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Das kommtEntspannter auf die Insel

Ich will wieder an die Nordsee, ich will zurück nach Westerland“, sangen die Ärzte 1988 und schoben die Begründung hinterher: „Es ist zwar etwas teurer, dafür ist man unter sich. Und ich weiß, jeder Zweite hier ist genauso blöd wie ich …“ Etwas teurer ist ein Aufenthalt auf Sylt immer noch, den Grad der allgemeinen Blödheit hat länger niemand untersucht – aber eines ist gewiss: Der Weg auf die Insel ist heute schwieriger als dunnemals. Schuld hat, wer sonst, die Bahn: Seit Jahren häufen sich Pannen und Probleme auf der Strecke zwischen Hamburg und Westerland. Die eigentlich schnelle Verbindung zwischen Festland und Nordseeinsel über den Hindenburgdamm ist überlastet und marode, es kommt zu Verspätungen und Zugausfällen. Ein Grund ist, dass mehr Menschen auf die Insel pendeln, weil das Wohnen in Westerland, List und anderen Orten zu teuer ist.

Da die Bahn schwächelt, schauen Reisende auf andere Verkehrsmittel. „Flughafen Sylt im Aufwind“, kalauerte die Presseagentur dpa. 135.000 Menschen werden nach Berechnungen des Flughafen-Geschäftsführers Peter Douven in diesem Jahr einchecken. Dabei hatte der Betreiber nach der Insolvenz von Air Berlin und dem Wegfall von Billigflügen nur noch mit der Hälfte gerechnet.

Aber es gibt noch eine andere Verbindung: per Sylt-Fähre. Die startet in Havneby, der Hafenstadt der dänischen Insel Rømø. Über Dänemark nach Sylt? Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass das nicht gerade der nächste Weg ist. „Ja, es ist etwas weiter, aber viel entspannter“, sagt Birte Dettmers, Geschäftsführerin der Fährlinie. Rømø ist über einen Damm mit dem Festland verbunden, von Havneby geht es bis zu 18 Mal am Tag nach List auf Sylt. „Man hat einen reservierten Standplatz und kann während der Fahrt den Wagen verlassen“, wirbt Dettmers. Auch der Preis sei geringer als für den Autozug aus Hamburg.

Das Angebot zieht nicht nur TouristInnen an, so die Geschäftsführerin: „Viele Lieferungen für Supermärkte oder Handwerker mit ihren Wagen nutzen die Fähre.“ Die Passagierzahlen stiegen seit Jahren.

Im Herbst wird sich die Lage der Bahn zeitweilig noch zuspitzen: Von Ende August bis Dezember finden Baumaßnahmen an der Strecke statt. Im November wird die Strecke mehrmals gesperrt, um Gleise und Weichen zu erneuern. „Um diese Engpässe aufzufangen, haben wir uns etwas ausgedacht“, verrät Dettmers – was genau, stellt die Reederei am Mittwoch auf Sylt vor. Es werden „positive Nachrichten“ sein, so viel war vorab zu erfahren. Übrigens: Wie Anfang dieses Jahres herauskam, wollten die Ärzte eigentlich gar nicht Sylt besingen. Auf einer ersten Version des Liedes geht es um Helgoland. Der Weg dorthin führt traditionell über das Meer.

Esther Geißlinger

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