichen Vorgaben entspricht.“

Doch die Stadt gibt sich zögerlich: Der Pressesprecher der Sozialbehörde, Bernd Schneider, meint, dass es zwar die Aufgabe des Jugendamtes sei, Auflagen zur Betreuung zu machen. Aber „die Grundlage der Finanzierung ist nicht Aufgabe der Stadt“, sagt Schneider. Für die finanzielle Unterstützung des Projekts brauche es eine demokratische Mehrheit in der Bürgerschaft – und einen Plan. Denn um die Unklarheiten bei der Finanzierung und dem pädagogischen Konzept zu lösen, bleibt allen Beteiligten nicht mehr viel Zeit. Am 15. August soll in der Bürgerschaft verhandelt werden.

Dabei ist gerade ein gutes Betreuungskonzept in Internaten wichtig, um Missbrauch oder anderen Straftaten vorbeugen zu können. Zuletzt wurde ein Fall von Körperverletzung an der Flensburger Handball-Akademie öffentlich. Dort gehörte es unter den Jugendlichen zu einem Ritual, Neuankömmlinge mit einer Kneifzange zu quälen. Die Fälle blieben über Jahre unentdeckt, auch weil die Jugendlichen nachts alleine blieben.

Gegenüber der taz wollte sich die Flensburger Akademie nicht äußern. Eine Sprecherin verwies darauf, dass mittlerweile ein „detailliert ausgearbeitetes und genehmigtes Betreuungskonzept vorliegt“ – ohne zu sagen, ob die Jugendlichen nun rund um die Uhr betreut werden.

Auch Lars Figura von der Sportstiftung Bremen will sich im Vorwege nicht auf eine 24-Stunden-Betreuung festlegen. Die Stadt sei verantwortlich. „Die Entwicklung der Trainingskonzepte liegt in der Verantwortung der Sportvereine und die pädagogische Betreuung soll von der Stadt kommen.“

Der Unterhalt des Internats werde jährlich bis zu 250.000 Euro kosten, prognostiziert der Senat in einer Antwort auf eine CDU-Anfrage. Das Geld müssten die Betreiber selbst auftreiben. Profitieren will die Stadt Bremen aber dennoch von dem Projekt: Das Internat „in Bremen könnte zu einem Imagegewinn führen“ – und zu mehr Medaillen.

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