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Hätte nichts gebracht, wenn einer die Aussagen ernst genommen hätte.
Die Polizei kann erst handeln, wenn etwas passiert, weiss ich aus meiner Arbeit beim Kinderschutzbund.
Es geht nur, wenn eine konkrete Bedrohung gegen eine konkrete Person vorliegt.
Es hat weder was mit Blockwart noch Denunziation zu tun, wenn man angedrohte oder angekündigte Kapitalverbrechen meldet. "Ich bringe einen um" ist nicht das Gleiche wie "ich kucke Westfernsehen" oder "der Krieg ist doch schon verloren".
" Anscheinend genügt die Mitgliedschaft im Schützenverein. " Let Me Google That For You § 14 WaffG dejure.org/gesetze/WaffG/14.html
Zitat: „Aber es braucht mehr Bewusstsein dafür, dass keiner, gerade in einer immer komplexer und anstrengender werdenden Welt, nur für sich selbst verantwortlich ist.
Im Augenblick, fürchte ich, muss man schon froh sein, wenn noch irgend jemand genug Bewusstsein hat, wenigstens für sich selber Verantwortung zu übernehmen und nicht alle – wie Facebook – nach einer Mama rufen, die sie doch bitte zwingen mögen zur Vernunft.
Wie abgestumpft man sein kann? So abgestumpft halt, wie man sich machen lässt. Schon klar: Es ist nicht leicht, der Überforderung zu entgehen, ohne unters Bett oder in den Schrank zu kriechen, die Augen zuzukneifen und die Finger in die Ohren zu stecken. Ständig will einer was von einem. Man soll das Unternehmen retten, das einen lausig bezahlt, die Partei, die einen belügt (wenn sie einen nicht einfach ignoriert), das Klima, das im Winter der Psyche und im Sommer dem Gemüse schadet, den Kapitalismus, der sich nicht retten lassen will und nun auch noch seine durchgeknallten Nachbarn. Alles nur, damit die Leute, die sich fürs Machthaben extra hofieren und fürstlich bezahlen lassen, behaupten können, sie wären gute Könige.
Nein, auch ich kann mir kein Gesetz und keine Verordnung vorstellen, die „gegen die Wurschtigkeit hilft“. Denn die „Wurschtigkeit“ ist zwar ein Problem für die Gesellschaft, sie ist aber auch eine Lösung für das Individuum. Wer nicht als nächster los gehen und Leute erschießen will, der muss sich ab und zu ausklinken. Und wer erst mal gemerkt hat, dass Ausklinken der Psyche gut tut, der wiederholt das dumme Spiel. Je länger, in um so rascherer Folge.
„Scheiß auf die Komplexität der Welt!“, sagen die Leute. „Ich hab sie nicht gewollt! Sollen doch die damit zurecht kommen, die uns den Ärger eingebrockt haben mit ihrer Gockelei.“ Ich fürchte nur, so lange die überforderten und überfordernden Ratten nicht aus dem Rad geholt werden, werden sie es weiter (durch-)drehen. Alles ist Psychologie. Und Ratten sind auch nur Menschen.
"Da äußert einer also regelmäßig Suizid- und Gewaltgedanken. Nicht nur einer Person gegenüber, auch andere sollen davon gewusst haben. Und keiner nimmt es ernst. Ernsthaft?"
Hätte vermutlich nichts gebracht, wenn es jemand ernst genommen hätte. Vielleicht eine Gefährderansprache von der Polizei, Angebot für irgendeine Therapie. Mehr geht ja nicht.
Trotzdem stimme ich zu, dass etwas mehr Aufmerksamkeit und weniger Wegschauen an vielen Stellen helfen würde.
Eine Diskussion über ein Paritätsgesetz im Bundestag ist jetzt genau richtig. Denn zukünftig könnte der Bundestag noch männerdominierter sein.
Schüsse auf Eritreer in Wächtersbach: Kaum verhüllte Wurschtigkeit
Deutschland braucht keine neue Blockwart-Mentalität. Nötig ist mehr Bewusstsein dafür, dass keiner nur für sich selbst verantwortlich ist.
Mahnwache in Wächtersbach Foto: dpa
Wie immer ist hinterher die öffentliche Betroffenheit groß. So war es, als die schockierende Mordserie des NSU aufflog (nach nur sechs Jahren); so war es, als im Juni der hessische CDU-Politiker Walter Lübcke erschossen wurde. Und so ist es auch jetzt, nach den Schüssen auf einen Mann eritreischer Herkunft (schon wieder in Hessen). Es wird getrauert und „aufs Schärfste“ verurteilt.
Und dann? Folgen keine Konsequenzen, rennt schon bald der nächste Rechtsextremist los in seiner narzistischen Verblendung und glaubt, er hätte das Recht, seinen kleinherzigen Hass irgendwie zu kanalisieren und gegen andere zu richten.
An Waffen zu kommen, scheint in Deutschland – wie lange wurde hier hochnäsig über die waffenvernarrten Amis die Nase gerümpft –, kein großes Problem mehr zu sein. Man muss sie nicht mal illegal beschaffen, wie der NSU. Anscheinend genügt die Mitgliedschaft im Schützenverein. Ob irgendwelche Verbote hier etwas nutzten, sei mal dahingestellt.
Wirklich beängstigend ist die Gleichgültigkeit, die hinter der Betroffenheit sichtbar wird. Mit der die Leute so nebeneinander her leben. Die sich etwa auch in Lügde zeigte, wo keiner mitbekam, dass ein Dauercamper jahrelang kleine Mädchen missbrauchte. Und die sich jetzt im Fall von Roland K., der in Wächtersbach auf den 26-jährigen Eriteer schoss, drastisch und pars pro toto zeigt. „Er war ein Asylantenhasser“, sagt der Wirt, bei dem K. regelmäßig trank. Und dem er – immer wieder – gesagt haben soll: „Wenn ich gehe, dann nehme ich einen mit.“
Da äußert einer also regelmäßig Suizid- und Gewaltgedanken. Nicht nur einer Person gegenüber, auch andere sollen davon gewusst haben. Und keiner nimmt es ernst. Ernsthaft?
Wie abgestumpft kann man sein? Gut, kein Gesetz und keine Verordnung wird gegen diese Wurschtigkeit helfen. Und am allerwenigsten braucht Deutschland eine neue Blockwart-Mentalität, die dem Nachbarn durch die Gardinen guckt. Aber es braucht mehr Bewusstsein dafür, dass keiner, gerade in einer immer komplexer und anstrengender werdenden Welt, nur für sich selbst verantwortlich ist.
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Schwerpunkt Rassismus
Kommentar von
Ariane Lemme
Autor*in
Themen
Aminata Touré: Wir können mehr sein – Die Macht der Vielfalt – taz Talk