Die Wochenvorschau für Berlin: Friede Freude Funkturm
In dieser Woche geht am Funkturm nichts mehr, dafür wird an die Loveparade erinnert. Und Neil Young kommt nach Berlin.
Zuerst ein Hinweis für Touristen und all diejenigen, die ihre Heimat gern mal anders, sozusagen mit einem touristischen Abstand betrachten wollen. Denn genau das wird jetzt doch etwas eingeschränkt, die Möglichkeit zu dem Schaut-auf-diese-Stadt. Weil für den dafür notwendigen erhöhten Standpunkt ab heutigem Montag eine Adresse fehlen wird: der Funkturm nämlich mit seinem Restaurant und ebender Aussichtsplattform. Er wird wieder einmal gut sommerlich für Besucher geschlossen. Turnusmäßige Sanierungsarbeiten stehen an. Mitte September wird er dann wieder eröffnet.
Mehr als 18 Millionen Besucher sollen es übrigens seit seiner Eröffnung 1926 gewesen sein. Damit man sich eine Vorstellung machen kann: Würden sich diese Menschen alle aufeinander auf die Schulter stellen, käme man auf eine kilometerlange Zahl, in die wiederum 180.000 Mal der aufeinandergetürmte Funkturm passen würde. Also vereinfacht gesagt, eine ganze Menge, die eigentlich nicht mehr zu überblicken ist.
Und wenn man jetzt diese Menschen alle wieder auf den Boden holt und dort tanzen lässt, dann hat man wohl in etwa die Zahl derer, die da mal inmitten oder auch nur am Rande der Loveparade standen zu ihrer Berliner Zeit. Heute vor 30 Jahren tanzte der Techno-Umzug erstmals durch die Straßen. Damals sollen es 150 Leute gewesen sein bei dieser Sache, die dann zu einem der massenbewegtesten, die Massen bewegenden Wahrzeichen der Stadt werden sollte. Bei der Ausstellung „Dr. Mottes Loveparade“ kann man sich das angucken. Eröffnet wird die Schau bei Nineties Berlin in der Alten Münze, Molkenmarkt 2, natürlich heute.
Und noch mal etwas Musik, eine ziemlich anders gestimmte. Neil Young hat zwar damals bei dem Love-and-Peace-Festival in Woodstock gesungen, bei einer Loveparade aber kann man sich den gern Karohemden tragenden Mann irgendwie nicht vorstellen. Jetzt ist es aber so, dass die Loveparade längst eingestellt ist und Neil Young immer jung einfach weitermacht. 73 soll er mittlerweile sein. Egal. Am Mittwoch spielt er wieder mal in der Waldbühne.
Neil-Young-Konzertgänger wissen, dass das mindestens toll wird. Und sensationell würde es, wenn Young tatsächlich noch mal sein Berlinlied „After Berlin“ spielen würde. Ein Hilfeschrei-Lied, in dem er singt, dass er die Schnauze voll hat und nur noch nach Hause will. Neil Young hat es überhaupt nur einmal live gespielt, 1982, am Ende einer katastrophal verlaufenen Tournee. Er spielte das Lied damals in Berlin.
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