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Kultur im Klohäuschen

Der Verein Mikropol möchte ein Stadtteilzentrum in Rothenburgsort einrichten. Aber das Gebäude gehört dem Bund, der es nicht hergibt. Deshalb ist der Verein jetzt im Toilettenhaus

Von Julika Kott

Vor dem ehemaligen Toilettenhaus am Billhorner Mühlenweg brutzeln vegane Würste auf dem Grill. Der dunkle Himmel trübt keineswegs die Stimmung: Am Samstag zelebrierte die Nachbarschaftsinitiative Mikropol die Eröffnung ihrer neuen Räume in Rothenburgsort.

Doch das ehemalige Toilettenhäuschen ist nur ein Kompromiss, der Verein hat eigentlich größere Pläne für das Viertel. Er möchte das Gelände der ehemaligen Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (BfB) beziehen. Das 12.500 Quadratmeter große Areal am Billwerder Neuen Deich steht bereits seit 2016 leer, Ende 2018 wurde die Behörde aufgelöst. Seitdem herrscht Raum für Spekulationen. Wird die Eigentümerin, die Bundesimmobilienanstalt (BImA) es an die Kommune oder an Privatunternehmen verscherbeln? Bisher steht noch nichts fest.

Seit drei Jahren fordert der gemeinnützige Verein Mikropol die kollektive Nutzung des ehemaligen Brandweinmonopol-Areals durch die Einrichtung eines Stadtteilzentrums. Doch bislang bleibt ihr der Zugang zu dem riesigen Areal verwehrt. Deshalb nimmt die Initiative vorerst mit dem nahegelegenen Toilettenhäuschen Vorlieb.

Die Bundesimmobilienanstalt in Bonn bleibt bezüglich der Pläne, was mit dem Gelände geschehen wird, äußerst vage. Laut Informationen des Nachbarschaftsvereins ist das Gelände eine „Rückhaltefläche für den eigenen Bedarf“. Hin und wieder wird es für Filmdrehs vermietet. Gegenüber der taz konnte ein Sprecher die Frage nach der Zukunft des Areals bis Redaktionsschluss nicht beantworten. Aber der Verein Mikropol ist optimistisch: Eine Gesetzesänderung von 2018 ermöglicht es den Kommunen, bevorzugt und vergünstigt Bundesimmobilien zu erwerben. Zuvor galt: Der oder die Meistbietende gewinnt.

Mit der Wiedereröffnung des seit den 1980ern leerstehenden Toilettenhauses hat Rothenburgsort endlich wieder einen Gemeinschaftsraum. Vor zwei Jahren war das Stadtteilzentrum Die RothenBurg am Vierländer Damm abgerissen worden – ohne Ersatz. Auch die Kulturbehörde schätzt den Einsatz des Vereins für das Viertel und hat den Umbau des Klohäuschens mit 20.000 Euro aus dem Etat für „Kunst im öffentlichen Raum“ unterstützt. „Die Initiative steht beispielhaft für eine sehr vielfältige kreative Entwicklung, die derzeit in dem Stadtteil zu erleben ist“, sagt Enno Isermann, der Sprecher der Kulturbehörde.

Seit 2014 läuft im Hamburger Osten das Senatsprojekt Stromaufwärts an Elbe und Bille, mit dem die Stadt die Lebensqualität in den Vierteln erhöhen möchte. Ohne Stadtteilzentrum, das Anwohner*innen mitgestalten können, ist das unmöglich, findet das Mikropol-Kollektiv.

Aber das Interesse am verwaisten Gelände ist offenbar groß, die Initiative ist nicht die einzige Gruppe, die es gern nutzen würde. So sagte Claas Ricker, Sprecher der Finanzbehörde, am Freitag: „Das Grundstück ist Gegenstand von vielfältigen Nachnutzungsüberlegungen. Dafür ist es erforderlich, die Klärungen mit der Bundesanstalt weiterzuführen. Entsprechende Gespräche mit dem Bund laufen, sind aber nicht abgeschlossen.“

Selbst wenn die Bundesimmobilienanstalt das Areal der Kommune zum Kauf überlassen würde, ist damit nicht gesagt, dass die Finanzbehörde die Räume an Mikropol vermieten würde. Das Überlassen des Areals an eine Baumarktkette oder ein Einkaufszentrum wäre sicher lukrativer. Mit der Erhöhung der Lebensqualität dürfte es dann aber schwierig werden.

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